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Von der Mensabühne ins Chemnitzer Kabarett - UPDATE: Podcast verfügbar

Martin Berke ist seit 2011 Ensemblemitglied im Chemnitzer Kabarett – Zu seiner Passion fand der TU-Absolvent in einer studentischen Theatergruppe

(Update: 15. August 2019: Ergänzung eines Podcasts in der Rubrik "TUCpersönlich")

Emotionen transportieren, in andere Rollen schlüpfen, nach erfolgreicher Darbietung den Applaus des Publikums genießen – am wohlsten fühlt sich Martin Berke erst auf der Bühne. Der 37-Jährige ist Berufskabarettist im Chemnitzer Kabarett – und im Rahmen seines Studiums an der Technischen Universität Chemnitz fand er zu seiner Passion. 

Berufliches Ziel: Arbeiten mit Menschen

Der gebürtige Erfurter entschied sich nach dem Abitur für ein Studium an der TU Chemnitz: 2001 begann er dort das Germanistikstudium. Bald merkte Berke: „Ich arbeite unheimlich gern mit Sprache, aber Syntax, Morphologie und Phonetik wissenschaftlich durchleuchten, das war einfach nicht meins.“ Er brach im dritten Semester den Studiengang ab, nicht aber das Studieren selbst. Im Hauptfach belegte er nun Neuere und Neueste Geschichte. Im Nebenfach waren es Ältere deutsche Literatur sowie Allgemeine Erziehungswissenschaften. Sein Plan: „Erstmal den Magisterabschluss machen“, sagt Berke. Konkrete Berufspläne habe er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gehabt: „Der Klassiker - Irgendetwas mit Menschen sollte es sein“, das war das Einzige, was für ihn damals feststand.

Freundschaften haben bis heute Bestand

Der neue Studiengang? Ein Volltreffer für Martin Berke, denn: „Die Studieninhalte haben mir einfach mehr zugesagt. Begeisterst hat mich auch die Diskussionsbereitschaft der Dozenten und überhaupt der locker-familiäre Umgang.“ Trotzdem seien die ersten Monate in Chemnitz schwierig für den Erfurter gewesen: „Der Neustart in einer unbekannten Stadt war besonders hart für mich“, erinnert sich Berke. Warum? „Ich habe niemanden gekannt.“ Dem geselligen, extrovertierten Neu-Chemnitzer habe diese Situation viel abverlangt. Nach dem harten Start änderte sich das im Laufe des ersten Studienjahres: Berke baute sich einen Freundeskreis auf, der bis heute Bestand hat.

An seine Studienzeit erinnert er sich gern zurück: „Insgesamt habe ich meine Zeit an der Uni sehr genossen“, sagt er. Besonders gefallen habe ihm in Chemnitz auch die günstige Wohnsituation, die ihn auf den Sonnenberg, einem Stadtteil in Chemnitz, lockten. In einer Dreier-WG hatte er wieder engen Kontakt zu anderen Menschen. Hier lernte er aber nicht nur neue Leute kennenlernen, sondern auch neue Musik. Denn der eigentümliche Musikgeschmack seines kolumbianischen Mitbewohners hatte einen Nebeneffekt: „Ich kann keine südamerikanische Folklore mehr hören“, sagt Berke. „Dafür hört er jetzt Rammstein.“ Das ist kultureller Austausch.

Weg ins Kabarett durch studentische Kabarettgruppe

Der Weg ins Chemnitzer Kabarett war zu diesem Zeitpunkt noch weit. Durch Zufall entdeckte er an der Universität einen Aushang: So hat eine Gruppe von Studenten und Studentinnen aus einer Seminaridee heraus eine kleine Kabarettgruppe gegründet und dafür Verstärkung gesucht. Für Berke, der gern mit Menschen agierte und Spaß daran hatte, sie zu unterhalten, war das die perfekte Gelegenheit: „Ich hatte schon immer Interesse am Kabarett“, sagt Berke. „Die Kombination aus Unterhaltung und Inhalte zu vermitteln hat mich schon immer fasziniert.“ So stieß er 2005 zur Gruppe dazu und wurde Teil der studentischen Kabarettgruppe „MehrTUerer“.

Stücke wie „Kistenschlacht“ oder „Gesellschaftskur“ schrieb die kleine Gruppe selbst, geprobt wurde provisorisch in Seminarräumen und winzigen WG-Zimmern. 2006 hatten die Nachwuchskabarettisten ihre erste Premiere: auf der Bühne des „TaC“, der heutigen „Bar Ausgleich“, präsentierten sie ein an Studierende gerichtetes politisches Programm. Nach internen Auftritten an der Universität folgten unter anderem sogar zwei Aufführungen auf dem Kabarett- und Comedyfestival in Cottbus.

Auch im Chemnitzer Kabarett durfte die Studentengruppe ihr Programm zeigen – ein Eintrittstor für Berkes heutige Arbeitsstätte. Hier knüpfte er erste Kontakte mit den Kabarettisten und Kabarettistinnen sowie Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen – ein wichtiger Schritt, um den Weg ins Chemnitzer Kabarett zu ebnen. Berke selbst beurteilt seine damalige Leistung heute eher selbstkritisch: „Ich war nicht bühnenerfahren und spielte daher noch etwas steif.“ Dem Publikum schien seine kabarettistische Leistung dennoch zu gefallen: „Die Resonanz war insgesamt positiv“, erinnert sich Berke.

Einmalige Chance ergriffen

Nach dem Studium war es schwierig für Berke in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Den Neuanfang in einer anderen Stadt wollte er umgehen – hatte er sich doch in Chemnitz ein Leben aufgebaut, aus dem er ungern wieder gerissen werden wollte. Eine akademische Laufbahn kam für den Magisterabsolventen nicht in Frage: „Der Lehraspekt wäre mir wichtiger gewesen, als die Forschung“, erklärt Berke. Außerdem sei der Druck, Forschungsarbeiten zu publizieren, zu groß gewesen. „Dazu war ich etwas zu feige“, gesteht er sich ein.

Nach Gelegenheitsjobs begann er an der Kasse und Garderobe des Chemnitzer Kabaretts zu arbeiten. 2011 dann die unerwartete Gelegenheit: Berke bekam das Angebot, probeweise als Kabarettist aufzutreten. Obwohl er keine direkte Ausbildung zum Berufskabarettist absolviert hatte, weil so etwas auch nicht existiert, sahen die heutigen Kollegen Potenzial in ihm: „Als Kabarettist muss man eine bestimmte Ausstrahlung haben“, erklärt Berke. „Man braucht eine gewisse Offenheit, die die Menschen anspricht.“ Diese Eigenschaften sahen seine nun jetzigen Kollegen und Kolleginnen in ihm – Berke ergriff dankend diese Chance.

An den Herausforderungen wachsen

Seitdem ist der „Berufskünstler“, wie er sich selbst nennt, nicht mehr aus dem Ensemble des Chemnitzer Kabaretts wegzudenken. In dieser Zeit auf der Bühne konnte sich Berke schauspielerisch entwickeln – getreu dem Motto: Übung macht den Meister – das gilt auch für den Quereinsteiger. „Mit jedem Auftritt wurde ich sicherer und probierte verschiedene Sachen aus. Zum Beispiel, wie man Emotionen transportiert oder die Stimme einsetzt, um das Publikum zu begeistern“, sagt Berke. Nach und nach lernte er das Handwerkszeug, das ein guter Kabarettist braucht. Von den Erfahrungen seiner Kollegen und Kolleginnen konnte er ebenfalls lernen. „Nur das Singen vor Publikum fällt mir immer noch schwer“, schmunzelt der sonst so extrovertierte Künstler.

„Ich würde mit keinem auf der Welt tauschen wollen“

So konnte Berke an den Herausforderungen wachsen, die ihm der Beruf des Kabarettisten stellte. Dazu zählt das abendliche Auftreten und das Arbeiten an Feiertagen: „Wenn andere Leute an den Oster- und Weihnachtsfeiertagen frei haben, arbeite ich“, sagt Berke. „Das ist nicht immer einfach, trotzdem würde ich mit keinem auf der Welt tauschen wollen.“ Das Auswendiglernen der Texte gehört ebenfalls zu seinem Beruf dazu – das können für ein Soloprogramm schon mal 30 Seiten sein. Die Texte werden von den Kabarettisten zudem selbst verfasst: „Durch das eigenständige Schreiben ergibt sich ein Perspektivwechsel“, erklärt Berke. „Man muss ein Thema von verschiedenen Seiten betrachten und sich damit intensiv auseinandersetzen“. Dabei schlüpft er zwar in verschiedene Rollen, spielt sich aber eigentlich selbst – nur eben in zahlreichen Facetten.

Selbstbestätigung durch Erfolg des ersten Soloprogramms

Im Januar 2019 konnte Berke in seinem ersten Soloprogramm „Haddu Möhren?“ glänzen. Für ihn bedeutete das eine unglaubliche Bestätigung: „Man fragt sich selbst, ob man das alleine schafft“, sagt er. „Umso größer war dann die Erleichterung und die Freude über den Erfolg.“ 

Lampenfieber hat Berke trotzdem vor jedem Auftritt – auch nach acht Jahren Bühnenerfahrung. Sein ungewöhnliches Ritual vor jeder Aufführung hilft ihm aber, sich zu entspannen: „Ich nehme einen Korken zwischen die Zähne und spreche Zungenbrecher“, erklärt er. „Das hilft mir, danach ohne Korken deutlicher zu sprechen.“

Kreativ werden in Gesellschaft anderer Menschen

In seiner Freizeit bastelt Martin Berke gern an seinem Computer und schaut leidenschaftlich gern die Serie „Star Trek“. Seine Texte schreibt er am liebsten im „Café Henrics“ in der Chemnitzer Innenstadt – auch für diesen kreativen Prozess fühlt er sich in der Gesellschaft anderer Menschen am wohlsten. Für das Auswendiglernen seiner Texte zieht es ihn aber in die Natur – mit dem ausgedruckten Text streift er dann durch den Zeisigwald und spricht die Zeilen laut für sich: „Der eine oder andere skeptische Blick von Spaziergängern, die mir entgegen kommen und sich wundern - das gehört irgendwie dazu“, sagt der Künstler.

Arbeit im Kabarett als Privileg

Für die Zukunft hat Martin Berke nur einen Plan: er möchte an seiner jetzigen beruflichen Situation nichts verändern. „Die Arbeit im Chemnitzer Kabarett ist für mich ein Privileg“, sagt er. „Ich bin unendlich dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe und möchte sie jeden Tag aufs Neue nutzen.“ Vor Menschen zu stehen und ihnen gesellschaftliche und politische Inhalte auf humorvolle Art zu vermitteln, erfülle ihn voll und ganz. Eine Passion, die Berkes Leben prägt. Über Umwege gefunden hat er sie dank seines Studiums an der TU Chemnitz.

Multimedia: Im Podcast „TUCpersönlich“ berichtet Martin Berke über seinen Lebensweg und warum er Studienanfängerinnen und -anfängern keine Start-Tipps geben würde.

(Autorin: Julia Henkel)

Matthias Fejes
04.07.2019

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