Feuchtfröhliches Gautschfest auf der Gutenbergwiese
Anno Domini 2014, am 17. Tage im Juni: Institut für Print- und Medientechnik pflegt uralten Brauch und nahm fünf Kornuten in die Druckerzunft auf
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Schwammhalterin Maxi Bellmann koordiniert den Einmarsch der Packer, des Fahnenhalters und des Gautschmeisters. Foto: Jennifer Hofmann -
Gautschmeister Martin Mellendorf erläuterte die Gautschzeremonie. Foto: Jennifer Hofmann -
Auf Befehl des Gautschmeisters rennt ein Packer hinter dem Kornuten Björn Engler her. Foto: Jennifer Hofmann -
Nachdem er eingfangen wurde, tragen drei Packer Björn Engler zum Bottich. Foto: Jennifer Hofmann -
Kurz darauf landete er im mit kalten Wasser gefüllten Holzbottich. Foto: Jennifer Hofmann -
Schwammhalterin Maxi Bellmann kontrolliert, dass Björn Engler den "üblen Trunk", dessen Rezept geheim ist, bis zum Grund leert. Die drei Packer fühlen mit ihm. Foto: Jennifer Hofmann -
Dem Ritual auf der Gutenbergwiese musste sich auch Deep Prakash aus Indien unterziehen. Foto: Jennifer Hofmann -
Auch sein Landsmann Pradeep Kumar Singh geriet in die Fänge der Packer. Foto: Jennifer Hofmann -
Im Anschluss an das Bad im Bottich wurden alle Kornuten einer Wassertaufe unterzogen, so auch Nora Wetzold. Foto: Jennifer Hofmann -
Auch Monique Helmert blieb der Weg zum Bottich nicht erspart, da sie sich aus dem Griff der Packer nicht befreien konnte. Foto: Jennifer Hofmann -
Rache ist süß: Nachdem die Kornuten gegautscht waren, packten sie Schwammhalterin Maxi Bellmann und tauchten sie ins kühle Nass. Foto: Jennifer Hofmann -
Erleichterung und Freude: Am Ende wurden den von allen beruflichen Unarten befreiten Schwarzkünstlern ihre Gautschbriefe überreicht, die sie nun stolz mit nach Hause nehmen konnten. Foto: Jennifer Hofmann
"Pakket an! Lasst seinen Corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen. Der durstgen Seel´ ein Sturzbad gebet obendrauff! Das ist dem Jünger Gutenbergs die allerbeste Tauff!" - so schallte es am 17. Juni 2014 wieder auf der "Gutenbergwiese" hinter dem Institut für Print- und Medientechnik der Technischen Universität Chemnitz an der Reichenhainer Straße 70 (zwischen den Hallen G und F). Gemäß dem bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Brauch der Buchdrucker werden auch auf dem Uni-Campus ausgewählte Auszubildende, Studierende und Mitarbeiter, mit einer feierlichen Wassertaufe in den Kreis der Jünger Gutenbergs aufgenommen, so auch an diesem Tag.
Fünf sogenannte Kornuten (Anwärter) wurden vom Gautschmeister Martin Mellendorf aufgerufen und anschließend von den Packern in einen mit Wasser gefüllten Büttenfass mit Haut und Haar getaucht. In diesem Jahr unterzogen sich dem Ritual: Pradeep Kumar Singh, Deep Prakash, Nora Wetzold, Björn Engler und Monique Helmert - alles Mitarbeiter des Institutes für Print- und Medientechnik. Nach der Wassertaufe wurde den Gäutschlingen ein übler Trank, dessen Rezept geheim ist, eingeflößt. Den Abschluss des feuchtfröhlichen Rituals bildete die Übergabe des schmucken Gautschbriefes an die fünf von allen beruflichen Unarten befreiten Schwarzkünstler.
Das Wort "Gautschen" stammt übrigens aus der Papierherstellung. Wenn das Papier frisch geschöpft ist, wird der feuchte Papierbogen vom Sieb auf eine Filzunterlage abgelegt. In früheren Jahrhunderten hatten die Drucker einen sehr engen Kontakt mit der Geisteswelt der Akademiker und Studenten. So kam es, dass dadurch Bräuche entstanden, wie sie damals von den Studenten einmal im Jahr gefeiert wurden. So wie bei den Zimmerleuten ein Richtfest abgehalten wird, so erhalten die Schriftsetzer und Drucker nach Abschluss ihrer Ausbildung die Wassertaufe - also das Gautschen. Das Gautschfest wurde und wird auch an der TU Chemnitz als Zeremonie für die Aufnahme der Lehrlinge, Studierenden und Mitarbeiter des Instituts für Print- und Medientechnik in den Kollegenkreis abgehalten. Das erste Gautschfest fand übrigens am 25. Juni 1978 anlässlich eines Gartenfestes der Polygraphen statt. Und im nächsten Jahr wird es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit wieder auf der Gutenbergwiese heißen: ""Pakket an! ..."
Mario Steinebach
17.06.2014