Springe zum Hauptinhalt
Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
TUCaktuell
TUCaktuell Forschung

Per Crowdsourcing zu Barriere-Daten im Öffentlichen Personenverkehr

Verbundprojekt „OPENER next“ präsentiert eine App, mit der Bürgerinnen und Bürger Barrieren an Haltestellen, an denen sie gerade warten, erfassen können – Projekt wurde für den Deutschen Mobilitätspreis nominiert

 Um möglichst vielen Menschen – unabhängig körperlicher Einschränkungen – ein inklusiveres Mobilitätsangebot zu unterbreiten, verfolgt die Bundesrepublik Deutschland das Ziel, den Öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) bis zum Jahr 2022 barrierefrei zu gestalten. Teil dieses Vorhabens ist das Verbundprojekt „OPENER next“ unter Federführung der Professur Schaltkreis- und Systementwurf (Leitung: Prof. Dr. Ulrich Heinkel) der Technischen Universität Chemnitz. „Um den Öffentlichen Personenverkehr attraktiver zu gestalten, müssen zunächst die vorhandenen Barrieren – insbesondere an Haltestellen von Bussen und Bahnen – bundesweit flächendeckend erfasst werden. „Die gesetzlich dazu verpflichteten Verkehrsbetriebe stehen hier auf Grund des immensen Erfassungsaufwandes vor großen Herausforderungen – vor allem im ländlichen Raum“, berichtet Heinkel. Vor diesem Hintergrund wurde in den vergangenen Monaten die erste Version einer App zur Crowdsourcing-basierten Erfassung von Barrieren im ÖPV entwickelt und nun veröffentlicht. „Die App namens OpenStop soll es interessierten Bürgerinnen und Bürgern durch Beantworten kurzer Fragen ermöglichen, Barrieren und Eigenschaften von Haltestellen, an denen sie sich gerade aufhalten und zu denen noch offene Fragen bestehen, schnell und einfach zu erfassen, etwa beim Warten auf den nächsten Bus“, erläutert René Apitzsch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur. Sie werden so ein wertvoller Teil des Projekts.

Auf dem Startbildschirm der App sehen die Nutzerinnen und Nutzer eine Karte mit Haltestellenbereichen in ihrer Nähe, dargestellt durch rote Kreise. Tippt man einen Kreis an oder bewegt man sich am Standort in einen hinein, können dort erscheinende offene Fragen zur Barrierefreiheit der Haltestelle beantwortet werden. Die Daten werden standardisiert erfasst und zu OpenStreetMap, einer weltweiten gemeinsamen offenen Datenbasis, übertragen. Von dort gelangen die Daten in die Auskunftssysteme der Verkehrsbetriebe und werden in zukünftigen Reiseauskünften mitberücksichtigt. „So können alle Menschen und insbesondere jene mit Mobilitäts-, Seh- oder Höreinschränkungen schon vor Reiseantritt erfahren, ob eine geplante Route barrierefrei ist und welche Alternativen es gegebenenfalls gibt“, sagt Apitzsch. Darüber hinaus sollen die Daten dazu dienen, eine barrierefreie Indoor-Navigation an Bahnhöfen umzusetzen und den Ausbau von Bus- und Bahnhaltestellen inklusiver und bedarfsgerechter zu planen.

Alle Interessierten können sich die App „OpenStop“ ab sofort im PlayStore für Android herunterladen. „Nutzerinnen und Nutzer von iOS-Geräten müssen sich noch etwas gedulden, gegenwärtig wird an einer zeitnahen Veröffentlichung im AppStore gearbeitet“, so Heinkel. Darüber hinaus sei auch der Quellcode der kontinuierlich weiterentwickelten Open-Source-App auf GitHub einsehbar. „Das bedeutet, jeder kann Fehler und Verbesserungsvorschläge melden oder sogar bei der App-Entwicklung aktiv mithelfen“, fügt der Projektleiter hinzu.

Abstimmen zum Deutschen Mobilitätspreis

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat das Projekt „OPENER next“ vor wenigen Tagen für den Deutschen Mobilitätspreis 2022 nominiert. Dieser Preis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen im Bereich „Digitales und Mobilität“ in Deutschland. Bereits zum siebten Mal prämiert das Bundesministerium innovative Projekte von Bürgerinnen und Bürgern, Gründerinnen und Gründern, Entwicklerinnen und Entwicklern und Expertinnen und Experten sowie herausragende Persönlichkeiten, welche die Zukunft der Mobilität neu denken und gestalten. Eine Jury zeichnet mit der Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern Deutschlands die besten Einreichungen aus. Insgesamt stehen 36 Nominierungen in neun Kategorien in einer Longlist zur Wahl, darunter das Projekt „OPENER next“ in der Kategorie „Daten und Innovationen“. Alle Bürgerinnen und Bürger können bis zum 15. Oktober 2022 abstimmen, wer auf die Shortlist kommen soll. Am 27. Oktober werden dann die finalen Gewinner in Berlin bekanntgegeben. Zur Abstimmung: https://mobilitaetspreis.de/abstimmen/

Hintergrund: Innovationsinitiative  „mFUND“

Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um datenbasierte digitale Anwendungen für die Mobilität 4.0. Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung.

Hintergrund: Projekt „OPENER next“

Das Projekt „OPENER next“ wird seit April 2021 mit über 1,7 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Zu den Projektpartnern der TU Chemnitz gehören acht direkt beteiligte sowie sechs assoziierte Partner. Direkt beteiligte Partner: datagon GmbH, Disy Informationssysteme GmbH, HaCon Ingenieurgesellschaft mbH, IVU Traffic Technologies AG, Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, Smartris Solution GmbH, hd Management Consulting GmbH sowie TU Darmstadt. Assoziierte Partnern: DELFI e. V.,  Deutsche Bahn Station&Service AG, Eisenbahn-Bundesamt, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, Stadt Chemnitz, Mitteldeutscher Verkehrsverbund GmbH,  Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH, Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH, die Verkehrsverbund Oberelbe GmbH sowie der Sozialhelden e. V.

Weitere Informationen erteilt René Apitzsch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Schaltkreis- und Systementwurf der TU Chemnitz, Telefon +49 371 531-33845, E-Mail rene.apitzsch@etit.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
11.10.2022

Alle „TUCaktuell“-Meldungen
Hinweis: Die TU Chemnitz ist in vielen Medien präsent. Einen Eindruck, wie diese über die Universität berichten, gibt der Medienspiegel.