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"Mir gefällt Chemnitz. Ich glaube, das ist eine Gedankensache"

Für ein Auslandsstudium kam Qian Sun 2002 aus China an die TU Chemnitz - sie blieb und gründete die deutsch-chinesische Vermittlungsfirma "S. Glory"

  • Qian Sun zählt bisher drei Stammkunden im Bereich Maschinenbau und ebnet sich gerade den Weg, um ihr Netzwerk auszubauen. Foto: Philip Knauth

Seit elf Jahren wohnt sie in Chemnitz. Für ein Auslandsstudium kam sie an die Technische Universität. Sie sprach kein Deutsch. Sie blieb und gründete ihre eigene Firma "S. Glory". "Chemnitz hat sich in den vergangenen Jahren entwickelt und modernisiert. Jetzt möchte ich auch nicht mehr weg", sagt Qian Sun. Die 32-Jährige ist TU-Absolventin im Fach Interkulturelle Kommunikation (IKK) und hat einen Traum: einen deutsch-chinesischen Kulturaustausch in Chemnitz.

"Ich wollte unbedingt an die Philosophische Fakultät"

Qian Suns akademischer Weg führte die junge Chinesin ganz zufällig nach Chemnitz. Sie wollte schon immer ins Ausland, um mehr von der Welt zu sehen. Bereits während der Studienzeit an der Sichuan-Universität in ihrer Heimatstadt Chengdu knüpfte Qian Sun erste Kontakte zu internationalen Studierenden: in einem Englisch-sprachigen Café auf dem Campus. Im Sommer 2002 brach Qian Sun ihr Jurastudium ab und kam schließlich durch eine chinesische Vermittlungsfirma nach Chemnitz. "Als ich hier ankam, wurde mir das Studium der Politikwissenschaften zugewiesen. Ich wollte unbedingt an der Philosophischen Fakultät studieren und nicht wie die meisten Chinesen an der Fakultät für Maschinenbau oder Informatik", sagt Qian Sun. 2003 wechselte die Chinesin zum Studium der IKK und der Betriebswirtschaftslehre, nachdem sie sich in einem Deutsch-Sprachkurs an der TU mit zwei IKK-Studentinnen angefreundet hatte. "Wir haben viel zusammen gekocht und uns oft über die deutschen und chinesischen Kulturunterschiede unterhalten. Beispielsweise waren gestische Unterschiede neu für mich. Wenn man zwei Finger zeigt, bedeutet das in Deutschland auch die Zahl zwei, in China aber acht", erklärt Qian Sun. Bis zu ihrem Studienabschluss 2009 verbrachte sie noch ein Auslandssemester an der Fudan-Universität in Shanghai. Zudem absolvierte sie verschiedene Praktika bei deutschen Großunternehmen im Bereich Projektkoordination und Übersetzung - in China und Deutschland.

"In Deutschland habe ich meinen Glauben gefunden"

Eigentlich wollte Qian Sun nach ihrem Studienabschluss an der TU zurück nach China. Es kam anders. Sie stärkte ihre Freundschaften, heiratete und bekam ein Kind. "Mittlerweile gefällt es mir in Chemnitz ganz gut. Ich glaube, das ist eine Gedankensache", so Qian Sun. Mit der Entscheidung, in Chemnitz zu bleiben, kam die Idee der Selbstständigkeit. Qian Suns Ziel: Kulturvermittlung zwischen Deutschland und China. Gegenwärtig spezialisiert sich die Chinesin auf die Betreuung von Geschäftskunden aus kleinen und mittleren Unternehmen, Übersetzungstätigkeiten und Geschäftsvermittlung. Qian Sun zählt bisher drei Stammkunden im Bereich Maschinenbau und ebnet sich gerade den Weg, um ihr Netzwerk auszubauen. "Ich habe jetzt mehr Zeit, Kunden anzuwerben. Denn durch die Mutterschaft kann ich von zu Hause aus arbeiten", sagt Qian Sun. Als nächsten großen Schritt plant die Chinesin Kulturaustauschprogramme zwischen deutschen und chinesischen Musikeinrichtungen sowie Schulen. Qian Suns Firmenname lautet "S. Glory". Damit bringt die junge Chinesin ihre Berührungspunkte zum christlichen Glauben zum Ausdruck. In ihrer Freizeit betreut sie die Chemnitzer Chinesische Evangelische Gemeinde aus etwa 30 christlichen TU-Studierenden. "Ich finde es schön, dass ich nach Deutschland gekommen bin, denn hier habe ich meinen Glauben gefunden", sagt Qian Sun.

"Chinesische Kunden wissen nichts über Chemnitz. Das will ich ändern"

Gerade der häufige Kontakt zu Menschen - ob zu Chinesen oder Deutschen - mache den Spaß am Job aus. Mit einigen Hürden hat Qian Sun allerdings auch zu kämpfen. Dabei sind Zeitverschiebungen im Arbeitsalltag weniger problematisch. Vielmehr sind es die kulturellen Unterschiede zu ihren wirtschaftlichen Kontakten, mit denen sich Qian Sun irgendwie arrangieren muss. "Das Entwicklungstempo in China ist sehr rasant. Die Chinesen wollen sofort eine Anfrage beantwortet haben. In Deutschland arbeitet man langsamer. Den Zeitdruck von chinesischer Seite muss ich dann immer auf die deutsche Seite übertragen", sagt Qian Sun. Um dem Druck standhalten zu können, arbeitet Qian Sun nicht alleine. Sie vergibt Teilzeitjobs für chinesische Studenten im Bereich Übersetzung und Kundenbetreuung. Auf diese Weise hat sie auch mehr Zeit, ihr großes Ziel in Fahrt zu bringen: "Chemnitz hat eine gute Industrie. Aber die chinesischen Kunden kommen eben nur wegen der Maschinen. Sie wissen nichts über die Stadt. Das will ich ändern."

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
15.11.2013

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