Science2Industry: Neue Brücke zwischen Forschung und Wirtschaft in Chemnitz
Gelebter Wissenstransfer: TU Chemnitz und Industrieverein Sachsen 1828 e. V. starteten am 23. Oktober 2025 ein neues Veranstaltungsformat
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„Science2Industry“ brachte Vertreterinnen und Vertreter der TU Chemnitz und der Wirtschaft ins Gespräch. Foto: Ines Escherich
Mit dem neuen Format „Science2Industry“ haben die Technische Universität Chemnitz und der Industrieverein Sachsen 1828 e. V. eine Plattform geschaffen, die den Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft auf eine neue Ebene hebt. Die Premiere am 23. Oktober 2025 im „Makerspace Vectorlab“ in Chemnitz machte deutlich, wie groß das Interesse am direkten Austausch über Forschung und industrielle Anwendungen ist.
„Unsere Universität versteht sich als Motor für Innovation und Transfer“, sagte Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Rektor der TU Chemnitz, in seiner Begrüßung: „Die TU hat seit 2017 rund 200 Ausgründungen erfolgreich unterstützt, im Schnitt der letzten drei Jahre über 7,3 Millionen Euro Drittmittel aus der Wirtschaft pro Jahr eingeworben und allein im Jahr 2024 335 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit der Wirtschaft realisiert. Das Ziel besteht darin, den Transfer weiter strategisch auszubauen und Wissenschaft und Wirtschaft noch schneller zueinander zu bringen – wozu das neue Format Science2Industry geradezu prädestiniert ist.“
Auch Katrin Hoffmann, Geschäftsführerin des Industrievereins Sachsen 1828 e. V., hob die Bedeutung dieses neuen Formats hervor: „Mit Science2Industry schaffen wir einen regelmäßigen Treffpunkt, an dem Forscherinnen und Forscher ihre Ideen präsentieren und Unternehmen direkt anknüpfen können. Das ist gelebter Wissenstransfer – praxisnah, dialogorientiert und mit echtem Mehrwert für beide Seiten.“
Im Mittelpunkt des Morgens standen drei Forschungsfelder, die exemplarisch zeigen, wie vielseitig die Chemnitzer Wissenschaft für industrielle Anwendungen ist:
Prof. Dr. Dietrich Zahn, Inhaber der Professur Halbleiterphysik der TU Chemnitz, präsentierte seine Arbeiten zur Raman-Spektroskopie und deren Einsatz in der Medizintechnik. Seine Forschung ermöglicht es, krankes Gewebe in Echtzeit zu identifizieren – ein Meilenstein für die Tumordiagnostik. Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus der Neurochirurgie entwickelt sein Team spektroskopische Verfahren, die mithilfe künstlicher Intelligenz binnen Minuten präzise Ergebnisse liefern sollen.
Prof. Dr. Andreas Seefried, Inhaber der Professur Kunststofftechnik, stellte ein innovatives Verfahren aus der nachhaltigen Kunststofftechnik vor: das reversible Kunststoffnieten. Damit können Kunststoffverbindungen gelöst und wiederverwendet werden – ein wichtiger Schritt hin zur Kreislaufwirtschaft. „Wir müssen Nachhaltigkeit in der Kunststofftechnik neu denken“, so Seefried. „Das Image des Materials kann sich nur verbessern, wenn wir zeigen, dass es auch intelligent und ressourcenschonend genutzt werden kann.“
Prof. Dr. Thomas Basler, Inhaber der Professur Leistungselektronik, zeigte schließlich, wie Leistungselektronik die Energiewende möglich macht – von Windkraft über Photovoltaik bis hin zur Elektromobilität. Sein Fokus liegt auf der Robustheit und Lebensdauer von Halbleitern, die über Jahrzehnte extremen Belastungen standhalten müssen. „Deutschland ist in der Leistungselektronik noch Weltmarktführer“, so Basler, „und wir tun alles dafür, dass das auch so bleibt.“
Nach den Impulsvorträgen nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim gemeinsamen Frühstück die Gelegenheit zum Austausch über mögliche Kooperationen und Projektideen. Die Atmosphäre war lebendig, offen und von gegenseitigem Interesse geprägt.
Strohmeier zeigte sich am Ende der Veranstaltung überzeugt: „Wenn Wissenschaft und Industrie auf Augenhöhe ins Gespräch kommen, entsteht Innovation. Chemnitz ist dafür der ideale Ort – mit einer Universität, die exzellent forscht, und einer Industrie, die den Mut hat, Neues auszuprobieren.“ Auch Hoffmann fasste den Auftakt optimistisch zusammen: „Science2Industry ist mehr als ein Veranstaltungsformat – es ist ein Signal. Wir wollen zeigen, dass Chemnitz seine Zukunft im Miteinander von Forschung, Industrie und Unternehmergeist gestaltet. Wenn alle an einem Tisch sitzen, entstehen Ideen, die wirklich tragen.“
Die Veranstalter kündigten bereits an, dass „Science2Industry“ quartalsweise fortgesetzt wird.
(Autorin: Katrin Hoffmann)
Mario Steinebach
24.10.2025