TU Chemnitz setzt „Lichtpunkt“ gegen das Vergessen
TU Chemnitz beteiligt sich am 9. November 2025 an stadtweiter Aktion zum Gedenken an die jüdischen Opfer der Reichspogromnacht im Jahr 1938 – Beginn ist 16 Uhr im Innenhof des Böttcher-Baus
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Im Innenhof des Universitätsteils Straße der Nationen 62 der TU Chemnitz erinnert seit 1988 ein Gedenkstein des Chemnitzer Bildhauers Volker Beier an die Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger, die zwischen 1942 und 1945 von hier ihren Ausgang nahm. Foto: Bildarchiv der Pressestelle und Crossmedia-Redaktion/Niklas Schindler
Am 9. November 2025 wird an vielen Orten in Chemnitz an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und an die während der faschistischen Gewaltherrschaft ermordeten sechs Millionen jüdischen Menschen erinnert. Auch die Technische Universität Chemnitz beteiligt sich daran und unterbreitet am Gedenkstein im Innenhof des Böttcher-Baus des Universitätsteils Straße der Nationen 62 ein besonderes Informations- und Gesprächsangebot: Interessierte Besucherinnen und Besucher können zwischen 16 und 18 Uhr mit Stephan Luther, Leiter des Universitätsarchivs der TU Chemnitz, ins Gespräch kommen. Er beantwortet Fragen zur Entstehung des Mahnmals und der damit zusammenhängenden Deportation Chemnitzer Jüdinnen und Juden. Darüber hinaus berichtet er über Einzelschicksale der aus Chemnitz Deportierten. „Vom Innenhof des Böttcher-Baus aus gingen in der Zeit von 1942 bis 1945 insgesamt zehn Transporte mit jüdischen Männern, Frauen und Kindern in faschistische Vernichtungslager“, weiß Stephan Luther. Der Zugang zum Innenhof erfolgt über den Haupteingang des Böttcher-Baus. Alle Besucherinnen und Besucher können am Gedenkstein ein kleines Licht entzünden und damit den Opfern der Deportation im Stillen gedenken.
Der Gedenkstein in Form des Davidsterns entstand 1988 in Zusammenarbeit des Künstlers Volker Beier mit dem Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt, der Jüdischen Gemeinde und der TU Karl-Marx-Stadt. „Ich wünsche mir, dass die Menschen, die daran vorbeilaufen, ihr Haupt senken und daran denken, wie die jüdischen Bürger die letzten Schritte in ihrer Heimat gegangen sind“, so der Bildhauer damals.
Die Aktion ist eingebunden in die Kampagne ZUSAMMENSTEHEN #TUCgether, die unterstreicht, dass die TU Chemnitz wiederholt für eine freiheitliche demokratische Grundordnung, ein friedliches Miteinander sowie Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit eintritt, wozu sich auch der Senat, das Rektorat und der Hochschulrat der TU Chemnitz klar positioniert haben.
Hintergrund: Bekenntnis des Senates, des Rektorates und des Hochschulrates der TU Chemnitz zu Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit
Die TU Chemnitz tritt nachdrücklich gegen Diskriminierung sowie für Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit ein. Sie ist bestrebt, diese Grundsätze konsequent nach innen zu leben und selbstbewusst nach außen zu tragen. Dafür steht auch das Bekenntnis des Senates, des Rektorates und des Hochschulrates der TU Chemnitz zu Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit: „Die TU Chemnitz als Bildungs- und Forschungseinrichtung bietet Menschen aus der ganzen Welt ein Zuhause und heißt sie herzlich willkommen, unabhängig davon, woher sie kommen, welcher Religion sie angehören, welche sexuelle Orientierung sie haben oder welche Form des Zusammenlebens sie wählen. Aus dieser Überzeugung heraus wünschen wir uns nicht nur auf dem Campus der Universität, sondern auch darüber hinaus ein weltoffenes und von Akzeptanz geprägtes Klima. Daher treten wir Äußerungen und Handlungen, die diesem Anliegen widersprechen, insbesondere rassistischen, rechtsextremen oder gar offen rechtsradikalen Positionen, entschieden entgegen. Wir fordern alle in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur in der Verantwortung stehenden Menschen mit Nachdruck auf, weiterhin für eine offene und diskriminierungsfreie Gesellschaft zu streiten und für die Grundwerte einer freien, demokratischen und offenen Gesellschaft einzutreten!“
Mario Steinebach
07.11.2025