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Vereinswachstum nicht um jeden Preis

Chemnitzer Juniorprofessor Torsten Schlesinger beleuchtete beim Landessporttag Zahlen zu Umfang und Wert des ehrenamtlichen Engagements im sächsischen Vereinssport

Im sportpolitischen Teil des 8. Landessporttages, den der Landessportbund Sachsen unter das Motto „Gemeinsam engagiert.“ gestellt hatte, stand am 23. September 2017 das Thema Ehrenamt und freiwilliges Engagement im besonderen Fokus. Jun.-Prof. Dr. Torsten Schlesinger, Inhaber der Juniorprofessur Sportsoziologie (mit Schwerpunkt Gesundheitsmanagement) an der TU Chemnitz, präsentierte  in einem Impulsreferat Zahlen und Fakten speziell zum Ehrenamt im Sport im Freistaat Sachsen.

Insgesamt engagieren sich in den 4.462 sächsischen Sportvereinen rund 81.600 Mitglieder in ehrenamtlichen Positionen. Sie übernehmen Ämter auf Vorstands- oder Ausführungsebene – beispielsweise als Trainer oder Schiedsrichter. Im Durchschnitt ist jeder Ehrenamtliche dabei 15 Stunden pro Monat für seinen Sportverein tätig. „Daraus resultiert eine Arbeitsleistung von rund 1,2 Millionen Stunden pro Monat, was etwa 7.600 Vollzeitäquivalenten Stellen entspricht“, sagt Schlesinger. Bei einem veranschlagten Stundensatz von 15 Euro ergebe sich im sächsischen Vereinssport eine jährliche Wertschöpfung von 220,8 Millionen Euro durch ehrenamtliches Engagement. „Setzt man die Wertschöpfung in Relation zu den aktuellen Mitgliederzahlen von derzeit rund 656.000, so resultiert daraus eine durchschnittliche jährliche Beitragsentlastung von etwa 340 Euro pro Mitglied“, rechnet der Juniorprofessor vor. Aus seiner Sicht sei auch in Sachsen das ehrenamtliche Engagement die wichtigste Ressource, ohne die der vereinsorganisierte Sport in seiner Vielfalt, vor allem aber hinsichtlich seiner umfangreichen und gesellschaftlich-unverzichtbaren Gemeinwohlbeiträge undenkbar wäre. „Dennoch hat sich auch im Freistaat der Problemdruck für die Vereine im Bereich Ehrenamt in den letzten Jahren weiter verschärft und den Fortbestand von Sportvereinen mancherorts ernsthaft gefährdet“, so die Einschätzung des Chemnitzer Sportsoziologen mit Blick auf den aktuellen Sportentwicklungsbericht und eigene Studien.

„Sportvereine und Verbände müssen sich in ihren Bemühungen um die Gewinnung und Bindung freiwillig Engagierter auf neue Bedingungen bei der Sportnachfrage sowie den Einflüssen und Motiven für die Aufnahme und Fortführung eines Ehrenamts einstellen“, sagt Schlesinger. Ehrenamt sei nicht gleich Ehrenamt und jede freiwillige Tätigkeit benötige darum auch verschiedene Mitarbeitstypen von Engagierten. Freiwilliges Engagement müsse auch deswegen von Vereinen und Verbänden aktiv gemanagt werden.  Schlesinger gibt zu bedenken, dass von Seiten der Verbände darauf geachtet werden sollte, nicht blindlings dem Sex-Appeal ungebremsten Steigerungswillens zu erliegen. “Nachhaltiges Wachstum setzt voraus, dass es gelingt, die notwendigen zeitlichen, sozialen und sachlichen Ressourcen sicherzustellen, um nicht Gefahr zu laufen, die Vereine zu überfordern oder bestehende Personalprobleme weiter zu verschärfen“, meint der Sportsoziologe. Zudem bedürfe es künftig verstärkter Bemühungen der Verbände im Hinblick auf eine adäquate Qualifizierung jener Personen, die bereit sind, als Ehrenamtsverantwortlicher im Verein tätig zu werden. Um in Sportvereinen strukturelle Veränderungen im Umgang mit dem Thema Ehrenamt anzuregen, sind aus Sicht von Schlesinger individualisierte Beratungskonzepte der Sportverbände notwendig. „Erst dadurch lassen sich gemeinsam spezifische Maßnahmen entwickeln, die im Verein hinreichend resonanzfähig sind, um die notwendigen Veränderungen erwarten zu lassen“, sagt der  Juniorprofessor.

Stichwort: Landessportbund Sachsen

Seit seiner Gründung im Jahr 1990 hat der Landessportbund Sachsen eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. 656.577 Mitglieder gehen in 4.462 Sportvereinen regelmäßig sportlicher Betätigung nach (Stand: 1.1.2017). Damit ist der Landessportbund Sachsen die größte Bürgerorganisation des Freistaates. Der Landessporttag ist das oberste Organ des Landessportbundes Sachsen. Er findet aller vier Jahre statt.

Weitere Informationen erteilt Torsten Schlesinger, Telefon 0371 531-32936, E-Mail torsten.schlesinger@hsw.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
26.09.2017

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