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Glücklich zwischen zwei Welten

Für Samuel-Gerardo Ramirez-Mena-Smith geht es in Chemnitz im Vergleich zu seiner 10.000 Kilometer entfernten Heimatstadt Mexiko City wesentlich ruhiger zu

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Der Mexikaner Samuel-Gerardo Ramirez-Mena-Smith schätzt an der Chemnitzer Universität nicht nur die gute Laborausstattung, sondern auch die modernen Gebäude - wie das Zentrale Hörsaal- und Seminargebäude. Foto: Nicole Leithold

Samuel-Gerardo Ramirez-Mena-Smith - solch einen klangvollen Namen können sicher nur wenige Chemnitzer Studenten vorweisen. In der Heimat des Studenten - etwa 10.000 Kilometer und zwölf Flugstunden von Deutschland entfernt - würde er aber kaum auffallen. An der Chemnitzer Universität allerdings stellt er eine Ausnahme dar. Samuel ist einer der derzeit drei gebürtigen Mexikaner, die an der TU studieren, forschen oder promovieren. "Seit fünf Jahren bin ich nun schon in Deutschland. Den Schritt, hierherzukommen, habe ich nie bereut", so Samuel. Ein Gedanke, den man angesichts der Tatsache, seine Familie nur einmal im Jahr zu sehen, nicht nur sagen, sondern auch leben muss. "In der Hochsaison kann ein Flug schon mal bis zu 1.000 Euro kosten. Für einen Studenten eine Menge Geld. Deswegen fliege ich nur einmal pro Jahr nach Hause", bedauert der Elektrotechnik-Student.

Samuel kommt aus der mexikanischen Hauptstadt Mexiko City. Warum man von einer 30-Millionen-Metropole in eine deutsche Universitätsstadt mit nur 245.000 Einwohnern zieht, umschreibt er mit den Worten: "Ich hatte die Möglichkeit zum Studium im Ausland und Chemnitz war die erste Universität, die sich auf meine Bewerbung hin gemeldet hat." Die Möglichkeit zum Auslandsstudium wurde schon von seinen Eltern früh für ihn gelegt. Sie schickten ihn auf eine deutsche Schule, die auch schon seine Mutter und Großmutter besuchten. Viele seiner ehemaligen Schulkameraden sind gleich nach ihrem Abschluss zum Studium nach Deutschland gegangen: "Daher wusste ich von den guten Bedingungen." Doch auch bessere Möglichkeiten und gute Zukunftsperspektiven lockten den 27-Jährigen. Samuel entschied sich erst nach drei Jahren Studium der Informationstechnik an einer mexikanischen Privatuniversität dafür. "Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst hatte ich ein Heft erhalten, in dem alle Universitäten mit technischen Fächern verzeichnet waren. Ich suchte mir sechs oder sieben raus und schickte meine Bewerbung los. Chemnitz hat sofort geantwortet. Sie haben wirklich unglaublich schnell meine Papiere geprüft, mir gesagt, was noch fehlte und bis wann ich alles nachreichen sollte. Der Ablauf war problemlos organisiert und es dauerte nicht mal zwei Monate, bis ich meine Zulassung in den Händen hielt", erzählt Samuel. Eingeschrieben in die Informationstechnik, wechselte er nach dem ersten Semester in die Elektrotechnik: "Dort gab es mehr Vertiefungsrichtungen, die mich interessierten. Vor allem die Automatisierungstechnik reizte mich, die ich im Hauptstudium letztendlich auch gewählt habe." Anrechnen lassen hatte er sich nur zwei Prüfungen aus Mexiko: "Ich wollte hier noch einmal von vorn beginnen, mir Zeit nehmen und alles neu erarbeiten."

Deutschland - das Land kannte Samuel vor seinem Studium nur als Tourist. Angst hierherzukommen hatte er nicht. Vor einem Kulturschock blieb er auch Dank seiner soliden Deutschkenntnisse bewahrt. "Obwohl ich aber zugeben muss, dass mich das dreijährige spanischsprachige Studium schon etwas zurückgeworfen hat. Das meiste habe ich aber mehr oder weniger verstanden und für den Rest hatte ich immer mein Wörterbuch dabei. Und ich hatte auch das Glück, am Anfang keiner hochsächsisch sprechenden Person über den Weg zu laufen", erklärt er lachend. Nur der Sonntag war gewöhnungsbedürftig: "Es sind gar keine Menschen auf der Straße, alle sitzen zu Hause. Bei uns sind am Sonntag alle Geschäfte geöffnet, die Leute gehen spazieren und treffen sich mit Freunden oder der Familie. Da bleibt niemand zu Hause." Auch seien die Leute nicht so überschwänglich freundlich und offen wie in Mexiko und die Studiersituation viel anonymer als in seinem Heimatland.

Einen Großteil seines Studiums finanzieren seine Eltern, eine Glückssituation, die nur die wenigsten ausländischen Studenten haben, wie auch Samuel weiß: "Ich kenne viele Ausländer, die andauernd Stipendien suchen oder soviel wie möglich arbeiten, was natürlich deren Studienleistung beträchtlich einschränkt." Dies ist wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür, warum er sein Studium fast in der Regelstudienzeit beenden wird: "Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Diplomthema." Interessiert ist er dabei vor allem an der Robotik, Mikroprozessoren oder der Systementwicklung - Bereiche, in denen er sich auch sein zukünftiges Arbeitsverhältnis vorstellen könnte. Gerne würde er dafür in Deutschland bleiben, doch auch der mexikanische Arbeitsmarkt lockt in dieser dort relativ neuen Branche. "Viele deutsche Unternehmen wie Bosch sind auch in Mexiko tätig, vielleicht bin ich ja für die der ideale Vermittlungspartner", erzählt der Student. Er sieht sich aber auch als Botschafter für seine Universität, über die er Freunden in seiner Heimat gern erzählt.

Das freut auch Prof. Dr. Cornelia Zanger, Prorektorin für Marketing und internationale Beziehungen an der TU Chemnitz, die weiß, wie wichtig die Mund-zu-Mund-Werbung ist. "Wir sind eine internationale Universität. In diesem Semester studieren 650 ausländische Studierende fern von ihrer Heimat hier bei uns. Sie kommen unter anderem aus China, Tschechien und Russland, aber auch Afghanistan, Indien, Spanien oder - wie in Samuels Fall - aus Mexiko", sagt die Prorektorin. Ziel sei es, den interkulturellen Austausch in der Forschung wie auch in der Lehre noch stärker als bisher anzuregen, fremde Kulturen erlebbar zu machen und die Qualität des deutschen Bildungssystems international bekannt zu machen. "Denn nach ihrem Studium in Chemnitz sind es vor allem die ausländischen Studenten, die den guten Ruf unserer Universität in die Welt tragen", so Prof. Zanger.

(Autorin: Nicole Leithold)

Katharina Thehos
22.08.2007

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