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Virtuelle Zeitreise durch rätselhaftes Kloster

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Vorhaben mit Beteiligung der TU Chemnitz zur Rekonstruktion der verschiedenen Baustufen des Mildenfurther Klosters – 3D-Simulation soll die verschiedenen Bauschichten und -abschnitte sichtbar machen

Das Kloster Mildenfurth bei Weida im Vogtland gehört zu den kuriosen Bauwerken des deutschen Mittelalters. Erbaut im 12. Jahrhundert als Prämonstratenserkloster wechselte das sakrale Gebäude im Laufe der Jahrhunderte mehrfach den Besitzer und wurde nach und nach in ein Schloss umgebaut. Was Prof. Dr. Christoph Fasbender, Inhaber der Professur Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Chemnitz (TUC) daran interessiert, ist die wechselvolle Geschichte des Bauwerks – und die Spuren, die sich durch die Veränderungen darin eingeschrieben haben.

„Der Anblick, der sich Touristen heute vor dem ehemaligen Kloster Mildenfurth bietet, ist verwirrend: Die monumentale Klosterkirche von circa 1220 wurde unter weitgehender Beibehaltung der Grundformen, der Pfeiler und Kapitelle nach 1540 in ein Schloss umgebaut. Zudem wurden Zwischendecken eingezogen, Kamine eingebaut, eine Küche sowie ein Aborterker und außen herum wurde eine hohe Mauer mit Türmen gezogen. Eine Kirche als Schloss – da schaut kein Tourist mehr durch. Und ganz ehrlich – auch Fachleute rätseln“, fasst Fasbender zusammen.

Diese Verwunderung war der Anlass für ein Forschungsprojekt, das unter dem Titel „Die Welt von gestern sehen und das Heute verstehen: eine „Zeitreise“ durch Kloster und Schloss Mildenfurth“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 150.000 Euro gefördert wird. Hinzu kommen rund etwa 30.000 Euro für begleitende Bauforschung von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie weitere Mittel von Sponsorinnen und Sponsoren für technisches Equipment. Das Projekt läuft seit dem 1. September 2023. Die Federführung liegt bei der Barbarossa-Stiftung in Altenburg.

An dem Projekt beteiligt sind außerdem der E. Reinhold Verlag in Altenburg und die fokus Leipzig GmbH. Hinzu kommen als assoziierte Partner die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) als Eigentümerin von Kloster Mildenfurth und das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.

Die kulturgeschichtliche Erforschung des Klosters ist ein Teil des Projektes – ein weiterer ist die Entwicklung einer virtuellen Simulation, in der zum Beispiel Schülerinnen und Schüler oder Touristinnen und Touristen die verschiedenen Bauschichten des ursprünglichen Klosters und späteren Schlosses visuell nachvollziehen können.

„Wir stellen uns in unserem Forschungsprojekt zum Beispiel Fragen, wie: Welcher Stein wurde von wem verbaut? Welches Fenster von wem eingefügt? Wie sah das Kloster vor seinem Umbau aus? Wie sollte das Schloss aussehen?“, so Fasbender. Mit „Wir“ meint er auch vier Wissenschaftliche Hilfskräfte aus den Studiengängen Germanistik und Europäische Geschichte der TUC, die mit ihm zusammen das Rätsel um die verschiedenen Bauschichten lösen wollen. „Ziel unseres Projektes ist, die Schichten zumindest virtuell wieder zu zerlegen, die Grundformen zu rekonstruieren und mit 3D-Brillen erlebbar zu machen“, so Fasbender.

Mit dem aktuellen Vorhaben kann Fasbender an seine umfangreichen Forschungsarbeiten im Vogtland nahezu nahtlos anknüpfen: „Im Projekt ‚Kulturweg der Vögte‘ haben wir viele Daten zum Kloster Mildenfurth gesammelt. Darunter sind Urkunden, Verzeichnisse, Erzählungen und andere Dokumente. Unsere Aufgabe besteht nun darin, dieses Material neu zu sichten und zu einem Narrativ zu ordnen, das dann von den Technikern ansprechend und familienfreundlich umgesetzt werden kann“, erklärt Fasbender die weiteren Schritte.

Schließlich soll nach Projektende ein sowohl wissenschaftlich innovatives als auch u. a. touristisch attraktives Ergebnis in Form eines digital erlebbaren Klosters Mildenfurth stehen, das die hochspannende Entstehung und Entwicklung dieses für die Region und das Mittelalter wichtigen Zeugnisses mittelalterlicher Bau- und Wohnkunst greifbar macht.

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Christoph Fasbender, Telefon +49 371 531-37866, E-Mail christoph.fasbender@phil.tu-chemnitz.de.

Matthias Fejes
05.09.2023

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