Was sagt ein Mensch zu einem Roboter, während sie gemeinsam ein IKEA-Regal aufbauen?
Studie der Technischen Universität Chemnitz untersucht Gespräche zwischen Menschen und Robotern – und erklärt die Hintergründe in einem Podcast
Bereits jetzt arbeiten Menschen eng mit Robotern zusammen, etwa bei der Fertigung in der Industrie. In Zukunft wird das voraussichtlich noch zunehmen. Aber worüber unterhalten sich Mensch-Roboter-Teams eigentlich währenddessen? Und vor allem wie? „Uns interessiert, ob Menschen im Team mit dem Roboter anders sprechen als im Team mit anderen Menschen“, so die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer von der Technischen Universität Chemnitz. Darum führte ihr interdisziplinäres Team aus den Bereichen Neurorobotik und Sprachwissenschaft Experimente durch, in denen ein Mensch gemeinsam mit einem Industrieroboterarm mit Sprachfunktionen eine Aufgabe erfüllte. „Es lag nahe, sie gemeinsam ein ganz einfaches IKEA-Regal aufbauen zu lassen, das man auch ohne Anleitung schaffen kann“, so der Robotiker Sascha Kaden. „Währenddessen haben wir die Teams aufgenommen und anschließend alles, was gesprochen wurde, transkribiert und schließlich analysiert“, erläutert die Sprachwissenschaftlerin Sasha Coelho.
Wie von den Forschenden erwartet, gab es in rein menschlichen Teams mehr Aussagen, Erläuterungen und insbesondere Fragen, während der Roboter mehr direkte Anweisungen erhielt als die Menschen. „Dafür waren wir überrascht, dass es in den Mensch-Roboter-Teams fast genauso viele emotionale Aussagen gab wie zwischen Menschen.“ Zum Beispiel: „Das machst du gut.“
Die detaillierten Ergebnisse kann man nun kostenlos im Internet nachlesen, da das Team seine Studie „open access“ veröffentlicht hat. „Ich glaube, dass Forschungsthemen wie dieses auch für die breite Öffentlichkeit interessant sind“, erklärt Christina Sanchez-Stockhammer. „Aber wissenschaftliche Publikationen sind oft nicht einfach zu verstehen, und bei einer begrenzten Seitenzahl ist nicht genügend Raum für die notwendigen Erklärungen.“ Darum geht die Sprachwissenschaftlerin einen neuen Weg in ihrer Wissenschaftskommunikation: Zeitgleich mit ihren wissenschaftlichen Aufsätzen veröffentlicht sie nun allgemeinverständliche und unterhaltsame Folgen ihres Podcasts „Linguistics Behind the Scenes“. In der neuesten geht es um Künstliche Intelligenz und die Hintergründe der aktuellen Roboterstudie – inklusive Begleitmaterial mit vielen Links und dem kompletten Text der Podcast-Folge.
Publikation: Sasha Genevieve Coelho, Sascha Kaden, Marina Beccard, Florian Röhrbein & Christina Sanchez-Stockhammer. 2025. "Another bit. Upwards. Okay, stop." Do we talk differently to humans and robots when assembling a shelf together?, Proceedings of the Mensch und Computer 2025 (MuC '25), 465-470. DOI: https://doi.org/10.1145/3743049.3748536
Podcast-Folge hören auf YouTube (https://www.youtube.com/watch?v=DNsQsbYqQFs), Spotify (https://open.spotify.com/episode/1R7SB5BuqfoEQNk5cVZR7L) und Apple Podcasts (https://podcasts.apple.com/us/podcast/do-you-say-thank-you-to-a-robot-when-humans-talk-to-ai/id1799779038?i=1000725638252).
Weitere Informationen zum Podcast „Linguistics Behind the Scenes“: https://www.tu-chemnitz.de/phil/english/sections/edling/sciencecommunication/podcast.php
Kontakt: Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer, Telefon +49 (0)371 531-32444, E-Mail christina.sanchez@phil.tu-chemnitz.de.
Mario Steinebach
15.09.2025