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Chemnitz gilt als die Wiege der Schweißtechnik

Professur Schweißtechnik blickt am 14. und 15. Juni 2022 mit einer Festveranstaltung auf 100 Jahre schweißtechnische Lehre und Forschung in Chemnitz zurück

Vor 100 Jahren wurde an der Staatlichen Gewerbeakademie Chemnitz, einer Vorläufereinrichtung der Technischen Universität, ein Schweißlaboratorium gegründet, das eines der ersten schweißtechnischen Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen in Deutschland war. Anlässlich dieses Jubiläums lädt der Verein zur Förderung der Schweißtechnik an der TU Chemnitz e. V. am 14. und 15. Juni 2022 zu einer Festveranstaltung in das Carlowitz Congress Center Chemnitz ein. Nachdem am 14. Juni eine feierliche Abendveranstaltung mit Festvortrag geplant ist, stehen am 15. Juni mehrere Fachvorträge im Mittelpunkt des Programms. Dabei werden neben dem klassischen Bezug zum „Fügen im Karosseriebau“ auch Themen aus dem Bereich der Luftfahrt („Thermisches Fügen im Triebwerksbau“) und dem medizinischen „Fügen von In-Ohr-Implantaten“ vorgestellt. Zu dieser Veranstaltung sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Weitere Informationen: https://www.tu-chemnitz.de/mb/SchweiTech

Stichwort: 100 Jahre Schweißtechnik in Chemnitz

Eines der ersten Schweißlaboratorien Deutschlands wurde 1922 vom Chemnitzer Professor für Maschinentechnik, Technologie und Wasserwerksbau, Prof. Dr. Paul Schimpke, gegründet. Zu dieser Zeit galt es nicht nur Schweißkonstruktionen zu entwerfen und zu berechnen, sondern vor allem Autogen- und Elektroschweißfachleuten auszubilden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte mit der Gründung der Technischen Lehranstalten Chemnitz ein Neuanfang, zunächst im Lehrbetrieb und in der Ausbildung von Schweißpersonal. Ende der 1950er Jahre begann auch wieder der Forschungsbetrieb. 1962 erhielt die Schweißtechnik den Status einer eigenständigen Professur. Prof. Dr. Alexis Neumann legte den Grundstein für die noch heute aktuelle Struktur der Forschungseinrichtung mit den Abteilungen Werkstofftechnik, Fügetechnologien und Schweißkonstruktion. Die Lehr- und Forschungsbedingungen verbesserten sich kontinuierlich. So konnte auch eine eigenständige Studienrichtung Schweißtechnik etabliert werden, die neben dem Diplom auch den Abschluss als Schweißfachingenieur ermöglichte. Die Forschungsergebnisse der Professur mündeten in zahlreiche Patente und Veröffentlichungen. Schwerpunkte jener Zeit waren die Einführung von Schutzgasschweißverfahren, das Reibschweißen, der Einsatz der Lasertechnik oder die Automatisierung von Schweißprozessen. Darüber hinaus wurde das gesammelte Wissen in zahlreichen Fachbüchern veröffentlicht, dazu zählen u. a. das vierbändige „Schweißtechnische Handbuch für Konstrukteure“ und das „Tabellenbuch Schweiß- und Löttechnik“.

Mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 erfolgte ein zweiter Neuanfang. Die Professur in ihrer heutigen Rechtsform wurde 1992 an der TU Chemnitz unter Leitung von Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes eingerichtet. Unter seiner Leitung gelang der Forschungsgruppe im Jahr 2002 ein Weltrekord: Sie erzeugten eine nur 18 µm (oder 0,018 mm) dicke Schweißnaht mit Hilfe eines lampengepumpten Festkörperlasers – seiner Zeit ein Novum auf Grund der geringen technischen Strahlqualität der Laserquellen, heute Standard und zentraler Bestandteil im Bereich des Fügens von Bipolarplatten im Rahmen des Innovationscluster für Brennstoffzellen und Wasserstoff (HZwo) an der TU Chemnitz. Neben der Forschung wurde aber auch weiterhin in die Ausbildung von Ingenieuren sowie schweißtechnischem Personal, angefangen vom Schweißer bis zum Schweißfachingenieur, investiert. In dieser Zeit wurde die Grundlage für das nunmehr in der 7. Auflage erschienene Fachbuch „Schweißtechnik: Schweißen von metallischen Konstruktionswerkstoffen“ geschaffen. 2011 übernahm Prof. Dr. Peter Mayr die Leitung der Professur. Er trieb die Internationalisierung des Bereiches voran – insbesondere in die USA, nach Kanada, Italien und Japan. Die Lehr- und Forschungsschwerpunkte lagen seitdem in den Bereichen Werkstoffe, Fügetechnologien und Bauteilsicherheit, wobei eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Fügevorgangs im Sinne von Prozess-Struktur-Eigenschaftsbeziehungen angestrebt wurde.

Die aktuelle Forschung umfasst nun Themen genau aus diesen drei großen Bereichen und sieht die Schweißtechnik als eine Schlüsseltechnologie. Themen wie das MSG-Dickdrahtschweißen oder auch die Untersuchungen zu Schweißrauchen werden erforscht und ihre Ergebnisse international veröffentlicht. Hinzu kommen wissenschaftliche Analysen aus den Bereichen des fügetechnischen Verbindens von unterschiedlichen Werkstoffen mittels Diffusionsschweißen, ebenso wie die Realisierung von Fügeverbindungen im Rahmen der Brennstoffzellenherstellung. Darüber hinaus beschäftigen sich die Forscher an der Professur aber auch mit fügetechnischen Entwicklungen auf dem Gebiet der additiven Fertigung mittels Lichtbogen (Stichwort: WAAM),  um – dem Motto der Professur folgend – zu „verstehen, was verbindet“. Zurzeit forschen und lehren 18 Beschäftigte an der Professur, eine Steigerung in den nächsten Jahren ist schon absehbar. Dies alles geschieht unter Leitung von Prof. Dr. Jonas Hensel, der am 1. Dezember 2021 als neuer Inhaber der Professur berufen wurde. Der 38-Jährige ist der jüngste Schweißtechnikprofessor in Deutschland – und dies an einer der bundesweit ältesten Forschungsinstitutionen dieses Fachgebiets.

Mario Steinebach
28.04.2022

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