„Trainieren muss man, wenn man bei Mathe-Wettbewerben weit kommen will“
Dr. Laura Weidensager von der Fakultät für Mathematik der TU Chemnitz ist an der Organisation der 19. Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade, die im Kulturhauptstadtjahr 2025 in Chemnitz stattfindet, beteiligt – Vor elf Jahren gehörte die junge Frau selbst zum deutschen MeMO-Team
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Dr. Laura Weidensager präsentiert schon einmal den mit vielen nützlichen Dingen und Info-Materialien vollgepackten Rucksack, den alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 19. Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade erhalten. Foto: Lars Lippert
Chemnitz wird vom 25. bis 31. August 2025 zur mitteleuropäischen „Hauptstadt der Mathematik“, denn dann findet hier die 19. Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade (MeMO) statt. Eine junge Frau, die sich bereits sehr darauf freut, ist Dr. Laura Weidensager, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Angewandte Funktionalanalysis (Leitung: Prof. Dr. Daniel Potts), denn sie gehört zum Organisationsteam der MeMO und hat selbst als Schülerin bereits MeMO-Luft geschnuppert.
„Als 2014 die MeMO das erste Mal in Deutschland – konkret in Dresden – stattfand, nahm ich als Schülerin der Klasse 12 und Mitglied der deutschen Auswahl an diesem ganz besonderen Wettstreit teil und weiß, wie man sich in diesem Moment fühlt, wie der Wettbewerb abläuft und was die MeMO so einzigartig macht“, berichtet Weidensager, die damals am Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium Chemnitz lernte. Einzigartig an der MEMO sei im Vergleich zu anderen Wettbewerben der Teamwettbewerb. „Wir hatten damals direkt vor der MEMO noch ein paar Tage Vorbereitungslager und sind dann innerhalb der Woche als 6er-Team richtig gut zusammengewachsen“, so die Chemnitzer Mathematikerin rückblickend. Fakt sei, dass man als Schülerin bzw. Schüler vor Ort gar nicht mitbekomme, mit wie viel Aufwand so eine Veranstaltung verbunden sei, wie viel Geld alles koste, wie viele Leute insgesamt in die Organisation involviert seien und wie viel Arbeit und Vorbereitungszeit für das Programm und den Ablauf nötig seien. „Jetzt lerne ich als Mitglied des Orga-Teams der MeMO 2025 das alles erstmals mit und kann es viel mehr wertschätzen“, sagt Weidensager, die während der diesjährigen Olympiade insbesondere die lokalen Guides in Chemnitz koordinieren wird.
Im Mittelpunkt der MeMO stehen der fünfstündige Einzelwettbewerb – bestehend aus vier Aufgaben, jeweils eine aus den Bereichen Algebra, Kombinatorik, Geometrie, Zahlentheorie – sowie der ebenfalls fünfstündige Teamwettbewerb – bestehend aus acht Aufgaben, davon je zwei aus den genannten Bereichen. „Die finalen Aufgaben werden erst während der ersten Tage der MeMO festgelegt und übersetzt. Jeder Schüler bzw. jede Schülerin kann sich zwei Sprachen raussuchen, in denen die Aufgaben bereitgestellt werden“, erläutert die Chemnitzerin.
Neben dem mathematischen Wettstreit soll die MeMO den 66 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern sowie mehr als 40 Begleiterinnen und Begleitern, Korrektorinnen und Korrektoren sowie Jurymitgliedern während des siebentägigen Aufenthalts die Chemnitzer Region sowie den Austragungsort nahebringen. „An zwei Vormittagen wird Klausur geschrieben. Die restlichen Tage bzw. Nachmittage sind mit einem abwechslungsreichen Freizeitprogramm gefüllt, u. a. Stadtführung in Chemnitz, Museumsbesuche, Firmenbesichtigungen, Spieleabend und ein Besuch in Freiberg“, berichtet Weidensager. In die Organisation der MeMO seien neben der Fakultät für Mathematik der TU Chemnitz, die Stadt Chemnitz, der Chemnitzer Standort des Landesamtes für Schule und Bildung, der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, der ICM - Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V. und die Mathematikolympiade-Bewegung eingebunden. Ein wichtiger Player ist auch die Bildung & Begabung gGmbH.
Doch wie kommt man überhaupt ins MeMO-Team? Dazu Weidensager: „Es gibt in Deutschland das Programm ‚Jugend trainiert Mathematik‘, wobei in der 7. Klasse deutschlandweit über 100 Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme eingeladen werden, die bei Mathewettbewerben gute Ergebnisse erzielt haben. Über die Jahre ist das ein sehr gutes Förderprogramm, was aus Aufgabenserien besteht, die man zuhause löst, einschickt und korrigiert wiederbekommt. Außerdem gibt es zweimal im Jahr mehrtägige Seminare, bei denen eine Klausur absolviert werden muss. So werden immer die besten Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum hinweg gefördert, sodass in Klasse 10/11 noch ca. 40 Schülerinnen und Schüler übrigbleiben. Die besten von ihnen, die nicht zur Internationalen Mathematik-Olympiade fahren, qualifizieren sich zur MeMO.“
Mit Blick auf ihren bisherigen Bildungs- und Berufsweg meint Weidensager: „Ich glaube nicht, dass ich ohne die ganzen Matheolympiaden Mathematik studiert bzw. auf diesem Gebiet jetzt promoviert hätte. Ich hatte während der Schulzeit unter anderem Mathe als Hobby, was man genauso trainieren kann wie Sportarten. Und trainieren muss man, wenn man bei Mathe-Wettbewerben weit kommen will.“ Und die Teilnahme an den Wettbewerben zahlte sich auch bei der Chemnitzer Mathematikerin aus. „Die typischen Aufgaben bei Matheolympiaden sind komplett anders als Schulaufgaben: Es geht vielmehr um kreatives Denken als nur um das Abarbeiten von Rechenvorschriften. Die Matheolympiade-Erfahrungen haben mir im Studium einen enormen Vorteil gebracht.“ Freuen würde sich Weidensager sehr, wenn einige der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler der MeMO 2025 eines Tages wieder den Weg an die TU Chemnitz finden würden.
Stichwort: Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade (MeMO)
Die Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade (MeMO) ist ein länderübergreifender Mathematik-Wettbewerb. Diese Olympiade wurde 2007 erstmals in Österreich ausgerichtet Seit 2014 findet sie auch in Kroatien, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Litauen, Polen, der Slowakei, Slowenien und der Schweiz statt. Die MeMO bietet Jugendlichen die zusätzliche Möglichkeit, neben der Internationalen Mathematik-Olympiade (kurz: IMO) auch an einem weiteren internationalen Vergleich teilzunehmen. Die doppelte Teilnahme an MeMO und IMO in einem Kalenderjahr ist durch das Reglement ausgeschlossen. Jedes teilnehmende Land, darunter auch ein Gastland, kann bis zu sechs Schülerinnen und Schüler zur MeMO entsenden. Die letzte MeMO fand 2024 in Ungarn statt. Das deutsche Team holte zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen im Einzelwettbewerb und belegte den 2. Platz im Teamwettstreit.
Weitere Informationen erteilt Dr. Laura Weidensager, Telefon +49 (0)371 531-37470, E-Mail laura.weidensager@mathematik.tu-chemnitz.de.
Mario Steinebach
17.07.2025