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Mit Benjamin Blümchen Politik verstehen

Prof. Dr. Gerd Strohmeier erläuterte in der Kinder-Uni am 15. November 2009 sehr anschaulich, was Politik ist - Kinder stellten viele Fragen und suchten nach einem Ort, wo es keine Politiker gibt

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Politikwissenschaftler Prof. Dr. Gerd Strohmeier schaute zuerst mit den Kindern und deren Eltern einen Zeichentrickfilm mit Benjamin Blümchen und seinen Freunden an und erläuterte danach, was Politik ist, beantwortetet viele Fragen und gab Autogramme ins Studienbuch. Fotos: Mario Steinebach

"Törööö" tönte es nicht nur einmal im größten Hörsaal der TU Chemnitz, als Benjamin Blümchen über die Leinwand lief. Und gerade der Held aus unzähligen Hörspielen, Filmen und Gute-Nacht-Geschichten musste zur Kinder-Uni herhalten, um zu erklären, was Politik eigentlich ist. Der Grund: Für den Referenten Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Politikwissenschafler an der TU Chemnitz, steht fest, dass im Kindesalter kaum andere Figuren so starke politische Bezüge herstellen können, wie Benjamin Blümchen, die Reporterin Karla Kolumna und der Bürgermeister des fiktionalen Ortes Neustadt. Und Strohmeier trat sofort den Beweis an, dass der große sprechende Elefant und seine Freunde nicht nur lustig sind, sondern mehr oder weniger offensichtlich ein politisches Weltbild vermitteln.

Zuerst schauten sich die etwa 300 Gäste der Kinder-Uni den Zeichentrickfilm "Benjamin Blümchen als Förster" an. Zur Handlung: Bei einem Besuch im Forsthaus erfahren Benjamin und sein Freund Otto, dass der Bürgermeister von Neustadt eine Straße mitten durch den Wald bauen will. Damit die Tiere nicht überfahren werden, sollen sie ein riesiges Wildgehege im Zoo bekommen. Förster Waldmann kann nichts dagegen unternehmen, weil er krank ist und mit Fieber im Bett liegt. Benjamin wird deshalb sein Vertreter und hat gleich viel zu tun: Er muss ein verirrtes Rehkitz suchen, einen Wilddieb fangen und vor allem erreichen, dass die Straße um den Wald herum gebaut wird. Aber der Bürgermeister bleibt stur. Er hat nämlich ein Ferienhaus am Waldrand, wo er keinen Autolärm haben möchte. Doch Förster Benjamin erreicht mit Hilfe der Waldtiere, dass alles ein gutes Ende nimmt und der Bürgermeister seine eigennützige Entscheidung, eine Straße durch den Wald zu bauen, zurücknimmt und sich prompt als "umweltbewusstes Stadtoberhaupt" bezeichnet. Und Benjamin wird sogar mit dem Goldenen Eichenblatt-Orden geehrt.

Und genau an dieser Handlung kann man zeigen, was Politik ist und was sie nicht ist. "Politik ist etwas, das alle oder viel betrifft. Sie ist etwas, wo es viele Wünsche gibt. Und Politik ist auch etwas, worüber gestritten und worüber entschieden wird", erläutert Strohmeier den Kindern. Dass der Zeichentrickfilm und seine Figuren auch an Grenzen stoßen, verdeutlicht der Politikwissenschaftler an einigen Beispielen. So könne im realen Leben ein Bürgermeister den Bau einer Straße nie allein entscheiden, dazu bedarf es einer Mehrheit im Stadtrat, in dem viele Politiker sitzen. Auch träfe das "gezeichnete" Bild des Bürgermeisters von Neustadt ganz bestimmt nur auf ganz wenige Bürgermeister zu - denn wer trinkt schon so oft Bier, ist ungebildet und faul wie das Neustädter Stadtoberhaupt?

Im anschließenden Dialog mit den Juniorstudierenden spürte Strohmeier, wie politisch interesssiert die Sieben- bis Zwöfjährigen sind. Sie stellten jede Menge Fragen, zum Beispiel: Warum kümmern sich Politiker so wenig um Kinder? Was ist, wenn Diskussionen in der Politik ausarten? Warum gibt es so wenige Frauen in der Politik? Warum dürfen Besucher im Bundestag nicht klatschen, obwohl Politiker ständig dazwischen rufen dürfen? Warum sind Politiker so wichtig, sie sind doch Menschen wie wir alle? Wer kann Politiker werden und wie alt muss man dafür sein? Warum fliegen Politiker so oft in andere Länder? Auf all diese Fragen hatte Strohmeier sehr schnell eine kurze Antwort parat, nur bei einer kam er ins Stocken: Gibt es einen Ort, wo es keine Politiker gibt? Ein Kind half ihm und rief "Im Weltall!" in den Saal und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.

Stimmungsvoll wird es auch im nächsten Monat bei der Kinder-Uni: Am 6. Dezember 2009 geht Wieland Müller, Leiter des Chemnitzer Studios W.M., der Frage nach, wie ein Musical entsteht.

Weitere Informationen zur Chemnitzer Kinder-Uni: http://www.tu-chemnitz.de/kinderuni

Mario Steinebach
15.11.2009

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