Springe zum Hauptinhalt
Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
TUCaktuell
  • Ulf Sacher übernimmt von seiner Mutter die Leitung der Firma Sacher & Co. GmbH in Annaberg-Buchholz. Seit 1991 fertigt das Unternehmen Schmuckkoffer und Feinkartonagen für Juweliere und den Handel. Foto: Sacher & Co. GmbH
TUCaktuell Alumni

"Unternehmerisch zu handeln bedeutet, Verantwortung für meine Entscheidungen zu übernehmen"

Ulf Sacher ist TU-Absolvent und wird einmal die Unternehmensnachfolge der Firma Sacher & Co. GmbH in Annaberg-Buchholz antreten

Für viele Angestellte gehört die enge Bindung zum Arbeitgeber dazu. Seltener dürfte es allerdings vorkommen, dass man den eigenen Namen auf dem Firmenbriefkopf sieht - Ulf Sacher erlebt das täglich. Er arbeitet in Vertrieb und Entwicklung der Firma Sacher & Co. GmbH in Annaberg-Buchholz, die 25 Mitarbeiter beschäftigt, und sichert die Unternehmensnachfolge für die Zeit, wenn seine Mutter in Rente gegangen ist. Doch diese Entscheidung traf der 38-Jährige keinesfalls selbstverständlich: "Es war ein langer Reifeprozess. Natürlich hatte ich immer schon die Einblicke in die Firma, es wurde zu Hause darüber gesprochen und ich habe auch mitgearbeitet. Doch mein Weg wurde mir nie vorgegeben und so führte mich mein beruflicher Werdegang zunächst in eine ganz andere Richtung."

Nach seinem Abitur ging Ulf Sacher zunächst zwei Jahre im kirchlichen Dienst ehrenamtlich nach England. Nach seiner Rückkehr absolvierte er ein erstes Praktikum im Familienbetrieb und entdeckte dort Kalkulationen und Wirtschaft für sich. Also entschied er sich für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der TU Chemnitz - ein Schritt, den er bis heute nicht bereut. "Die Studienbedingungen waren sehr angenehm. Ich erinnere mich gerne an die gute Betreuung und an mein Wohnheimzimmer in der Vettersstraße, das mir immerhin vier Jahre lang ein zu Hause war." Sein Studium schloss Ulf Sacher 2002 als Diplomkaufmann ab. Danach sammelte er in einem mittelständischen Unternehmen in Freiberg erste Betriebserfahrungen. Bei der Erinnerung an seinen Start muss Ulf Sacher schmunzeln: "Aller Anfang ist schwer. Man hat als Universitätsabsolvent den Kopf so voller Wissen und Fähigkeiten. Und dann wird man im Unternehmensalltag sehr schnell ins kalte Wasser geworfen und merkt: Hoppla, die Welt funktioniert doch anders." Bis 2005 blieb er in Freiberg und arbeitete in den Bereichen Personal, IT und Controlling. Um sich beruflich weiter zu entwickeln, bewarb er sich schließlich auf eine Stelle mit Führungsverantwortung bei der Scherdel Marienberg GmbH, einem Automobilzulieferer mit ca. 900 Mitarbeitern am Standort Marienberg. "Eigentlich sollte ich den Bereich Personal leiten und die Nachfolge des Personalleiters antreten", erklärt Ulf Sacher. "Doch da die Stelle noch nicht zur Verfügung stand, leitete ich zunächst den Bereich Logistik und IT als Interimsmanager für zwei Jahre. Danach übernahm ich die Stelle des Personalleiters."

Nach sechs Jahren bei der Scherdel Gruppe regte sich in Ulf Sacher der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung. "Ich wollte gerne in eine kleinere Firma, die mir mehr Nähe zum Markt und zu den Prozessen bietet", begründet er seine Entscheidung. "Vor allen die kurzen Entscheidungswege und die hohe Flexibilität eines kleinen Unternehmens haben mich gereizt." Im März 2012 wechselte er dann in vertraute Gewässer - zum eigenen Familienbetrieb. Seit 1991 fertigt die Firma Sacher & Co. GmbH in Annaberg-Buchholz Schmuckkoffer und Feinkartonagen für Juweliere und den Handel. Zu den zahlreichen Kunden der Firma zählt unter anderem die Juwelierkette Wempe und Kaufhof Galeria. Ulf Sacher bereut den Wechsel nicht. Seine Aufgaben sind vielfältig, der Berufsalltag abwechslungsreich: "Meine Verantwortung reicht vom Entwurf neuer Verpackungen über den Vertrieb, die Kundenbetreuung bis hin zur Personalpolitik. Durch die Größe der Firma fallen viele bürokratische Hürden weg und mein Handeln hat unmittelbare Konsequenzen." Auch der Bezug zur Wertschöpfungskette ist gewachsen: "Der Markt beeinflusst meine Entscheidungen. Auch wenn Schmuckkoffer weniger der Mode unterworfen sind als beispielsweise Handtaschen, sind doch Design und Materialien unterschiedlich beliebt und wir als Unternehmen müssen darauf reagieren." Die Übergabe der Firma Sacher & Co. GmbH erfolgt Schritt für Schritt, in wenigen Jahren wird die Firmengründerin das Unternehmen an ihren Sohn übergeben.

Übrigens: Studenten der TU Chemnitz können schon während ihres Master- oder Promotionsstudiums erleben, was es bedeutet, ein Unternehmen zu leiten. Die kostenlose Zusatzqualifikation "Unternehmenszukunft Sachsen" bietet wöchentliche Praxisvorträge, Workshops und eine individuelle Potenzialanalyse. Zusätzlich können die Teilnehmer bei gemütlichen Stammtischen die Chefetagen der Praxispartner kennenlernen - und den erfahrenen Unternehmern einmal auf den Zahn fühlen. Das Programm "Unternehmenszukunft Sachsen" dauert ein Semester und ist auf 30 Teilnehmer begrenzt. Am Ende haben die Absolventen einen praxisnahen und realistischen Einblick in mittelständische Unternehmen in Sachsen gewonnen. Und sie haben erfahren, was es bedeutet, unternehmerisch zu handeln. Ulf Sacher gibt hierzu einen Tipp aus eigener Erfahrung: "Für mich bedeutet unternehmerisches Handeln, dass ich alleine und unmittelbar für meine Entscheidungen verantwortlich bin. Das Wohl der Firma liegt in meinen Händen und ich entscheide nicht als kleines Rädchen im Getriebe, sondern als Verantwortlicher." Mit diesem Bewusstsein tritt er in einigen Jahren die Unternehmensnachfolge der Firma Sacher & Co. GmbH an - und führt den traditionsreichen Familienbetrieb in eine neue Ära.

Weitere Informationen zum Programm "Unternehmenszukunft Sachsen": http://www.tu-chemnitz.de/unternehmensnachfolge

(Autorin: Florentina Liefeith)

Katharina Thehos
25.11.2013

Alle „TUCaktuell“-Meldungen
Hinweis: Die TU Chemnitz ist in vielen Medien präsent. Einen Eindruck, wie diese über die Universität berichten, gibt der Medienspiegel.