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Europa wird auch in Südkorea gelehrt

Die Universität Incheon kooperiert mit den Europastudien an der TU Chemnitz - Studentenaustausch schärft den Blick nach und aus Europa heraus

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Süß mit exotischer Note: Prof. Peter Jurczek (l.), Inhaber der Professur für Sozial- und Wirtschaftsgeographie der TU Chemnitz, erhält von Prof. Michael Menke, Professur für Deutsch der Universität Incheon, ein besonderes Gastgeschenk aus Korea - eine Schokolade mit einem besonderem Geschmack. Foto: Michael Chlebusch

Prof. Dr. Peter Jurczek hat eine größere Runde in sein Büro geladen. Der Inhaber der Professur für Sozial- und Wirtschaftsgeographie der TU Chemnitz betreibt hier einen kleinen Handel. Import-Export, Asien-Europa, Deutschland-Südkorea. Es mutet vielleicht ein wenig seltsam an, dass die Chemnitzer Europastudien eine Zusammenarbeit mit der südkoreanischen Universität Incheon betreiben, doch in der globalisierten Welt wird Europa eben auch in Ostasien gestaltet. So kommen an diesem Nachmittag einige Studenten der Europastudien in Jurczeks Büro. Solche, die noch nach Südkorea reisen wollen und auch eine, die bereits dort war. Zudem ist Prof. Michael Menke anwesend. Mit seiner ruhig-fröhlichen Art und dem bejahenden Lächeln wirkt er fast wie ein Buddha, eingeflogen, um ein Stück Asien in die sächsische Stadt zu bringen. Doch der gebürtige Deutsche hat an der südkoreanischen Universität eine Professur für Deutsch inne und kennt seinen Chemnitzer Kollegen schon seit einiger Zeit von gegenseitigen Besuchen, Tagungen und Vorträgen.

Mittlerweile gibt es auch einen Studentenaustausch zwischen der TU Chemnitz und der Universität Incheon, der auf einem seit 2007 existierenden Kooperationsvertrag basiert. Denn nachdem Südkorea lange Zeit hauptsächlich auf die USA fixiert war, erzählen die beiden Professoren, rücke Europa mit einem stetig steigenden Handelsvolumen nun in den Fokus der Halbinsel. Kein Wunder also, dass der erste Europastudiengang in Incheon auch Europahandel genannt wurde; allerdings ergänzt durch Angebote in den Bereichen Politik- und Verwaltungswissenschaften sowie Stadtentwicklungs- und Infrastrukturplanung. Das ist auch der Grund, warum sich die TU Chemnitz mit ihren differenzierten Studienzweigen neben dem französischen Orleans als Partner behaupten konnte.

Die Koreaner seien zudem sehr daran interessiert, wie Deutschland seine Wiedervereinigung bewältigte, erzählt Jurczek. Daher wird er im September zum siebten Mal nach Südkorea reisen, um themenspezifische Fachvorträge zu halten und entsprechende Forschungsprojekte mit zu betreuen. Es hielte sich ja, so Menke, in Südkorea die Vorstellung, dass die Einheit eine Folge vorbildlich deutscher Planarbeit sei.

Weniger Planzeit hatte jedoch die Studentin Toni-Marie Büschel, die sich im vergangenen Wintersemester entschied nach Incheon zu reisen. Es gab eine Ausschreibung, erzählt sie, laut der kurzfristig noch ein Platz im frisch gestarteten Austausch zu haben war - Unterkunft inklusive. Sie nutzte die Chance und bereute ihre Reise nicht. Aus den gesammelten Eindrücken wurde sogar ein Thema für ihre Bachelorarbeit. Sie befasst sich mit Incheons jüngst errichteter Freihandelszone. Jenem Planstadtteil der 2,7-Millionen-Stadt, in welchen gerade auch die Universität umzieht. Diesen neuen Standort kann Philipp K. Eberle dann im kommenden Wintersemester in Augenschein nehmen. Er ist der nächste nach Südkorea reisende Europastudent der TU Chemnitz. Der Blick von außen sei ein Interessenpunkt, der ihn in den fernen Osten zieht. In dieser Sicht zeigt sich, Europa ist keine hermetisch abgegrenzte Zone, es hat immer auch Nachbarn und Kontakte in einer Welt, die stetig kleiner zu werden scheint. So muss sich auch Europa Gedanken um Beziehungen zu Asien machen und dürfen Europastudien ihren Blick nicht nur nach innen richten.

Als kleine Kostprobe reicht Michael Menke nun ein koreanisches Mitbringsel. Schokolade mit dem Geschmack der Halbinsel, auf der, wie er berichtet, Weißkohl einen Hauptbestandteil der Esskultur bildet. Etwas zögerlich greift die Runde zu - man is(s)t schließlich aufgeschlossen. Die Milchschokolade ist süß mit einer exotischen Note, die im scharfen Nachgeschmack tatsächlich ein wenig an Weißkrauteintopf erinnert. Die Gesichter der Runde entspannen sich jedoch bei einem Schluck des kräftig-lieblichen südkoreanischen Rotweins, den Prof. Jurczek aus seinem Untersuchungsgebiet Goseong beisteuert. Im Atlas zeigt er das Anbaugebiet und man erkennt, dass dem beruflichen ein privates Interesse am Land beiwohnt. Kooperation, Austausch, Freundschaft - es sieht nach einer guten Grundlage für die Zusammenarbeit beider Universitäten aus.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Peter Jurczek, Telefon (0371) 531 34 911, E-Mail peter.jurczek@phil.tu-chemnitz.de

(Autor: Michael Chlebusch)

Mario Steinebach
03.07.2009

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