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Auf dem Fast Track in die Wissenschaft

Dr. Anne Kerstin Reimers, neue Juniorprofessorin für Sportpädagogik der TU Chemnitz, wurde mit dem Fast Track Förderprogramm der Robert Bosch Stiftung ausgezeichnet

Die technische und interdisziplinäre Ausrichtung der Technischen Universität Chemnitz an der Schnittstelle zwischen Bewegungswissenschaften und Public Health ist es, die Juniorprofessorin Dr. Anne Kerstin Reimers vor zwei Monaten nach Chemnitz geführt hat. Die gerade einmal 32-Jährige befindet sich jedoch nicht nur hinsichtlich ihres universitären Werdegangs auf der Überholspur, denn gemeinsam mit neunzehn weiteren Nachwuchswissenschaftlerinnen konnte sie sich im Fast Track Förderprogramm der Robert Bosch Stiftung gegen fast 180 Mitbewerberinnen durchsetzen.

Während sich ihre Affinität zu Fragestellungen rund um Prävention und Rehabilitation bereits zu Beginn des Sportwissenschaftsstudiums in Köln herauskristallisierte, wuchs das Forschungsinteresse der jungen Frau erst mit dem Verfassen der Diplomarbeit. „Ursprünglich habe ich auf Lehramt studiert und wollte auch in diesem Bereich arbeiten. Das Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten kam erst zum Zeitpunkt der Diplomarbeit, für die ich eine empirische Studie selbst konzipiert, durchgeführt und ausgewertet habe. In dem Moment wurde mir bewusst, dass es das ist, was ich weiterführen möchte. Am Psychologischen Institut meiner damaligen Hochschule bin ich deshalb auch als wissenschaftliche Hilfskraft verhaftet geblieben“, erzählt sie.

Bei dieser Stelle sollte es aber nicht lange bleiben und so promovierte Anne Reimers nur wenige Jahre später an der Universität Konstanz zum Thema „Neighbourhood environment and physical activity among adolescents“. Dabei ging sie der Frage nach, inwieweit die physische Bewegungsumwelt wie Städtestrukturen und die bauliche Infrastruktur das Bewegungsverhalten von Jugendlichen beeinflusst. Die Dissertation befasste sich in dem Zusammenhang mit der Entwicklung von Methoden, die für die Bestimmung derartiger in der Forschung bis dahin kaum beachteten Relationen herangezogen werden können. Als Juniorprofessorin für Sportpädagogik (mit Schwerpunkt in Prävention und Rehabilitation) setzt Anne Reimers nun in Chemnitz ihre an der Universität Konstanz und dem Karlsruher Institut für Technologie begonnene Arbeit zur körperlich-sportlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen sowie zu den gesundheitlichen Effekten von Sport und Bewegung in der Prävention und Therapie ausgewählter Krankheitsbilder fort.

Mit dem bereits zum neunten Mal ausgeschriebenen Fast Track-Stipendium würdigte in diesem Jahr die Robert Bosch Stiftung die akademischen Leistungen der Juniorprofessorin. Das Programm richtet sich an herausragende Postdoktorandinnen, die Führungspositionen in Forschungseinrichtungen anstreben. Da hochqualifizierte Frauen trotz ihrer fachlichen Fähigkeiten nach wie vor in Chefetagen vergleichsweise selten anzutreffen sind, begleitet Fast Track Nachwuchswissenschaftlerinnen für zwei Jahre auf ihrem Karriereweg und bereitet sie auf Aufgaben und Herausforderungen vor, denen Führungskräfte begegnen. Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und mehrtägigen Trainings bauen die Stipendiatinnen persönliche Kompetenzen aus und profitieren dabei zugleich vom Erfahrungsschatz der Referentinnen. „Einen Mehrwert des Programms sehe ich darin, mit spannenden Persönlichkeiten in Kontakt zu treten, die in der Wissenschaft bereits etabliert sind. Bei einem Seminar lernte ich beispielsweise Frau Professorin Wagner vom Karlsruher Institut für Technologie kennen, die von 2007 bis 2014 Vizepräsidentin der DFG war. Ein wichtiger Aspekt ist im Allgemeinen das Vernetzen. Meine Mitstipendiatinnen sind genauso wie ich interdisziplinär tätig, sodass sich durchaus sowohl ein inhaltlicher als auch ein strategischer Austausch ergeben kann.“, so Reimers.

Das Frauenförderprogramm vermittelt nicht nur Kompetenzen, um sich in einem männerdominierten Umfeld gekonnt bewegen zu können, sondern berücksichtigt zugleich die Vereinbarkeit beruflicher und familiärer Ziele. Als fünffache Mutter ist Juniorprofessorin Reimers diese Thematik nicht fremd. Den Umzug von Köln nach Konstanz und nun nach Chemnitz hätte sie nicht ohne ihre Familie in Betracht gezogen. Obwohl sie davon überzeugt ist, dass ihre Rolle als Mutter mit der als Wissenschaftlerin einhergeht, wurde sie oftmals vor Herausforderungen gestellt, die auf bestehende Hindernisse in der Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Elternschaft zurückzuführen sind. Denn obgleich die Hochschulen mittlerweile darauf hinwirken, braucht ein entsprechender Wandel der Wissenschaftskultur in die Richtung zu mehr Familienfreundlichkeit Zeit. Auf ihrer gesamten akademischen Laufbahn war es der Fast Track-Stipendiatin wichtig, ihre Rollen als Mutter und als Nachwuchswissenschaftlerin zu verbinden und dabei beiden gerecht zu werden. „Ich habe mir vorgenommen, nicht einfach nur die Erwartungen zu erfüllen, die das System an mich stellt, sondern zu schauen, wie ich mit meiner Individualität andocken kann, auch wenn ich nicht die klassische Biographie einer Wissenschaftlerin aufweise.“, reflektiert sie. Diesem Vorsatz möchte sie auch in Zukunft treu bleiben.

Weitere Informationen: https://www.tu-chemnitz.de/hsw/ab/prof/sportpaedagogik/professur/leitung.php

(Autorin: Beatrice Berthel)

Mario Steinebach
13.11.2015

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