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Menschen zu sehen, zu fördern und zu entwickeln, ist ihr Antrieb

Katrin Lehmann ist Alumna der TU Chemnitz und heute leitend in der Schneider Gruppe GmbH, einem der größten regionalen Autohausunternehmen mit rund 600 Mitarbeitenden, tätig

  • Porträt einer Frau
    Katrin Lehmann hat an der TU Chemnitz den Bachelor- und Masterstudiengang Medienkommunikation studiert und berichtet im Interview von ihrem Studium und ihrer Zeit in der Geschäftsführung der Schneider Gruppe GmbH. Foto: Susann Brumm

Frau Lehmann, welche Worte würden Sie wählen, um sich selbst zu beschreiben?

Verbindend, guter Humor, gern unterwegs, ehrgeizig, diplomatisch, nach vorne denkend, aber die Wurzeln nicht vergessend, Menschenfreund.

Sie haben an der TU Chemnitz studiert. Was hat Sie damals zu Ihrer Studiengangswahl bewogen?

Ich habe an der TU Chemnitz den Bachelor- und Masterstudiengang Medienkommunikation studiert und die Studiengangswahl kam genau zur richtigen Zeit. Denn bevor es diesen Studiengang gab, beschäftigte ich mich mit Germanistik, Pädagogik und Journalismus. Die Auswahl bestand zwischen Chemnitz und Leipzig, ich hatte mich dann aber – um die Nähe zu meiner Familie im Erzgebirge zu halten – für Chemnitz entschieden und für Germanistik und Pädagogik immatrikuliert. Nach wenigen Wochen reifte die Erkenntnis, dass mir das viel zu theoretisch ist, mich das „Fugen-S“ nicht so richtig fesselt und mein langfristiger Weg ein anderer werden muss. Umso begeisterter war ich, dass ich mich noch umschreiben konnte und mit dem Studium der Medienkommunikation Bereiche wie Medieninformatik, Betriebswirtschaft, Psychologie, Kommunikation, Marketing auf mich warteten, was ich enorm spannend und abwechslungsreich fand.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studienzeit an der TU Chemnitz? Gibt es prägende Momente oder Personen, an die Sie besonders gern zurückdenken?

Ich erinnere mich sehr sehr gerne an meine Studienzeit, beschreibe sie immer als eine der schönsten Etappen meines bisherigen Lebens. Die Freiheit und Selbstbestimmung nach zwölf Jahren Schule war wunderbar. Zu großen Teilen selbst zu entscheiden, welche Kurse und Vorlesungen ich wähle, mein Leben deutlich mehr nach meinen Stärken auszurichten, war wunderbar. Prägend war – wie sicher für viele in unserem Studiengang – die Seminare und Vorlesungen bei Dr. Ruth Geier. Sie versprühte für mich persönlich diesen Hauch an Verwegenheit, Leben, Neugier, Humor gepaart mit Wissen, vielen guten Fragen, die mich selbst oft Antworten finden lassen mussten und damit dem Setzen von eigenen Zielen. Auch nehme ich die wertvollsten Freundschaften zu ehemaligen Kommilitonen mit, die bis heute Bestand haben und inzwischen auch mit gegenseitigen Patenschaften bei unseren Kindern verbunden sind.

Würden Sie das gleiche Studium noch einmal wählen und würden Sie sagen, dass Ihr Studium Sie gut auf Ihren Beruf vorbereitet hat?

Ich würde das Studium auf jeden Fall wieder wählen, auch wenn es heute vermutlich zu 90 Prozent andere Inhalte hat als damals. Ebenso empfinde ich rückblickend eine solide Vorbereitung auf mein Berufsleben. Wenn ich damals gewusst hätte, welches Wissen ich später brauche, hätte ich sicherlich manche Seminare und Vorlesungen anders gewählt, mich mit manchen Themen noch intensiver beschäftigt. Aber ich bin mit allen Schritten und Entscheidungen sehr zufrieden.

Wie ging es nach dem Studium weiter, wie sind Sie zu Ihrem heutigen Arbeitgeber, die Schneider Gruppe GmbH, gekommen?

Ich hatte nach meinen ersten drei Jahren Berufserfahrung begonnen, mich umzuorientieren, weil ich einfach neugierig auf einen Wechsel und demnach auf Neues war. Vor dem Switch in die Automobilbranche hatte ich Respekt, mich aber schlussendlich trotzdem beworben und wurde mit 29 Jahren für die Leitung Marketing eingestellt. Mit 29 Jahren und frisch verheiratet, war ich potentielle Kandidaten nicht genommen zu werden, weil die Kinderfrage sicherlich im Raum stand. Aber das war nicht eine Sekunde lang Thema, was ich im Nachhinein noch immer sehr cool finde.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Was genau sind Ihre Aufgaben und was reizt Sie besonders daran? Was liegt Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders am Herzen?

Inzwischen habe ich meinen Verantwortungsbereich von Marketing hin zu Costumer Success, Kundenservice, Leadmanagement, Communication und Business Development verändert. In all diese Aufgabenfelder kann ich viele Jahre Marketing-Erfahrung einfließen lassen und mich reizt es, dass ich mich auf all diesen Spielwiesen austoben und Dinge voranbringen kann. Ich mag die Mischung aus Zahlenlastigkeit und Kommunikation. Das eine lässt sich klar messen und aussteuern, das andere verlangt Kreativität, Gespür, Empathie und gutes Beobachten. Am Herzen liegen mir unsere Kunden und sie – meinen Wirkungskreis betreffend – mit Lösungen zu versehen. Im Costumer Service sind wir natürlich auch mit Beschwerden konfrontiert. Mich macht es happy, wenn wir für alle eine Lösung finden. Intern liegt mir eine gute, stimmige Unternehmenskultur am Herzen.

Auf welche beruflichen Erfolge oder Erfahrungen sind Sie besonders stolz?

Wenn wir das karriereseitig betrachten wollen, war es schon erstaunlich, mit 32 Jahren in die Geschäftsleitung berufen worden zu sein. Das war nicht mein ambitioniertes Ziel, aber es wurde mir angeboten und ich habe diese Herausforderung gleichermaßen mit Enthusiasmus und Respekt angenommen, circa zehn Jahre sehr gern gemacht und in dieser Dekade das Unternehmen mitgestaltet und nach vorne gebracht. Was mich aber mehr antreibt als Titel und Karriere, sind die mit einer Führungstätigkeit verbundenen Möglichkeiten, Menschen zu sehen, zu fördern und zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen, für Ergebnisse verantwortlich zu sein und aktiv darauf Einfluss nehmen zu können.

Gab es auch Rückschläge oder schwierige Phasen und wie sind Sie damit umgegangen?

Klar gab es schwierige Phasen. Grundlegend war immer Vollgas, wir haben uns rasant weiterentwickelt, sind sehr schnell gewachsen. Einige Jahre zu schnell. Die Strukturen und Prozesse anzupassen, ist uns nicht immer in dem Maß gelungen, wie es die Mitarbeiter gebraucht hätten. Das größte Wachstum haben wir hingelegt, in den Jahren, in denen ich kleine Kinder hatte. Ich denke viele Mütter und auch Väter können nachempfinden, wie oft man mit sich selbst in der Auseinandersetzung ist, was für alle Seiten das Richtige ist. Wichtig ist, sich immer wieder selbst zu positionieren und dann auszurichten. Die letzten zwei Jahre waren auch branchenseitig hart. Zu sehen, wie es uns wirtschaftlich trifft und manche Dinge nicht beeinflussbar, aber ergebnisrelevant sind, tut schon weh. Aber auch hier darf und muss man sich neu erfinden und wieder ausrichten.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie aktuell in Ihrer Branche?

Die Automobilbranche ist in schwerem Wandel. Diesen zu gestalten und 600 Mitarbeiter hindurch zu begleiten ist definitiv eine Herausforderung. Wir handeln nicht mit eigenem Produkt, sind somit immer in einer gewissen Abhängigkeit unserer Hersteller, was uns den Gestaltungsrahmen oft enger vorgibt, als uns lieb ist. Sicher ist es heute um ein Vielfaches schwieriger, Autos zu vermarkten. Die Gründe sind vielseitig, aber nicht immer änderbar. In diesem Sinne halten wir es, wie wir es in 50 Jahren Unternehmensdasein immer gehalten haben: Lösungen und Wege finden und gestalten. Unsere Vision ist, DER Mobilitätspartner in unserem Marktgebiet zu sein. Wie auch immer Mobilität aussieht. Wer eine starke Vision hat, hat auch ein starkes WIE.

Wenn Sie auf Ihren bisherigen Werdegang zurückblicken – was würden Sie heute anders machen?

Eigentlich nichts. Wenn ich eine Aussage treffen müsste, dann die, gern vor dem Studium ein Handwerk gelernt zu haben. Einfach, weil es mich heute anders interessiert als damals.

Sie sind Mutter und beruflich mehr als 100 Prozent eingespannt. Wie bekommen Sie Familie und Karriere unter einen Hut?

Noch vor drei bis vier Jahren hätte ich geantwortet: „Gut.“ Aber dann kam die Schulpflicht meiner Kinder und damit ein Berg an Aufgaben und Organisation on top. Das Muttersein verändert generell und setzt Prioritäten sowohl emotional als auch organisatorisch völlig neu. Plötzlich war es nicht mehr möglich, jeden Tag bis 18, 19 oder 20 Uhr durchzuziehen, sondern verlangte eine komplett neue Organisation. Vor circa zweieinhalb Jahren hatte ich den Punkt erreicht, an dem ich entscheiden musste: Entweder Du baust Dein Umfeld anders auf, mit Support von außen wie einer Haushaltshilfe und einer Nanny, oder Du widmest Dich im Schwerpunkt Deiner Familie. Ich habe mich für Letzteres entschieden und – hier kann ich nur für mich persönlich sprechen – es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich wollte es nicht eines Tages bereuen, zu wenig Zeit gehabt zu haben. Auch jetzt arbeite ich Vollzeit, aber ein wesentlicher Vorteil ist: Ich kann mir meine Zeit besser einteilen als zuvor, was mein drängendster Wunsch war.

Was raten Sie karriereorientierten Frauen bei der Familienplanung? Welchen Rat würden Sie generell den heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?

Offen gesprochen rate ich hinsichtlich Familienplanung gar nichts, weil jede Lebenssituation anders ist. Hat man mein supportendes Umfeld in der Nähe oder nicht? Wie stark ist der Partner engagiert bzw. was ist ihm möglich? Was sind die eigenen Antriebe? Wenn ich etwas raten würde: Einfach vertrauen, anpacken und ausprobieren. Verändern kann man es immer noch. Studierenden würde ich mit auf den Weg geben: Sammelt so viel praktische Erfahrungen wie möglich, wenn ihr den Weg in die Wirtschaft wählt.

Welche Träume oder Pläne möchten Sie in Zukunft sowohl beruflich als auch privat noch verwirklichen?

Privat wünsche ich mir Gesundheit für und eine maximal intensive Lebenszeit mit meinen Liebsten und noch viel Zeit, die Welt zu bereisen. Beruflich möchte ich die Ziele erreichen, die anstehen und alles in meinem Verantwortungsbereich so gestalten, dass dieser ergebnisorientiert läuft und gleichermaßen die Mitarbeiter ein Arbeitsumfeld haben, in dem sie sich wohl fühlen.

Haben Sie ein Lebensmotto oder einen Leitsatz, der Sie im Alltag begleitet?

Verloren ist erst bei Abpfiff. Das bringe ich auch sehr gern meinen Kindern bei. Meine Tochter war neulich im Tischtennis mit 6:10 im Rückstand und sie sagte mir: „Mama, verloren ist erst bei Abpfiff“ und gewann schlussendlich mit 13:11.

(Die Fragen stellte Stephanie Höber, Alumni-Koordinatorin der TU Chemnitz.)

Mario Steinebach
27.11.2025

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