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Der spannende Klick mit dem hölzernen Tic

Das etwas andere Uni-Start-Up: Ein Absolvent und ein Student der TU Chemnitz entwickelten das Holzspielzeug "Ticayo" für Jung und Alt und vertreiben es als neue Spielzeugkultur rund um die Welt

  • Aus den Studienfreunden Tony Ramenda (l.) und Matthias Meister wurden Geschäftspartner, die nun mit ihrem Ticayo den Spielzeugmarkt erobern. Foto: Denis Bury
  • Bewegte Schule: Dorothea Schneider, die an der TU Chemnitz des Masterstudiengang Pädagogik mit Schwerpunkt Lernkulturen absolvierte, untersuchte im Rahmen ihrer Abschlussarbeit den Einsatz des Ticayos an der Albrecht-Dürer Schule Chemnitz. Zwölf Schüler der 3. und 4. Klasse waren mit Freude dabei. Foto: Carola Geilert
  • Das Tic(k)en mit dem Ticayo ist gar nicht so einfach, fördert aber Aufmerksamkeit und Konzentration der Schüler, so das Fazit der Studie. Foto: Carola Geilert

Als Tony Ramenda, Student der Wirtschaftswissenschaften der TU Chemnitz, 2009 mit seiner Band in Madrid auftrat und dort von einem Mexikaner ein Holzspielzeug im Tausch gegen ein CD erhielt, ahnte er nicht, dass dies seinem Leben eine neue Ausrichtung geben wird. Der Schlagzeuger fand zunehmend Gefallen an dem Spielzeug, das in den südamerikanischen Ländern verbreitet ist und dessen Wurzeln bis in die Zeit der Mayas zurückreichen. "Daheim in meiner Chemnitzer Studenten-WG reifte die Idee, ein neues Holzspielzeug zu bauen", erzählt Tony Ramenda. Er schnitzte aus dem Restholz seines Hochbettes einen kugelförmigen, mit einer Auffangbohrung versehenen Körper. "Als Griff diente ein Teil meines alten Trommelstockes. Beides verband ich mit einem dünnen Band. Und fertig war das Geburtstagsgeschenk für meinen Mitbewohner Matthias Meister." Der damalige Europastudent war so begeistert, dass ihn fortan die Spielleidenschaft nicht mehr losließ. "Mehrfach am Tag versuchte ich, die Kugel in verschiedenen Variationen durch die Luft wirbeln zu lassen und mit dem doppelseitigen Griff wieder aufzufangen", erinnert sich Meister. Bald habe er sich auch an erste Jonglier-Kunststücke gewagt. Bei so mancher WG-Party habe das Spiel weitere Freunde und Bekannte angesteckt. Immer öfter stand die Frage im Raum, wo man das Spiel kaufen kann.

Von dieser Begeisterung motiviert, klickte es eines Tages im Jahr 2010 bei den beiden und sie entschieden sich, ihr Holzspielzeug in abgewandelter Form auf den Markt zu bringen. In dieser Zeit mussten sie viele Fragen beantworten und so manches Neuland betreten. "Welche europäischen Sicherheitsstandards muss man bei Holzspielzeug beachten? Welche Zuglast muss das Band zwischen den beiden Holzbauteilen aushalten? Wie besteht unsere Entwicklung die Europäische Norm EN 71 und die damit verbundenen chemischen und physikalischen Tests? Ist das Spielzeug schweiß- und speichelfest? Derartige Fragestellungen trieben uns so manche Schweißperlen auf die Stirn", gesteht Ramenda, der heute Wirtschaftswissenschaften an der TU studiert und zuvor als Logopäde tätig war. Unterstützt von der Industrie- und Handelskammer in Chemnitz gründeten sie vor zwei Jahren ihr Zwei-Mann-Unternehmen und etablierten "TicToys - Die neue Spielzeugkultur" am Markt.

Die Studienfreunde sind nun Geschäftspartner. "Ticayo" heißt das Spielzeug. Der Name ist angelehnt an das hölzerne Klicken, das beim Fangen der Kugel durch den Kontakt zum Griff entsteht. Trotz seines lateinamerikanischen Ursprungs ist das Spielzeug ein rundherum sächsisches Produkt, worauf deren Entwickler großen Wert legen. "Aus heimischer, erzgebirgischer Buche werden die Holzteile in Seiffen gedrechselt, ein Spielzeughersteller in Olbernhau übernimmt die farbige Gestaltung, die Schnur stammt aus einer vogtländischen Seilerei und die Verkaufsverpackung kommt aus Chemnitz. Zudem arbeiten wir bei der Endmontage mit regionalen Einrichtungen der Lebenshilfe zusammen", sagt Meister. Obwohl das Ticayo mit unifarbenem Lack und schlankem Design zeitgemäß sei, liege das Geheimnis des Verkaufserfolges vermutlich in der Einfachheit des Spiels. "Mittlerweile vertreiben wir es über das Internet und über ausgewählte Spielwaren-, Öko- und Jonglierläden rund um die Welt - unter anderem nach Belgien, Frankreich und Japan", verrät der junge Geschäftsmann. "Unter unseren Kunden sind viele junge Leute und natürlich auch viele Fans von hochwertigem Holzspielzeug", ergänzt Ramenda.

Dass das Chemnitzer Geschicklichkeits- und Jonglierspielzeug pädagogisch wertvoll ist und auch bei Konzentrationsschwächen und Aufmerksamkeitsstörungen hilft, wird nun durch eine qualitative Studie am Institut für Pädagogik an der TU Chemnitz belegt. Die Pädagogik-Studentin Dorothea Schneider untersuchte im Rahmen ihrer Masterarbeit in einer über mehrere Monate angelegten Versuchsreihe den Einsatz des Ticayos an der Albrecht-Dürer Schule, auch bekannt als Chemnitzer Schulmodell. "Im Rahmen des Konzeptes `Bewegte Schule´ spielten zwölf Schüler einmal wöchentlich zwischen den Unterrichtseinheiten mit dem Holzspielzeug. Bei Konzentrationsaufgaben, die unmittelbar nach dem Spiel durchgeführt wurden, und dem Vergleich mit einer Kontrollgruppe, konnte ein Zusammenhang zwischen dem Geschicklichkeitsspiel und der Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration festgestellt werden", sagt Schneider. Die Studie zeige außerdem, dass gerade in Zeiten von medialer Überforderung und Bewegungsmangel vieler Kinder und Jugendlicher die Förderung durch Bewegungs- und Geschicklichkeitsspiele sowie die gezielte Integration in den Unterricht von herausragender Bedeutung sei.

Ein größeres Lob können sich die Firmengründer Tony Ramenda und Matthias Meister kaum wünschen. Übrigens tüfteln die beiden schon an einem neuen Spiel, das 2013 auf den Markt kommen wird. Und ihren Platz auf dem hart umkämpften Spielzeugmarkt möchte die aus der TU ausgegründete Firma mit ihren nachhaltig produzierten Holzspielzeugen "Made in Saxony" weiter ausbauen.

Mario Steinebach
22.11.2012

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