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Zu Gast bei Bulle und Bär

Ökonomische Bildung ganz praxisnah: Professur Berufs- und Wirtschaftspädagogik führte eine studentische Exkursion in die deutsche Finanzmetropole Frankfurt/Main durch

Bei einem Antritts- und Höflichkeitsbesuch des Chemnitzer Wirtschaftspädagogen und Wirtschaftsdidaktikers Prof. Dr. Volker Bank bei Sven Schumann von der Öffentlichkeitsarbeit bei der Deutschen Börse AG ergab sich im Oktober 2017 eine Einladung für die Studierenden im Studiengang der Handelslehrer, dem Master in Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Sie durften ins Zentrum des deutschen Finanzwesens nach Frankfurt/Main reisen, dort wo die steigenden und die fallenden Kurse zu Hause sind, für die jeweils symbolisch der Bulle respektive der Bär stehen. Bank fordert als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Ökonomische Bildung eine fachliche Stärkung der schulischen Auseinandersetzung mit Wirtschaftsthemen, idealerweise in Form eines eigenen Schulfachs. Auch bei der Deutschen Börse hat man erkannt, dass es in Deutschland einer erheblichen Verbesserung der ökonomischen Bildung bedarf und sucht nach Wegen, hierzu etwas beizutragen.

Ökonomische Bildung durch mehr Transparenz

Einen ersten Ansatzpunkt findet man im hauseigenen Besuchsprogramm der Deutschen Börse, das Gästen Gelegenheit gibt, sich einen Eindruck vom Treiben an der Wertpapierbörse zu verschaffen. Zugleich werden Informationen über das Wertpapier- und Börsenwesen vermittelt. Sven Schumann von der Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Börse AG beschreibt sein wichtiges Anliegen: „Wir sind bestrebt, das Besuchsprogramm dahingehend umzugestalten, dass es einen Beitrag zur grundlegenden ökonomischen Bildung zu leisten vermag. Wir wollen stärkere Impulse setzen, dass die Besucherinnen und Besucher der Börse nicht nur dem Handeln auf dem Parkett zuschauen. Sie sollen auch zum Nachdenken angeregt werden, etwa, wie sie finanzielle Zukunftsvorsorge betreiben könnten.“

Bank erkannte in diesem Interesse der Deutsche Börse AG sofort eine Chance für seine Studierenden, in echten und nicht nur simulierten Aufgabenkontexten zu lernen. Deshalb stellte er kurzerhand in Abstimmung mit seinen Studierenden das Thema des gerade noch nicht angelaufenen Hauptseminars auf die Thematik des Besucherprogramms der Deutschen Börse ab. So gingen die angehenden Handelslehrer in Vorbereitung der Exkursion nach Frankfurt/Main daran, die grundlegenden Sachfragen des Börsenwesens zu wiederholen und die allgemeinen fachdidaktischen Grundlagen zu vergegenwärtigen.

Engagierte Exkursionsvorbereitung

Gut fügte sich die Besichtigung der lokalen Gegebenheiten in den studentischen Stundenplan, denn wegen des nur noch in Sachsen als arbeitsfreiem Feiertag bestehenden Buß- und Bettag gab es am 22. November 2017, dem Exkussionstag, keine konkurrierenden Veranstaltungen. „Die Studierenden haben schon bei der Vorbereitung der Exkursion ein besonders hohes Engagement gezeigt“, berichtet der Hochschullehrer begeistert und fügt hinzu: „Sie haben schon im Vorfeld konzentriert die Präsentationsfolien, die uns die Börse zur Verfügung gestellt hat, nach allen Regeln der Kunst analysiert.“ Rein von den Vortragsfolien kann man selbstverständlich nicht auf den tatsächlichen Vortrag schließen. „Und dieser Vorbehalt war wichtig“, resümieren die Studentin Ricarda Mohr „wir wurden zum VIP-Vortrag eingeladen, der tiefer in die Details der Börse einsteigt und nomalerweise richtig teuer ist.“ „Ehrlich gesagt,“ ergänzt ihre Kommilitonin Mona Trinks, „bei unserer Vorbereitung dachten wir, nach der dritten Folie sind alle spätestens eingeschlafen – tatsächlich hat der erfahrene Referent, Herr Ebner, es verstanden, den Vortrag mit seinen Erläuterungen und auch Anekdoten sehr unterhaltsam und anschaulich auszugestalten“.

„Was uns im Vorfeld auch nicht richtig klar war“, ergänzt Katharina Sigmund, „ist die Zielgruppe eines solchen Besuchs- und Vortragsprogramms. Dass hier tatsächlich mehr oder weniger ein one-size-fits-all-Konzept gefahren wird, konnten wir uns nicht vorstellen.“ Und Johanna Stampfer fügt hinzu: „Aber auch das konnte der Referent gut auffangen. Er muss halt immer wieder ganz unterschiedliche Vorbedingungen, Vorkenntnisse und Interessenlagen gleich zu Beginn seines Vortrages erspüren und darauf reagieren. Auch nach etlichen Jahren Praxis ist das sicher jedes Mal eine neue Herausforderung“.

Zwischen Äppelwoi und Stadtbesichtigung

Weil die Deutsche Börse auch noch eine Übernachtung in einem Frankfurter Hotel spendiert hatte, konnte man den langen Arbeitstag noch bei einem zünftigen Äppelwoi beschließen – für die Pilsexperten vom Erzgebirgsrand eine Erfahrung ganz eigener Art. Die ganz Ausdauernden begaben sich dann noch auf eine nächtliche Stadtbesichtigung, die von der Studentin Annemarie Steinert mit einer Bekannten spontan organisiert worden war.

Einblicke ins Geldmuseum der Bundesbank

Trotzdem waren morgens alle wieder frisch beim zweiten Teil der Exkursion dabei, als es hieß, das Geldmuseum der Bundesbank zu besichtigen. Persönlich empfangen wurde die Chemnitzer Gruppe von Dr. Andras Kaun, selbst gelernter Handelslehrer und nun bei der Bundesbank zuständig für ökonomische Bildung. Alle Teilnehmer zeigten sich außerordentlich angetan von der Anstrengung, die die Bundesbank mit der Einrichtung des Geldmuseums für die Verbesserung der ökonomischen Bildung auf sich genommen hat. Nicht weniger als vier Jahre hat man sich für die konzeptionelle Ausgestaltung Zeit genommen. Didaktisch und architektonisch ist die ganze Anlage wie aus einem Guss, wie Thomas Kuscher, Mitarbeiter an der Professur für Berufs- und Wirtschaftspädagogik und stellvertretender Exkursionsleiter, zu berichten weiß.

Neue Ideen für das Besuchsprogramm der Deutschen Börse

Zur Zufriedenheit von Börse, Studierenden und der Professur wird nun das aktuelle Besuchsprogramm, das die Deutsche Börse vorhält, didaktisch weiter analysiert und Ideen und Vorschläge ersonnen, wie das Programm künftig auf neue Füße gestellt werden kann. Die kreative Spannung, welche der nun in Chemnitz zu erarbeitenden Ergebnisse dann tatsächlich im Haus von Bulle und Bär umgesetzt werden können, ist bei allen Studierenden deutlich zu spüren.

Ihr akademischer Lehrer Prof. Bank hat rückblickend auch Nachdenkliches anzumerken: „Es war reiner Zufall, dass gerade ein Hauptseminar anstand. Dieses ist eine der ganz wenigen Veranstaltungen, die seit der Bologna-Studienreform nicht schon in der Studiensatzung thematisch fixiert ist. Ohne diese themenoffene Ausgestaltung des Seminars für fortgeschrittene Studenten des Masterstudiengangs jedoch wäre uns die großartige Chance entgangen, das Lehren und Lernen in einen authentischen praktischen Kontext einzubetten.“ Mit Bologna seien zu viele Entscheidungsräume verlorengegangen.

(Autoren: Prof. Dr. Volker Bank, Mario Steinebach)

Mario Steinebach
06.12.2017

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