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Das ambivalente Verhältnis der Arbeiter in der Textilindustrie Westsachsens zwischen 1799 und 1914 zu ihren Maschinen

Fritz Thyssen Stiftung fördert an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU Chemnitz ein Forschungsprojekt zum Thema „Mensch und Maschine“

Die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung hat ein auf zwei Jahre angelegtes Forschungsprojekt zur Sozialgeschichte Sachsens im 19. Jahrhundert bewilligt, das an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Technischen Universität Chemnitz angesiedelt ist. Die in Köln ansässige Stiftung fördert seit 1961 die wissenschaftliche Forschung an Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland. "Das Chemnitzer Forschungsprojekt untersucht das ambivalente Verhältnis der Arbeiter in der Textilindustrie Westsachsens zwischen 1799 und 1914 zu ihren Maschinen und bezieht auch den großen Crimmitschauer Textilarbeiterstreik von 1904 ein, der einen der größten Arbeitskämpfe im Deutschen Kaiserreich darstellte", erläutert Prof. Dr. Rudolf Boch, Inhaber der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Das Projekt werde in Kooperation mit dem Sächsischen Industriemuseum durchgeführt und trage somit zur vertieften regionalen Verankerung der TU Chemnitz bei.

"Die Maschinen waren, so die Forschungshypothese, mehr als nur passive Objekte von sozialen und politischen Kämpfen. Durch ihre Materialität gestalteten sie diese Auseinandersetzungen mit", erläutert Boch. Das Projekt werde deshalb Ansätze einer objektorientierten Soziologie auf die Sozialgeschichte Sachsens im Industriezeitalter anwenden. Es untersucht zu diesem Zweck vorwiegend die Proteste von Textilarbeitern in Westsachsen im genannten Zeitraum von den klassischen Maschinenprotesten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu den großen Streikbewegungen um 1900. Im Vordergrund steht laut Boch die Frage, ob sich die Mentalität der Arbeiter änderte oder das veränderte Protestverhalten lediglich Ausdruck einer veränderten Problemlage bildete. "Methodisch will das Projekt in Anknüpfung an den in den Sozial- und Kulturwissenschaften diskutierten `material turn´ die Artefakte, in diesem Fall die Textilmaschinen, ins Zentrum rücken", ergänzt der Projektleiter. Daher sollen neben einschlägigen Archivbeständen und gedruckten Quellen auch konkrete Artefakte aus dem Sächsischen Industriemuseum als Quellen herangezogen werden.

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Rudolf Boch, Telefon 0371 531–38395, E-Mail rudolf.boch@phil.tu-chemnitz.de, sowie PD Dr. Manuel Schramm, E-Mail manuelschramm@freenet.de.

Mario Steinebach
06.10.2014

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