Eine neue Perle auf dem Campus
Adolf-Ferdinand-Weinhold-Bau wurde am 7. Oktober 2013 nach vierjährigem Umbau und Sanierung der TU Chemnitz übergeben und bietet nun exzellente Bedingungen für Lehre und Forschung
An der Technischen Universität Chemnitz wurde am 7. Oktober 2013 im Beisein der Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Sabine von Schorlemer, und Johann Gierl, Abteilungsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen, der sanierte und umgebaute Adolf-Ferdinand-Weinhold-Bau an seine zukünftigen Nutzer feierlich übergeben. Der TU steht hier nun eine Nutzfläche von etwa 13.700 Quadratmetern zur Verfügung. Im Erd- und ersten Obergeschoss befinden sich zwei größere Hörsäle, die nach neuesten räumlichen und elektroakustischen Standards modernisiert sind, ebenso 14 Seminarräume und acht Sprachkabinette. In den Obergeschossen entstanden 90 neue Labore auf der Gebäudenordseite und 144 Büroräume auf der Südseite. Auf die Einordnung einer Teilbibliothek im Gebäude wurde verzichtet, so dass die erforderlichen Nutzflächen reduziert wurden. Dadurch war es möglich, zwei Obergeschosse zurückzubauen, sodass der sanierte Weinhold-Bau städtebaulich weniger dominant erscheint als sein Vorgänger.
Die Gesamtkosten der Baumaßnahme belaufen sich auf rund 55,25 Millionen Euro. 36,5 Millionen Euro stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Damit ist dieses Vorhaben die bisher umfangreichste und kostenintensivste Baumaßnahme an der TU Chemnitz.
Zur Fertigstellung des Komplexes äußerte sich Staatsministerin von Schorlemer: "Investitionen in den Hochschulbau sind immer Investitionen in die Zukunft. Mit dem Weinhold-Bau übergeben wir nun eines der größten Gebäude der Technischen Universität Chemnitz an die Nutzer. Hier kooperieren Wissenschaftler aus den drei Fakultäten Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinenbau sowie Wirtschaftswissenschaften nicht nur in der Lehre, sondern auch im Bereich exzellenter Spitzenforschung und stärken damit das Profil der Universität nachhaltig." Abteilungsleiter Gierl sagte anlässlich der Baufeier: "Die sehr hochwertige und detailgenaue Ausführung passt zu dem Anspruch der TU Chemnitz, hier in diesem Gebäude Forschungen auf internationalem Spitzenniveau weiterzuführen." Und Eberhard Alles, Kanzler der TU, ergänzte: "Damit erhält unsere Uni eine neue Perle, die sich an der Kette entlang der künftigen Straßenbahntrasse des Chemnitzer Modells befindet." Das Gebäude sei ein wesentlicher Teil der räumlichen Neuordnung der Universität, in deren Rahmen zahlreiche TU-Gebäude aktuellen Standards angepasst werden, um exzellente Lehr- und Forschungsbedingungen zu bieten. Der Kanzler dankte allen am Projekt Beteiligten, darunter auch den Architekten Burger Rudacs aus München, der Niederlassung Chemnitz des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) sowie den vielen in das Projekt integrierten TU-Mitarbeitern - allen voran dem Dezernat Bauwesen und Technik.
Unter der Projektleitung des SIB erfolgten die Umbau- und Sanierungsarbeiten in zwei Bauabschnitten. Beginn der Maßnahmen war im Herbst 2009. Im jeweils nicht im Bau befindlichen Gebäudeteil wurde die Forschung und Lehre während der Bauzeit nahezu uneingeschränkt fortgesetzt. Voraussetzung für den Sanierungsbeginn war jedoch die Fertigstellung des Neubaus für das Institut für Physik, der seit 2008 genutzt wird. Eine Besonderheit des Bauablaufes war die Wiederverwendung der statischen Konstruktion des ehemaligen Sektionsgebäudes für Automatisierungstechnik aus den frühen 1970er-Jahren, die sich nach umfassender Prüfung als ideal für eine Nachnutzung erwies.
Verändert hat sich das Erscheinungsbild der Fassaden. Der vormals typische Sonnenschutz in Form einer vor die Fassade gestellten Scheibenkonstruktion aus Beton konnte nicht erhalten werden. Stattdessen sind die Fassaden energetisch nach neuestem Stand mit Wärmedämmelementen versehen worden und gewährleisten den Sonnenschutz nunmehr mit Hilfe einer speziellen Verglasung. Dank energiebewusster Lösungen beim Umbau werden künftig jährlich etwa 5.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Die Anforderungen an den Brandschutz wurden im gesamten Haus durch eine Vielzahl baulicher Maßnahmen erfüllt, unter anderem durch den Einbau einer Sprinkleranlage und von drei zusätzlichen Treppenhäusern. Ergänzt wurde ein nördlich zurückspringendes Technikgeschoss. Farblich ist das Gebäude im Inneren dezent in Schwarz, Weiß sowie in verschiedenen Grautönen gehalten.
Der neue Haupteingang zur Reichenhainer Straße ist der Auftakt des 170 Meter langen und 20 Meter tiefen Gebäudes. Dieses Eingangsbauwerk bietet auch die bislang fehlende Foyerfläche für das zentral gelegene Universitätsgebäude. Zusammen mit dem benachbarten Hörsaalgebäude und der gegenüberliegenden Mensa bildet der Weinhold-Bau nun ein neues Zentrum auf dem Campus an der Reichenhainer Straße.
Benannt ist das Gebäude nach dem Physiker und Chemiker Adolf Ferdinand Weinhold (1841-1917) aus Zwenkau, der 1861 bis 1912 an der Vorläufereinrichtung der TU in Chemnitz wirkte und den Aufbau einer elektrotechnischen Abteilung initiierte. Er beschrieb den Effekt der "Vakuum-Mantelflasche zu Laborzwecken" und gilt damit als einer der Vordenker der Thermoskanne. 1986 erhielt das Gebäude anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Ingenieurausbildung seinen Namen.
Ein Beitrag von SACHSEN-FERNSEHEN zur feierlichen Übergabe findet sich hier.
(Autoren: Mario Steinebach und Katharina Thehos)
Mario Steinebach
07.10.2013