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Information, eine interdisziplinäre Größe, aus Sicht der Physik

Carolin Hübner zählt zu den ersten Absolventen des Faches Sensorik und kognitive Psychologie und erforscht in ihrer Bachelorarbeit, was den Begriff "Information" in allen Wissenschaftsgebieten vereint

  • Carolin Hübner kombiniert in ihrer Abschlussarbeit die Fächer Physik, Psychologie und Soziologie. Betreut wurde sie am Institut für Physik. Foto: Victoria Graul

Die TU gratuliert den ersten Absolventen aus dem Studiengang Sensorik und kognitive Psychologie, der seit 2009 deutschlandweit einzigartig besteht. Zu ihnen zählt Carolin Hübner, die ihre Bachelorarbeit gerade eingereicht hat und im Dezember öffentlich verteidigen wird. Unter dem Titel "Information als interdisziplinäre Größe in einer physikalischen Sicht" kombiniert sie Physik mit Psychologie und Soziologie. Genauer betrachtet, beschäftigte sich die TU-Studentin im Rahmen ihrer Abschlussarbeit mit dem Begriff "Information", der in Geistes- und Naturwissenschaften bis zu 40 unterschiedliche Formulierungen erfährt: "Wenn es eine einheitliche Definition und eine genaue Vorstellung von Information gäbe, dann könnten Psychologen, Physiker oder Biologen den Begriff in gleicher Weise verwenden, und gewisse Sachverhalte erhielten eine interdisziplinäre Gültigkeit", sagt Carolin Hübner.

Auf 56 Seiten erfährt der Leser einige der Definitionen von "Information" und findet heraus, wo Gemeinsamkeiten und wo Unterschiede zwischen den Disziplinen feststellbar sind. Die Abschlussarbeit ist gespickt mit zahlreichen Beispielen, um den Begriff "Information" zu veranschaulichen. Er hat immer etwas mit der Bildung von Ordnung zu tun. Wenn zum Beispiel Buchstaben zu einer verständlichen Nachricht angeordnet werden, geschieht ein solcher Ordnungsvorgang laut Hübner immer durch Austausch von "Information" sowie der Erzeugung neuer Information. Eine Yogagruppe kann sich auch nur gründen, weil Personen darüber kommunizieren, dass sie sich zusammenschließen wollen, somit also Informationen austauschen. Im Gehirn des Einzelnen laufen dabei Prozesse der Informationsverarbeitung ab.

"Information ist in ihren Eigenschaften mit dem Impuls oder der Ladung zu vergleichen und spielt, wie die Energie, praktisch in allen Wissenschaftsgebieten eine wichtige Rolle. Alle diese Größen sind mengenartige Größen, die wesentlich sind für eine einheitliche Beschreibung von Vorgängen in der uns umgebenden Welt. Information, zusammen mit Energie, fließt und löst Ordnungsprozesse aus, bis hin zu einem sich einstellenden neuen Gleichgewicht. Diese Selbstorganisation von Systemen ist ein Hauptaspekt der Größe Information", erklärt Hübner.

Geschrieben hat die TU-Studentin ihre Abschlussarbeit an der Professur Physik Dünner Schichten unter Anleitung von Prof. Dr. Peter Häussler. "Ich saß im Seminar bei Professor Häussler und er fragte uns: Was ist denn eigentlich `Information´? Er sprach speziell uns aus dem Studiengang Sensorik und kognitive Psychologie an, dass wir daraus doch ein Thema für eine Bachelorarbeit ableiten könnten. Ich fand seine Idee spannend und passend", sagt die TU-Studentin.

An der Professur Physik Dünner Schichten wird seit Jahren experimentell an fundamentalen Grundsätzen zur Bildung von Ordnung in atomaren Systemen geforscht. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, wie sich aus einer extrem großen Zahl von Atomen Flüssigkeiten oder Kristalle bilden. Prof. Häussler begrüßt deshalb die Forschungsergebnisse der TU-Studentin Hübner: "Durch ihre Einführung eines sogenannten `Potentials´ für Information kann `Information´ dynamisch behandelt werden, wie der Impuls in der Mechanik oder die Ladung in der Elektrodynamik. Koppeln zwei Systeme durch den Austausch von `Information´, wird `Information´, zusammen mit Energie, selbständig vom System mit hohem zum System mit niedrigem Potential fließen. Gleichzeitig werden beim Übergang in ein neues Gleichgewicht neue Information und thermische Entropie erzeugt", so Prof. Häussler.

Hübner entschied sich per Zufall für den Studiengang Sensorik und kognitive Psychologie. Lange suchte sie nach einer passenden Studienrichtung und bewarb sich unter anderem auch für ein Psychologiestudium an der TU: "Ich erhielt daraufhin ein Informationsschreiben, das einen neuen Studiengang vorstellte, in dem die beiden Fächer Psychologie und Physik kombiniert sind. Da ich genau nach solch einer technisch-geisteswissenschaftlichen Mischung suchte, war ich überzeugt, das Richtige gefunden zu haben", resümiert die TU-Studentin. Sie mag an ihrem Studium die Kombinationsmöglichkeiten: "Als ich mich mit dem Thema meiner Bachelorarbeit beschäftigt hatte, las ich viele Bücher mit Vorworten wie: Wer als Physiker dieses Buch liest, muss viel über Physiologie und Psychologie lernen. Wer als Psychologe dieses Buch liest, muss sich gründlich mit dem mathematischen Know-how vertraut machen. Mit einer perfekt geeigneten Mischung wie uns hat keiner dieser Autoren gerechnet."

Carolin Hübner hat bereits ihr Masterstudium im selben Fach begonnen. Dreh- und Angelpunkt des Studiums ist seit dem Wintersemester 2012/13 wieder Chemnitz: "Die Professoren an der TU sind hilfsbereit. Man nimmt sich viel Zeit für die Studenten und wir werden herzlich aufgenommen." Ein geeignetes Thema für ihre Masterarbeit hat Hübner schon im Hinterkopf. Sie möchte an den Forschungspunkten ihrer Bachelorarbeit anknüpfen - die Kombinationen zwischen Physik und Geisteswissenschaften weiter ergründen.

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
27.11.2012

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