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Ein spannendes Experiment, das nie aufhört

Im Gespräch: Die Physikerin Georgeta Salvan aus Rumänien forscht an der Technischen Universität - die Stadt Chemnitz wurde für sie in den vergangenen zwölf Jahren ihre zweite Heimat

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Prof. Dr. Georgeta Salvan untersucht in einem Labor des Instituts für Physik Hybridhalbleiter. Foto: Wolfgang Thieme

Prof. Dr. Georgeta Salvan kommt aus dem rumänischen Städtchen Nasaud an der Grenze zwischen Siebenbürgen und Moldawien. Die 34-Jährige lebt seit 1998 in Chemnitz und ist heute Juniorprofessorin am Institut für Physik der Technischen Universität Chemnitz. Mario Steinebach sprach mit der erfolgreichen Wissenschaftlerin.

Sie kamen 1998 mit einem Stipendium der European Physical Society von Rumänien nach Deutschland. Sie promovierten mit Erfolg, erhielten 2004 den Preis für die beste sächsische Doktorarbeit auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Danach sind Sie in Chemnitz geblieben. Warum?

Meine Heimat-Universität Babes-Bolyai in Cluj-Napoca hat enge Kontakte mit mehreren Unis in Frankreich. Ich wollte nach Frankreich, wohin auch mein Mann gegangen war. Zufällig war ein Chemie-Dozent aus Cluj in Chemnitz und regte hier einen Austausch an. Anschließend bekam ich eine Promotionsstelle in Chemnitz und mein Mann im Bereich Physik mikroelektronischer Systeme ebenfalls. 2003 wurde ich schließlich Juniorprofessorin in Chemnitz und mein Mann arbeitet seit 2009 an der TU Bergakademie in Freiberg. Wir leben gerne hier und lieben die wunderschöne Landschaft. Und durch unsere beiden Kinder und die Arbeit an der Uni habe ich viele Kontakte außerhalb der Forschung bekommen und mit den freundlichen Menschen hier nur gute Erfahrungen gemacht. Zwar gibt es viel Bürokratie in Deutschland, aber - und das ist wichtig für mich - auch eine hohe Zuverlässigkeit und feste Strukturen.

Woher rührt die enge Zusammenarbeit in den Naturwissenschaften zwischen der TU Chemnitz und Ihrer Heimat-Uni?

Es gibt schon seit 1997 einen Austausch zwischen den Chemie-Instituten in Chemnitz und Cluj-Napoca. In der Physik war mein Aufenthalt der Anfang einer Kooperation. Seit Ende der 90er-Jahre gibt es einen intensiven Austausch von Studenten und Dozenten. So etwas ist immer durch Personen geprägt, etwa durch Prof. Dr. Dietrich Zahn, Professor für Halbleiterphysik. Was die praktische Ausbildung der beteiligten Gruppen angeht, liegt der Schwerpunkt in Chemnitz auf der optischen Spektroskopie und der Molekülphysik, in Cluj auf dem Magnetismus. In der Forschung ergänzen sich die Methoden der beiden Unis sehr gut. Es läuft zwischen uns sozusagen ein spannendes Experiment, das nie aufhört.

Was schätzen Sie aus Sicht der Wissenschaftlerin hier besonders?

Die Arbeitsatmosphäre am Institut für Physik. Die Chemnitzer Halbleiterphysik-Forschung des Teams von Professor Zahn und die Magnetismus-Forschung von Professor Albrecht sind hier sehr gut verankert. Fakt ist: Physik kann man nicht alleine im stillen Kämmerchen machen, man braucht dafür Kooperationen. Beispielswiese bringen Doktoranden aus Cluj Materialproben mit, die hier im Chemnitzer Labor vermessen werden. Wir sind zudem eng verknüpft mit den anderen sächsischen Uni-Standorten in Leipzig, Dresden und Freiberg. Das sind auch für mich ideale Forschungsvoraussetzungen für die nächsten Jahre.

Seit 2007 sind Sie als Juniorprofessorin für organische Halbleiter tätig. Was sind überhaupt organische Halbleiter?

Das sind kleine Moleküle mit der Eigenschaft, Strom leiten und andererseits Licht im sichtbaren bis nahen ultravioletten Bereich absorbieren zu können. Das macht sie zum Beispiel interessant für opto-elektronische Anwendungen wie Solarzellen, die Licht in Strom umwandeln. Umgekehrt können sie auch Strom in Licht umwandeln. Davon gibt es schon Anwendungen wie die organischen Leuchtdioden für kleine Displays.

Woran forschen Sie aktuell?

Ich betreibe gemeinsam mit Physikern, Chemikern und Elektrotechnikern Grundlagenforschung und untersuche Moleküle, die sowohl magnetisch sind als auch Strom leiten können und in Datenspeichern, Leuchtdioden und Transistoren eingesetzt werden können. Wir wollen neue maßgeschneiderte molekulare Materialien entwickeln und erhielten kürzlich dafür von der Deutschen Forschungsgemeinschaft etwa 2,9 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre.

Würden Sie als Physikerin auch anderen jungen Frauen empfehlen, Physik zu studieren?

Nun, man sollte auf jeden Fall eine gehörige Portion Neugier mitbringen und Spaß daran haben, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das Physikstudium ist zwar sehr anspruchsvoll, aber man erhält auch einen fundierten Überblick über viele Themengebiete. Wenn man als junge Frau also vielseitig interessiert und kreativ ist, bietet ein Physikstudium eine gute Vorbereitung auf ein interessantes Berufsleben. In Chemnitz habe ich viele junge Frauen kennengelernt, die ihr Studium gut gemeistert haben, jetzt in der Forschung arbeiten und es auch gut schaffen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Für ein Studium in Chemnitz sprechen dabei sicher die guten Studienbedingungen und die interessanten Forschungsschwerpunkte, auf die man sich spezialisieren kann. Und in der späteren Arbeit gibt es nichts Spannenderes als den Moment, in dem man als erster Mensch die Antwort auf eine unbeantwortete Frage an die Natur entdecken kann. Wer neugierig ist, hat dann mindestens zwei neue Fragen. In diesem Sinne ist auch der Beruf der Physikerin ein spannendes Experiment, das nie aufhört.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mario Steinebach
06.08.2010

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