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Notunterkunft auf dem Campus

TU Chemnitz stellt Sporthalle als Interimsunterkunft für 250 Asylbewerber zur Verfügung - Dauer der Nutzung ist unklar - Mehrere Hilfsaktionen sind angelaufen - DRK und Asylbewerber bedanken sich

Die Technische Universität Chemnitz stellt die Sporthalle am Thüringer Weg als Notunterkunft für etwa 250 Asylbewerber zur Verfügung. Auf Grund der anhaltenden Regenfälle der vergangenen Tage mussten alternative Unterkünfte im Stadtgebiet gefunden werden, da die Zelte auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber am Adalbert-Stifter-Weg in Chemnitz derzeit nicht genutzt werden können. Der Boden ist völlig aufgeweicht. "Wir müssen hier schnell, flexibel und unbürokratisch helfen, denn es handelt sich um eine Notsituation", sagt der Kanzler der TU Chemnitz, Eberhard Alles. Da derzeit vorlesungsfreie Zeit ist, sei die Nutzung der Universitätssporthalle als Unterkunft eine Option, auch wenn dieses Gebäude auf Grund der gegebenen baulichen Mängel, die von den Sanitäranlagen bis zu den klimatischen Bedingungen reichen, für eine derartige Nutzung nur bedingt geeignet sei.

Die Asylbewerber werden in der Nacht vom 18. zum 19. August auf dem Campus erwartet. Kurzfristig werden von der Landesdirektion Sachsen in Kooperation mit dem Landesverband Sachsen des Deutschen Roten Kreuz (DRK) die Bedingungen für deren Unterbringung geschaffen. Dazu wird die Infrastruktur der Zeltstadt, wie Sanitär-, Aufenthalts- und Kühlcontainer vom DRK an die TU-Sporthalle verlegt. Zudem werden vom DRK neue Betten aufgestellt. Die Volkssolidarität liefert die Verpflegung. Für die Sicherheit ist ein Wachschutzunternehmen vor Ort. Unterstützung gaben am Abend auch Mitarbeiter der Niederlassung Chemnitz des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement sowie der Zentralen Universitätsverwaltung der TU Chemnitz, insbesondere des Dezernates Bauwesen und Technik, und der Bereich Universitätskommunikation. Nach Angaben der Landesdirektion Sachsen strömen täglich bis zu 300 Flüchtlinge nach Sachsen, die in Notquartieren untergebracht werden müssen.

Update, 20. August, 11:45 Uhr:

Am Vormittag rollte schwere Technik vor dem Gebäude am Thüringer Weg 11 an, um Sanitär- und Küchencontainer neben der Sporthalle aufstellen zu können. Damit die Fahrzeuge nicht im Erdreich versinken, wurde eine Behelfszufahrt errichtet. "Mitarbeiter des Dezernates Bauwesen und Technik hatten zuvor mit Kettensägen Äste von Bäumen im Umfeld der Zufahrt entfernt, um die nötige Bau- und Bewegungsfreiheit zu schaffen", berichtet Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz. Laut Auskunft der Landesdirektion Sachsen soll die Notunterkunft in der Sporthalle der TU nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge voraussichtlich am kommenden Montag wieder freigezogen werden.

Unterstützung bei der Betreuung der Asylbewerber leistet unterdessen auch die Professur Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Am Donnerstag und am Freitag findet für jeweils 20 Flüchtlinge ein Schnupperkurs Deutsch an der TU statt. Coretta Storz, Germanistik-Studentin und studentische Mitarbeiterin der Professur, vermittelt dort erste Eindrücke in die Sprache: „Es geht erstmal um wenige Worte. Begrüßung, Vorstellung, Zahlen. Dinge, die jeder braucht, wenn er in Deutschland, egal für wie lange, ankommt“, erläutert Storz. „Außerdem geben wir den Flüchtlingen mit viel Farbe und großen Flächen Möglichkeiten, sich auszudrücken ohne Sprache, ohne Zwang, ohne Anspruch, aber mit Raum für Farben-Geschichten“, sagt Storz, die gemeinsam mit weiteren Germanistik-Studierenden bereits einige Erfahrung im Unterricht für Asylbewerber hat: So hat sie nicht nur in einem Asylwohnheim in Chemnitz-Siegmar regelmäßigen Deutsch-Unterricht umgesetzt, sondern auch eine Sprachhilfe für Asylbewerber in Stollberg mit aufgebaut. Der Inhaber der Professur für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Prof. Dr. Winfried Thielmann, betont: „Die Politik muss begreifen, dass Flüchtlinge und Asylbewerber qualifizierten Sprachunterricht brauchen. Ein erster Schritt ist die Sprachhilfe, also die Vermittlung wichtiger Ausdrücke, einiger Sprachinseln.“

Von Prof. Dr. Bernadette Malinowski, Dekanin der Philosophischen Fakultät, war zu erfahren, dass am Institut für Anglistik/Amerikanistik derzeit eine Sammelaktion für englischsprachige Bücher angelaufen sei. Und der Student_innenrat der TU schreibt am Morgen in einer Pressemitteilung, dass er das Deutsche Rote Kreuz auch bei der Sammlung von Sachspenden unterstützt. Interessenten können sich im Stura-Büro melden: Telefon 0371 531-16000, E-Mail stura@tu-chemnitz.de.

Update, 27. August, 10 Uhr:

Die Sporthalle der TU dient vorläufig weiterhin als Notunterkunft für Asylbewerber. Wie lange dies der Fall sein wird, ist derzeit unklar. Verbindliche Aussagen der Landesdirektion Sachsen über die Dauer der Nutzung der Halle als Notquartier gibt es zur Stunde nicht. „Die Universitätsleitung und die Zentrale Universitätsverwaltung erarbeiten deshalb Lösungen, um insbesondere Forschung und Lehre im Bereich Sport – auch mit Blick auf den bevorstehenden Semesterstart – sicherzustellen“, sagt Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz.

Die Mitarbeiter des DRK, die derzeit in der Turnhalle im Einsatz sind, bedanken sich - auch im Namen der dort untergebrachten Asylbewerber - herzlich für die große Welle der Hilfsbereitschaft, insbesondere seitens der Mitarbeiter und Studierenden der TU Chemnitz. Beispielsweise organisiert am 27.8. das Institut für Sportwissenschaften ein kleines Sportfest unweit der Turnhalle.

Weitere Presseveröffentlichungen finden sich im Medienspiegel der TU Chemnitz.

Hinweis für die Medien: Presseanfragen zur Notunterkunft auf dem Chemnitzer TU-Campus beantwortet die Pressestelle der Landesdirektion Sachsen. Kontakt: 0371 532-1010, E-Mail presse@lds.sachsen.de

Hinweise für Personen, die persönlich Unterstützung leisten möchten - als Helfer oder in Form von Sachspenden:

Jegliche Sachspenden (vor allem Männerkleidung, Hosen, Jacken, Schuhe, Taschen, Körperhygieneartikel, etc.) werden gern angenommen in der Kleiderkammer des DRK Chemnitz, Alt-Chemnitzer Str. 26, Eingang Lothringer Straße, 09120 Chemnitz. Öffnungszeiten: Mo,Mi,Fr 9-14 & Di 12-18, Do 12-17

Wer sich als Helfer engagieren möchte, bekommt weitere Informationen an dieser Stelle: Landesverband Sachsen e.V., Bremer Str. 10d, 01067 Dresden, Telefon 0351 4678-0, http://www.drksachsen.de, E-Mail info@drksachsen.de. Spontane Hilfe kann auch bei den Mitarbeitern des DRK vor Ort angeboten werden.

Mario Steinebach
27.08.2015

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Hinweis: Die TU Chemnitz ist in vielen Medien präsent. Einen Eindruck, wie diese über die Universität berichten, gibt der Medienspiegel.