memento STALINGRAD
Konferenzrückblick: Multiperspektivische Betrachtungen der Geschichte, Rezeption und Aktualität der Schlacht an der Wolga
-
Der russische Schriftsteller und Dissident Viktor Jerofejew vor Studierenden der Seminare: „Russland unter Putin“ und „Alexander Kluge“, moderiert von Dr. Eugen Wenzel, Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft (l.) und Dr. Jakob Kullik, Internationale Politik (r.) Foto: Dr. Eugen Wenzel -
Dr. Peter Lieb aus Potsdam stellt den Verlauf der Schlacht von Stalingrad dar, links im Bild das Gemälde „Die Wolgograd-Erfahrung: Die Mühle“ (1977) des Malers Axel Wunsch. Foto: Dr. Eugen Wenze
Vom 27. bis zum 29. Juni 2025 fand im „Alten Heizhaus“ der Technischen Universität Chemnitz die interdisziplinäre Fachkonferenz „memento STALINGRAD – Multiperspektivische Betrachtungen der Geschichte, Rezeption und Aktualität einer Schlacht“ statt. Bei der deutsch- und englischsprachigen Veranstaltung kamen Chemnitzer Forscherinnen und Forscher mit Gästen aus Deutschland und dem Ausland zusammen, um sich ausführlich der Schlacht an der Wolga im Winter 1942/43 zu widmen und miteinander in Dialog zu treten.
Die Konferenz wurde von Prof. Dr. Bernadette Malinowski, Inhaberin der Chemnitzer Professur Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft, eröffnet, die vor allem den wissenschaftlichen Wirkungskreis der Professur absteckte und die Konferenz darin verortete. Daraufhin folgte ein Grußwort des Chemnitzer Bürgermeisters und Vorsitzenden des Hochschulrats der TU Chemnitz, Ralph Burgharts, der unter anderem die aufgrund der aktuellen politischen Situation bloß ruhende und keinesfalls ad acta gelegte Städtepartnerschaft zwischen Chemnitz und Wolgograd, ehemals Stalingrad, betonte und damit die Bedeutung der Konferenz aus dieser besonderen Perspektive hervorhob. Anschließend begrüßte auch Mathias Lindner, Direktor der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz, die Anwesenden und lud sie zur Eröffnung der – thematisch eng an die Tagung angebundenen – Alexander-Kluge-Ausstellung in seinem Hause ein, bevor er – in Anwesenheit des Künstlers – das Gemälde: „Die Wolgograd-Erfahrung: Die Mühle“ (1977) von Axel Wunsch vorstellte. Das Kunstwerk schmückte für die Dauer der dreitägigen Veranstaltung den Tagungsraum und verlieh ihm eine individuelle sowie dem Anlass angemessene Rahmung. Danach ging das Wort an Dr. Eugen Wenzel über, den Organisator des Symposiums, der über die Gründe sprach, die die Tagung bedingt haben, und der sich bei den zahlreichen Unterstützern, allen voran bei der Otto-Wolff-Stiftung, bedankte, die zum Zustandekommen des Projektes entscheidend beigetragen haben. Den Begrüßungsteil abschließend, verlas PD Dr. Christoph Grube von der Chemnitzer Professur Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft das von Prof. Dr. Alexander Kluge zur Eröffnung der Tagung geschickte Grußwort, welches insbesondere die Multiperspektivität der Veranstaltung akzentuiert.
Als thematische Einstimmung waren dem Symposium am Tag zuvor ein Gespräch Chemnitzer Studierender sowie eine öffentliche Lesung und Diskussion mit dem renommierten russischen Schriftsteller und Dissidenten Viktor Jerofejew zum Thema: „Krieg und Frieden“ vorausgegangen.
Die Konferenz gliederte sich in fünf große Themenblöcke: Im ersten Teil beleuchteten Dr. Peter Lieb (Potsdam), Dr. Lyuba Vinogradova (London), Dr. Liudmila Novikova (Heidelberg), Prof. Dr. Stefan Garsztecki (Chemnitz), Prof. Dr. Wolfgang Kissel (Bremen), Prof. Dr. Ian Garner (Warschau) und Dr. Oliver Benjamin Hemmerle, M.A. (Ludwigsburg) die Katastrophe von Stalingrad aus den geschichts- und militärwissenschaftlichen Perspektiven. Im zweiten Teil fokussierten sich Prof. Dr. Rainer Grübel (Oldenburg), Paul Oswalt (Berlin), Prof. Dr. Dirk Rochtus (Leuven) und Dr. Ievgeniia Voloshchuk (Frankfurt/Oder) auf die Rezeption der Schlacht in den literarischen Werken deutsch- und russischsprachiger Schriftsteller. Der dritte Block, vertreten durch Dr. Eugen Wenzel (Chemnitz), Prof. Dr. Hans Richard Brittnacher (Berlin), Marcus Heyduk (Berlin) und Andreas Schwerdtfeger (Berlin), widmete sich der Frage nach der Relevanz Stalingrads für den Schulunterricht sowie nach konkreten schulischen Vermittlungsmöglichkeiten dieses Ereignisses. Psychiatrische und psychologische Blickwinkel auf die Geschehnisse an der Wolga im Jahr 1942/43 brachten anschließend Prof. Dr. Hans-Ludwig Kröber (Berlin) und Prof. Dr. Frank Asbrock (Chemnitz) ein, bevor sich im letzten Block Prof. Dr. Jürgen Heizmann (Montreal), Annegret Zettl, M.A. (Leipzig) und Prof. Dr. Karen Painter (Minneapolis) der Rezeption der Schlacht in Film und Musik zuwandten. Eine besondere Stellung nahm die Podiumsdiskussion ein, die unter reger Beteiligung des Publikums am letzten Abend der Konferenz zwischen Prof. Dr. Jörg Baberowski und Prof. Dr. Harald Welzer (beide Berlin) hinsichtlich der Aktualität Stalingrads geführt worden ist.
Die Publikation der Ergebnisse der Konferenz in Gestalt eines vom Brill-Fink-Verlag herausgegebenen Tagungsbandes ist für das Jahr 2026 vorgesehen. Mitwirkende bei dieser Publikation werden auch einige der vorgesehenen Referentinnen und Referenten sein, denen es leider nicht möglich gewesen war, an der Tagung teilzunehmen.
(Autor: Dr. Eugen Wenzel)
Mario Steinebach
02.07.2025