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Wenn Gedanken zu Träumen werden

Student Marc Stoll hat seine späte Leidenschaft für Wasserpfeifen zum Beruf gemacht

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So sieht man Marc Stoll oft im Sommer auf dem Campus: In Bermuda-Shorts gekleidet, genießt er im Schatten der Bäume vor der Mensa eine Wasserpfeife. Foto: Sara Rodefeld

Der 27-Jährige Marc Stoll hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Breits seit über einem Jahr betreibt der Sportstudent in Chemnitz einen Verkauf und Verleih von Wasserpfeifen, auch Shisha genannt. Während manch anderer Student durch Plasma spenden, Karten abreißen oder Kellnern sein Semestergeld aufzustocken versucht, finanziert sich Marc Stoll mit seinem stetig wachsenden Geschäft einen Großteil des Studiums. "Es ist der beste Nebenjob, den ich je hatte", schwärmt er. Denn, obwohl er in seiner vorherigen Arbeit als "Burger King"-Mitarbeiter nach Belieben essen durfte, kann er nun mit seiner Kundschaft nach Belieben rauchen. Einen Widerspruch zu seinem Hauptfach sieht der Sportstudent dabei nicht. "Gesundheit beinhaltet nicht nur das Körperliche, sondern auch das Geistige. Shisha rauchen ist ein guter Ausgleich. Der Alltag macht Pause und ein Gefühl von Entspannung breitet sich aus." Da der aromatisierte Tabak der aus dem Orient stammenden Pfeife stets in geselliger Runde reih um inhaliert wird, beinhalte diese Form des Rauchens auch soziale Komponenten.

Aber diese Ansichten vertrat Marc Stoll nicht immer. Der einstige Wasserpfeifengegner verfocht wie viele die Position, dass Shisha rauchen gefährlich und der Einstieg zur Nikotinsucht sei. Als seine Schwiegereltern ein ägyptisches Exemplar aus ihrem Urlaub mitbrachten und hin und wieder konsumierten, erklärte er sie für verrückt. Doch schon bald schwand die anfängliche Skepsis. Auf Drängen seiner Freunde zündete auch Marc die Pfeife beim abendlichen Zusammensein an und fand Gefallen am Geschmack des exotischen Tabaks. "Das war der Punkt, an dem ich begann, mich genauer mit dieser Tradition und vermeintlichen Risiken zu befassen, erklärt er. Infolgedessen entwickelte der Student schnell Sympathien für die Shisha und steht nun für deren Rufverbesserung.

"Man raucht Shisha nicht nebenbei wie Zigaretten. Es ist ein Ritual, nichts Alltägliches, der besondere Genuss zu besonderen Anlässen." Diese Erkenntnis führte zur Geschäftsidee. Marc Stoll bestellte Wasserpfeifen bei Onlineshops und meldete ein eigenes Gewerbe an. Er sei der geborene Organisator und komme mit der Bürokratie ganz gut zurecht, meint er lachend. Außerdem seien "die vom Finanzamt echt nett". Um die Ladenmiete zu umgehen, betreibt er sein Unternehmen zu Hause. Kundschaft gewinnt er ausschließlich durch Mundpropaganda. Doch die Nachfrage lässt keinen Zweifel am Erfolg des Konzeptes. Neben wachsenden Kaufanfragen werden Marc und seine Wasserpfeifen regelmäßig für Veranstaltungen gebucht, auch an der Universität. Dabei bedient er diesen Markt nicht alleine, sondern ist Neuling unter den Chemnitzer Shisha-Anbietern. Höhere Qualität und niedrigere Preise haben jedoch den Abnehmerkreis vergrößert. Das Geheimnis seiner Qualität: "Der hier erhältliche Pfeifentabak ist trockener als der orientalische. Ich behandle meinen Tabak und feuchte ihn nachträglich noch einmal an", verrät Marc.

Damit hat er sich einen festen Platz im Veranstaltungsprogramm des Chemnitzer Cube Clubs, der "Fiesta" in Eisenach und im "Café Worf" in Einsiedel gesichert. Hier kann jeder für ein kleines Entgelt von Marcs Wasserpfeifen rauchen. Kritik der Benutzer hat der Unternehmer bisher kaum über sich ergehen lassen müssen. Er selbst hält sich bei derartigen Events allerdings lieber im Hintergrund. "Ich bin nicht so der Partygänger, wie meine Kommilitonen", gesteht er schüchtern. Ein neuer Widerspruch? Man wird nicht so recht schlau aus Marc Stoll, dem Sportstudenten, der so gerne raucht und viel lieber Geschäftsmann ist, obwohl er oft eher wie ein Urlauber aussieht. Fest steht nur, dass er sich einen Traum verwirklicht hat, den er nach dem Studium auf keinen Fall aufgeben möchte. Denn wie Victor Hugo schon sagte:" Der Tabak ist die Pflanze, die Gedanken in Träume verwandelt".

(Autorin: Sara Rodefeld)

Mario Steinebach
07.03.2007

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