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Über Sprachinseln zur Teilhabe am städtischen Leben

Zwei Chemnitzer Studierende der Germanistik, die sich im Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache profilieren, bieten sprachlichen Einstieg für Flüchtlinge und Asylbewerber in Stollberg

Für Flüchtlinge und Asylbewerber, die nach Sachsen kommen, ist kein Sprachunterricht vorgesehen. Doch ohne Deutschkenntnisse können sie sich im Alltag nur schlecht oder gar nicht verständigen. Dies ist für Marcel Schmidt, den Oberbürgermeister von Stollberg, ein Problem, da auch seine Gemeinde immer mehr Flüchtlinge und Asylbewerber zugewiesen bekommt: „Wir wollen in unserer Stadt keine Asylbewerber einfach nur einquartieren, stattdessen wollen wir Menschen bei uns wohnen und mit uns leben lassen. Dafür bedarf es notwendigerweise der Möglichkeit, miteinander sprechen zu können“, so Oberbürgermeister Schmidt. So wandte er sich letztes Jahr an den Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Arnold van Zyl, der ihn mit dem Inhaber der Professur für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Prof. Dr. Winfried Thielmann, zusammenbrachte. Er ist mit Stollbergs Oberbürgermeister einer Meinung: „Die Politik muss begreifen, dass Flüchtlinge und Asylbewerber qualifizierten Sprachunterricht brauchen“, so Prof. Thielmann. "Ein erster Schritt ist die Sprachhilfe, also die Vermittlung wichtiger Ausdrücke, einiger Sprachinseln, wie sie auch durch ehrenamtliche professionell angeleitete Helfer geschehen kann." Dies erleichtere den Flüchtlingen und Asylbewerbern bereits wesentlich das Alltagsleben.

Die Sprachhilfe wurde in den vergangenen Wochen unter der Koordination von Pastor Markus Lippold von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Stollberg organisiert, die Abstimmungen auf der Chemnitzer Seite übernahm Coretta Storz, Mitarbeiterin an der Professur für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Im März wird sie von den Chemnitzer Germanistik-Studenten Jenny Schönfeld und Sebastian Hennig durchgeführt, die diese Chance nutzen, ihr Praktikum in der Professur Deutsch als Fremd- und Zweitsprache zu absolvieren. „Eine große Hilfe ist für uns die Unterstützung der Germanistik-Studenten, die sich sehr engagiert, kreativ und offen den neuen Bewohnern unserer Stadt widmen und ihnen einen sehr angenehmen ersten Zugang zur deutschen Sprache schaffen“, erklärt der Oberbürgermeister. An diesem Projekt sind auch 25 ehrenamtliche Helfer aus Stollberg, die regelmäßig bei beiden Studenten in der Sprachhilfe hospitieren, beteiligt. Ab April soll die Sprachhilfe von ihnen wöchentlich fortgeführt werden.

Die meisten Teilnehmer an der Sprachhilfe kommen ursprünglich aus Syrien, Libyen und Palästina, aber auch aus Eritrea und Indien. Durch diese Mischung können die beiden Praktikanten wertvolle Erfahrungen mit den verschiedenen Kulturen der Lernenden sammeln. „Sehr interessant am Praktikum ist die Aufmerksamkeit der Lernenden, denn Unstimmigkeiten fallen sofort auf – egal wie der Sprachstand des Einzelnen ist. Zudem bekomme ich einen komplett neuen Blick auf meine Muttersprache und das, obwohl ich sie studiere“, berichtet Sebastian Hennig.

(Autorin: Jenny Schönfeld)

Mario Steinebach
13.03.2015

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