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Die „One-Woman-Show“ - Podcast gibt persönlichen Einblick

Dr. Susann Funke hat an der TU Chemnitz erfolgreich promoviert – heute leitet sie ihre eigene Unternehmensberatung für Energierecht

Dr. Susann Funke ist eine „One-Woman-Show“: Mit grade einmal 29 Jahren gründete die Rechtsanwältin ihr eigenes Unternehmen: „Funke Advisory“. Das Unternehmen ist eine auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei und klassische Unternehmensberatung in einem. Die gebürtige Altenburgerin berät Unternehmen vor allem im Bereich des Energierechts insbesondere in aktuellen Fragen der Regulierung der Energie- und Finanzmärkte in Europa.

Studienwahl per Ausschlussprinzip

Dabei traf Funke die Entscheidung, Rechtswissenschaften zu studieren, nach dem Ausschlussprinzip: „Pharmazie interessierte mich nicht, Medizin fiel auch weg, da ich seinerzeit noch nicht so viel Empathie besaß. Ich habe einen Cousin und eine Cousine, die bereits Rechtswissenschaften studiert hatten. Daher hatte ich einen Einblick in das Berufsleben, das hat mir ganz gut gefallen“, erklärt Funke ihre Motivation. Außerdem habe sie damals die Anwaltsserie „Ally McBeal“ „ziemlich cool“ gefunden.

Im Jahr 2000 begann Susann Funke Rechtswissenschaft in Leipzig zu studieren. Ihre Schwerpunkte: Energierecht, Steuerrecht und Gesellschaftsrecht in Leipzig. „Ich denke, das Studium hat mich neben der Dissertation am meisten geprägt. Im Studium habe ich ziemlich kämpfen müssen und hätte einmal beinahe aufgegeben, weil ich das Gefühl hatte, dass mir alles über den Kopf wächst. Aber auch solche Phasen gehen vorüber!“ Nachdem sie 2008 ihr zweites Staatsexamen erfolgreich ablegte, absolvierte Funke im selben Jahr ihre Börsenhändlerprüfung für Spot- und Terminmarkt, also den kurzfristigen und langfristigen Marktplatz für Strom, an der Leipziger Energiebörse EEX.

Doktortitel stärkt Standing in der Branche

Zwischen 2006 und 2009 promovierte Dr. Susann Funke dann an der Technischen Universität Chemnitz. Funke: „Der Doktortitel war für mich sehr wichtig. Insbesondere als junge Anwältin wird man gleich ganz anders wahrgenommen und von älteren Anwälten mehr respektiert. Zumindest habe ich das so empfunden“, gibt Funke ihre Erfahrungen wieder. Das Thema der Dissertation: „Die Handymastensteuer – Eine neue Einnahmequelle der Gemeinden?“ Inhaltlich habe sich die Arbeit mit der Möglichkeit der Erhebung einer kommunalen Aufwandsteuer auf Mobilfunkantennen beschäftigt: „Dieses Thema hatte seinerzeit eine relativ große Präsenz in den Medien in anderen europäischen Ländern, insbesondere in Österreich. Die Promotion empfand ich – auch wenn es ebenfalls viel Arbeit war und parallel zum Referendariat lief – als echten Ausgleich. Es war sehr spannend, mich mit einem Thema wirklich ausgiebig zu beschäftigen und die Schwerpunkte selbst setzen zu können.“

Doktorvater beeindruckte nachhaltig

Betreut wurde sie in dieser Zeit von ihrem Doktorvater Prof. Dr. Ludwig Gramlich, ehemaliger Lehrstuhlinhaber der Professur für Öffentliches Recht und öffentliches Wirtschaftsrecht an der TU. Bis heute erinnert sich die selbstständige Unternehmensberaterin gerne an die Zusammenarbeit mit Gramlich: „Immer wenn ich zu Prof. Dr. Gramlich kam, gab er mir viele nützliche Hinweise und interessante Aspekte mit auf den Weg. Ich hatte das Gefühl, dass er über meine Promotion stets mehr wusste als ich. Ich habe sein Büro immer mit einem sehr ehrfürchtigen Gefühl verlassen.“

Beeindruckt habe die damalige Doktorandin auch die enorme Zahl an Büchern und die Fülle an weiteren Dissertationen, die Prof. Gramlich parallel betreute. Neben ihrer Doktorarbeit studierte sie noch Wirtschaftswissenschaften in Edinburgh. Es war ein anstrengendes Kapitel in Funkes Leben. Wie sie diese Mehrfachbelastung bewältigt habe: „Ich habe die Doppelbelastung mit vielen Energy Drinks und wenig Privatleben gemeistert. Und Struktur – ein gesamter Tagesablauf war durchgeplant: Von 8.30 Uhr bis 19.30 Uhr im Büro, danach ging es ab 21 Uhr bis mindestens Mitternacht mit dem Studium weiter.“ Rückblickend sei die Unternehmensberaterin jedoch zufrieden mit ihrer Entscheidung: „Ich bin froh, dass ich diese Phase hinter mich gebracht habe ehe ich eine Familie hatte. Eine Dreifachbelastung hätte ich nicht meistern können.“

2010 gründete Susann Funke dann ihr eigenes Unternehmen „Funke Advisory“. Funke: „Sich selbstständig zu machen passte besser zu meiner Persönlichkeit. Ich hatte zunächst angefangen in einer Kanzlei zu arbeiten, aber dafür war ich nicht „angepasst“ genug. Ich habe mich wie ein Fremdkörper gefühlt. Nach gut eineinhalb Jahren habe ich dann gekündigt und mich selbstständig gemacht.“ Doch auch bei einer Selbstständigkeit in der Energiebranche müssen Herausforderungen bewältigt werden: „Als junge Anwältin in der doch sehr männlich geprägten Energiewelt Gehör zu finden, ist oft sehr schwer. Das hat sich in den letzten Jahren aber sehr verbessert. Hier gibt es immer mehr Frauen in Führungspositionen.“ Besonders geholfen habe ihr der gute Kontakt zum ehemaligen Vorstand der Leipziger Energiebörse, der Funke sein Netzwerk in der Energiewelt öffnete. Um ihre Kunden, meist Energieunternehmen, zu beraten fährt Funke drei bis vier Tage pro Woche quer durch Deutschland, Österreich oder das Vereinigte Königreich: „Ich muss sehr flexibel sein und kann kaum länger als zwei Wochen im Voraus planen.“ Und auch wenn Susann Funke längst beruflich Fuß gefasst hat, hören die Prüfungen nicht auf: 2012 erlangte sie die Zulassung als zertifizierter „Regulation on Wholesale Energy Market Integrity and Transparency (REMIT) Implementierungspartner“, also zur Befähigung zur Durchsetzung der Verordnung. Im letzten Jahr bestand sie die Prüfung zum zertifiziertem Compliance Officer.

Die Faszination des Anwaltsberufs sieht die heute 36-Jährige in seiner Vielschichtigkeit: „Ich habe viele Rechtsanwälte in meinem Bekanntenkreis und alle machen sie völlig Verschiedenes. Nicht nur thematisch, sondern auch, wie sie sich neue Mandate erschließen.“ Angehenden Rechtsanwälten und -Anwältinnen empfiehlt die selbstständige Unternehmensberaterin: „Nur zu den wirklich guten Vorlesungen gehen und von Anfang an hauptsächlich mit Büchern von Repetitorien arbeiten. Das mag vielen nicht sehr wissenschaftlich erscheinen, aber es bereitet einen bestens auf die Klausuren vor, die am Ende auch die – hoffentlich guten – Punkte im Examen bringen und damit auch eine gute Jobauswahl bescheren. Man solle sich zudem einen inhaltlichen Schwerpunkt setzen und dies frühzeitig mit entsprechenden Praktika in passenden Bereichen untermauern. Und: „Networking ist unerlässlich!“

In einem Podcast gibt Dr. Susann Funke weitere persönliche Einblicke in ihren Werdegang, ihre Selbstständigkeit und ihre Zeit an der TU Chemnitz.

Podcast-Verlauf:

  • 0:03 Min.: Werdegang/Promotion
  • 2:48 Min.: Berufliche & persönliche Entwicklung durch Doktorvater
  • 5:10 Min.: Der Reiz des Energie-, Steuer- und Gesellschaftsrechts
  • 10:03 Min.: Ein „normaler“ Arbeitstag
  • 10:57 Min.: Gründe für die Selbstständigkeit
  • 12:33 Min.: Herausforderungen als junge Anwältin
  • 12:35 Min.: Was ich gerne über die Selbstständigkeit vorher gewusst hätte
  • 15:11 Min.: Tipps zur Selbstständigkeit

(Autorin: Nina Schreyer)

Matthias Fejes
27.02.2018

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