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Ost und West feiern Silberhochzeit - Eine unproblematische Ehe?

In dem Sammelband „25 Jahre deutsche Einheit – Kontinuität und Wandel in Ost- und Westdeutschland“ ziehen Masterstudierende der Politikwissenschaft Bilanz nach 25 Jahren Wiedervereinigung

  • Cover: Universitätsverlag; Grafik: Monsenstein und Vannerdat, Thorsten Hartmann

Der 3. Oktober 1990 vollendete – nicht nur, aber insbesondere aus deutscher Sicht – die Jahrhundertzäsur 1989/90. Was binnen eines Jahres geschah, war Weltpolitik im Zeitraffer: Ausgelöst vom Reformkurs Michail Gorbatschows in Moskau (Glasnost und Perestroika) und dem dadurch forcierten politischen „Tauwetter“ in Polen und Ungarn erreichte der „Wind of Change“ (der vielmehr ein Orkan war) im Sommer 1989 die DDR. Aus dem kommunistischen Vasallenstaat entstand (für kurze Zeit) eine lebendige Demokratie, anstelle der SED-Herrschaft trat gesellschaftlicher Pluralismus; Rechtssicherheit und Marktwirtschaft ersetzten staatliche Willkür und das sozialistische Planmodell. Seit 25 Jahren ist Deutschland nun vereint und noch immer stellt das Zusammenwachsen von Ost und West das Land vor Herausforderungen. Zwar werden manche Unterschiede kleiner, jedoch heißt geeint längst nicht überall einheitlich.

Tom Thieme, Privatdozent am Institut für Politikwissenschaft (IfP) der TU Chemnitz, bot in seinem Seminar „25 Jahre deutsche Einheit“ den Studierenden im Masterstudiengang „Politikwissenschaft“ die Möglichkeit, ausgewählte Aspekte des Zusammenwachsens der beiden deutschen Landesteile zu untersuchen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach Annäherung oder Distanz der beiden Landesteile: Dominieren anhaltende Ost-West-Unterschiede das innerdeutsche Verhältnis oder handelt es sich vielmehr um „natürliche“ regionale Unterschiede – wie zwischen Nord und Süd oder Stadt und Land? Aus den besten Untersuchungen ist nun der Band „25 Jahre deutsche Einheit – Kontinuität und Wandel in Ost- und Westdeutschland“ hervorgegangen.

In insgesamt acht Beiträgen, alle mit dem Prädikat sehr gut oder gut bewertet, analysieren die Studierenden sowohl „klassische“ Einheitsaspekte als auch von der Forschung bislang kaum gewürdigte Themen. Mit demokratietheoretischen und diskursanalytischen Beiträgen sowie Aufsätzen zur politischen Partizipation und sozialen Ungleichheit in Ost und West wurden einerseits zentrale Fragstellungen gewählt. Andererseits behandelten vergleichende Analysen zu den Haushaltspolitiken der Bundesländer, zum Umgang mit Homosexualität, zur Zuwanderungs- und zur Bildungspolitik interessante „Nischenthemen“ der Wiedervereinigung. „Gerade das Angebot, selbstgewählte Fragestellungen anstelle vorgegebener Themen zu beackern und somit ein intrinsisches Interesse der Studierenden zu wecken, erwies sich als erfolgsversprechend“, so Tom Thieme.

Eingerahmt werden die Analysen der Studierenden durch Beiträge von Chemnitzer Hochschullehrern. Prof. Dr. Eckhard Jesse, ehemaliger Inhaber der Professur für Politische Systeme und Institutionen am IfP, skizziert die Entwicklung des Freistaates Sachsen von der Teilung Deutschlands, über die „Erfolgsgeschichte Wiedervereinigung“ bis hin zu den heutigen Herausforderungen, insbesondere im Zeichen der „Flüchtlingskrise“. Tom Mannewitz, Juniorprofessor für politikwissenschaftliche Forschungsmethoden, erhellt in seinem Beitrag mittels quantitativ-komparativer Analysen Gemeinsamkeiten und Unterschiede im regionalen Wahlverhalten. Mit seinem Ergebnis stellt er sich gegen die (verbreitete) These einer Zweiteilung des Wahlverhaltens in Ost- und Westdeutschland.

Bibliographische Angaben: 25 Jahre deutsche Einheit : Kontinuität und Wandel in Ost- und Westdeutschland / Tom Thieme (Hrsg.). - Chemnitz : Universitätsverlag Chemnitz, 2016. - 203 S. ISBN 978-3-944640-68-6

Weitere Informationen auf der Homepage des Universitätsverlages: https://www.tu-chemnitz.de/ub/univerlag/publikationen/#v8

(Autor: Sebastian Lori)

Mario Steinebach
21.04.2016

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