„unvereint / vereint“ – eine besondere Zeitreise
Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm zu den Folgen des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs seit 1989 wird vom 24. Oktober bis 20. November 2025 von der HGB Leipzig und TU Chemnitz an drei Orten in Chemnitz präsentiert
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Die Universitätsbibliothek der TU Chemnitz und der vorgelagerte Omnibusbahnhof sind zwei der drei Ausstellungsorte. Foto: Jacob Müller
Im Kontext der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 zeigen Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig unter dem Titel „unvereint / vereint“ in Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz eine Ausstellung an drei Orten in Chemnitz: in der Universitätsbibliothek, am Omnibusbahnhof und im Chemnitz Open Space. Die vom 24. Oktober bis 20. November 2025 gezeigten künstlerischen Arbeiten nehmen Bezug auf Themen der Kulturhauptstadt und deren Motto „C the Unseen“: die Transformationen seit 1989, deren Folgen für heutige Debatten über gesellschaftlichen Zusammenhalt und politische Radikalisierung, auf „Wir-Identitäten“ und deren Auflösungstendenzen sowie auf die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements für die Verteidigung der 1989 errungenen Werte.
Die Ausstellung in Chemnitz ist eine Fortführung eines Projektes der HGB, das erstmals zum Lichtfest Leipzig 2024 in Erinnerung an die Friedliche Revolution präsentiert wurde. Für Chemnitz entstehen teils neue, ortsspezifische Arbeiten, andere werden an den spezifischen Kontext angepasst und erweitern ihre Bezüge zu den vor Ort verhandelten Themen. An dem von Sven Bergelt, Juliane Jaschnow und Prof. Dr. Dieter Daniels geleiteten Projekt sind Studierende aus den Fachbereichen Buchkunst/Grafikdesign, Fotografie, Malerei/Grafik und Medienkunst beteiligt.
Zu den Künstlerinnen und Künstlern gehören Hana Hazem Arabi, Samuel Ellinghoven, Hendrik Heinicke, Li Huhn, Dayoung Jung, Emanuel Aeneas Megersa und Michael Schlecht, Eszter Szöke, Merlin Rainer, Asya Volodina, Jule Würfel und Lukas Reiber. Deren Beiträge befassen sich mit dem kulturellen Erbe im öffentlichen Raum rund um das Karl-Marx-Monument und dem dahinterliegenden Schriftzug (Hendrik Heinicke), mit der Reflexion über weibliche Körperbilder zwischen staatlicher Repression und persönlicher Befreiung in der DDR (Jule Würfel) sowie mit der Ostmoderne und Fragen der Mobilität am Zentralen Omnibusbahnhof (Samuel Ellinghoven, Eszter Szöke). Sie thematisieren zugleich die Identitätssuche einer Nachwende-Generation, die in einer globalisierten Welt politischer Extreme und einer neuen Welle der Ostalgie aufwächst (Merlin Rainer), beleuchten die sowohl zu DDR-Zeiten als auch heute relevanten Fragen nach Grenzen, ihren Auswirkungen auf Menschen sowie dem Bedürfnis nach Freiheit (Hana Hazem Arabi, Dayoung Jung) – und untersuchen die Ikonografie politischer Macht und ihrer Gesten (Emanuel Aeneas Megersa, Michael Schlecht). Sie entwerfen utopische und spekulative Zukünfte für eine postsozialistische, lebenswerte Stadt (Asya Volodina, Lukas Reiber) und thematisieren die Verteidigung demokratischer Werte durch Formen öffentlichen Protests sowie Praktiken des sozialen Zusammenhalts (Hendrik Heinicke, Li Huhn).
Die Ausstellung wird flankiert von einem Rahmenprogramm, das insbesondere von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Philosophischen Fakultät sowie der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der TU Chemnitz gestaltet wird. Vorträge, Talks und ein Filmprogramm sollen den Dialog zwischen Künstlerinnen und Künstlern, Forschenden sowie der Chemnitzer Öffentlichkeit fördern. In das Programm eingebettet ist auch eine Sonderveranstaltung des „Literarischen Quintetts“ der TU Chemnitz.
Das Projekt „unvereint / vereint“ wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Ausstellungseröffnung
23. Oktober 2025, 18 Uhr, Universitätsbibliothek Chemnitz, Straße der Nationen 33 / 19 Uhr Rundgang zum Omnibusbahnhof und zum Chemnitz Open Space
Öffnungszeiten der drei Orte der Ausstellung „unvereint / vereint“
- Chemnitz Open Space: 24.10. - 09.11.2025, Mi - So 14 - 20 Uhr
- Universitätsbibliothek Chemnitz: 24.10. - 20.11.2025, Mo - Sa 9 -22 Uhr
- Omnibusbahnhof Chemnitz: 24.10. - 20.11.2025. täglich 24/7
Rahmenprogramm:
„Literarisches Quintett“ der TU Chemnitz
28. Oktober 2025, 19 Uhr, IdeenReich der Universitätsbibliothek Chemnitz, Straße der Nationen 33
- Barbara Köhler, „Deutsches Roulette. Gedichte 1984 – 1989“; gelesen von Jule Würfel aus Leipzig
- Stefan Heym, „Schwarzenberg“; gelesen von Prof. Dr. Bernadette Malinowski, TU Chemnitz
- Annett Gröschner, Peggy Mädler, Wenke Seemann „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“; gelesen von Prof. Dr. Anja Strobel, TU Chemnitz
- Juli Zeh, „Unterleuten“; gelesen von Angela Malz, TU Chemnitz
- Carolin Würfel, „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“ (Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf); gelesen von Prof. Dr. Dieter Daniels, HGB Leipzig
Podiumsdiskussion “Ostdeutsche Einstellungen zur Europäischen Union angesichts zunehmender Autokratisierungen” mit Prof. Dr. Stefan Garsztecki und Dr. Benjamin Höhne (TU Chemnitz), Dr. Thu Nguyen (Jacques Delors Centres, Berlin)
5. November 2025, 18 Uhr, Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Vortrag “Ostdeutsch, westdeutsch oder doch etwas dazwischen? Aktuelle Entwicklungstendenzen in der Nachwendegeneration” von Ayla Schaub (TU Chemnitz)
6. November, 18 Uhr
vsl. Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Vortrag „Kunst als Gemeinschaffen. Zwischen gelebter Praxis und utopischem Horizont“ von Vera Hofmann (Berlin)
8. November 2025, 18 Uhr
vsl. Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Kino in Bewegung (Kurzfilmabend mit Gespräch)
9. November 2025, 18 Uhr
Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Podiumsdiskussion “Vereint und geschieden? Ein soziologisches Gespräch über Zustand und Zukunft der Einheit” mit Prof. Dr. Susanne Rippl, Dr. Ulf Bohmann und Prof. Dr. Tanja Carstensen (TU Chemnitz)
18. November 2025, 19 Uhr, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung Chemnitz, Brückenstraße 10
Weitere Informationen erteilen Sven Bergelt, Künstlerischer Mitarbeiter der HGB Leipzig, E-Mail bergelt@hgb-leipzig.de, und Juliane Jaschnow, HGB Leipzig, E-Mail jaschnow@hgb-leipzig.de.
Mario Steinebach
23.09.2025