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"In Mathe und Physik gefördert zu werden, ist ein Menschenrecht"

Vom Schüler zum Schuldirektor: TU-Absolvent Stephan Lamm leitet heute das Johannes-Kepler-Gymnasium in Chemnitz

Das Johannes-Kepler-Gymnasium auf dem Chemnitzer Sonnenberg ist weit über Sachsens Grenzen hinaus als exzellenter Förderer mathematisch-naturwissenschaftlich interessierter Schüler bekannt. Oberstudiendirektor Stephan Lamm ist stolz auf diesen Erfolg, ist sein Lebenslauf doch von Anfang an mit der bewegten Vergangenheit dieser Schule verknüpft. Der gebürtige Glauchauer besuchte zunächst in Karl-Marx-Stadt die Erweiterte Oberschule "Friedrich Engels", das heutige Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium. Dort machte er sein Abitur mit Auszeichnung. Mathe und Physik waren schon damals seine Leidenschaft, doch vor dem Studium stand noch der Grundwehrdienst. 1981 ging es für Stephan Lamm endlich an die Technische Hochschule Karl-Marx-Stadt, Traumberuf: Lehrer. "Ich wollte eigentlich immer schon Lehrer werden. Die Arbeit mit jungen Menschen, ihnen Wissen zu vermitteln - das schien mir eine erfüllende Lebensaufgabe zu sein. Und schon während des Studiums merkte ich an der Freude, die ich daran hatte, dass diese Entscheidung genau die richtige war", erklärt er. Auch in den für einige so unbequemen Fächern wie Mathematik und Physik sah er kein Problem, vielmehr unterstützt er begabte Schüler ganz gezielt: "In Mathe und Physik gefördert zu werden, ist ein Menschenrecht, das jeder hat und das nicht nur einer elitären Gruppe vorbehalten sein sollte." So übernahm Stephan Lamm schon während des Studiums die Aufgabe, im Mathematikzentrum Karl-Marx-Stadt Begabtenunterricht zu geben. Außerdem arbeitete er als studentische Hilfskraft an der Professur Algebra an der TH. Seine Diplomarbeit 1985 ging bereits in die Richtung seines Berufs: Thema war die mathematische Förderung von Schülern im außerunterrichtlichen Bereich.

Seine erste berufliche Tätigkeit führte ihn an die mathematisch-naturwissenschaftliche Spezialschule "Hans Beimler", an der Stephan Lamm die Schüler und sich selbst immer neu fordern konnte. Die Zeit der Wende ist ihm gut im Gedächtnis geblieben: "Als die Ausreisewellen begannen, konnte man am ersten Schultag erst einmal gespannt sein, wie viele Schüler noch da sind. Mit der Wende reformierte sich das Schulsystem völlig neu. Ich war nie Genosse, denn niemand hat immer Recht. Und eine Partei, die das von sich behauptet, hätte ich nicht unterstützen können." Kompetenz und Parteilosigkeit wurden ihm hoch angerechnet und so wurde er als erst 29-Jähriger 1990 zum stellvertretenden Schulleiter der Spezialschule ernannt. In dieser Position wollte er die zielorientierte Begabtenförderung weiter fortführen, diese Aufgabe wurde jedoch vom rapiden Wegfall des Lehrerkollegiums ebenso erschwert, wie von der maroden Bausubstanz des Plattenbaugebäudes. "Ich hatte ständig zu tun: entweder mit neuen Stundenplänen oder mit fehlenden Schindeln", erinnert sich Lamm.

Im März 1993 wurde die Spezialschule aufgelöst und daraus das Johannes-Kepler-Gymnasium Chemnitz mit vertiefter mathematisch-naturwissenschaftlicher Ausbildung entwickelt. Stephan Lamm gründete daraufhin mit seinem ehemaligen Diplomvater Dr. Helmut König das "Landesseminar Mathematik Sachsens", das sich ebenfalls der Begabtenförderung verschrieb und bis heute für exzellente Förderaktivitäten steht. Im gleichen Jahr wurde Stephan Lamm Lehrbeauftragter und bildete am "Seminar für das Höhere Lehramt an Gymnasien" bis zur Abschaffung der Lehramtsausbildung an der TU Chemnitz Referendare in Fachdidaktik der Mathematik aus. Nach weiteren vier Jahren als stellvertretender Schulleiter des Christoph-Graupner-Gymnasiums in Kirchberg, wurde er von der sächsischen Landesregierung zum Schulleiter des Johannes-Kepler-Gymnasiums berufen. "Ich bin vermutlich der einzige Schulleiter in Sachsen, der sich auf seine Stelle nicht beworben hat, und umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich nun wieder an den Ausgangspunkt meiner Berufslaufbahn zurückkehren konnte", erklärt Stephan Lamm.

Seit 2003 bekleidet er nun das verantwortungsvolle Amt. Er suchte Unterstützung für die Gründung eines Internatsteils, um auch interessierten Schülern außerhalb von Chemnitz den Zugang zur mathematischen Förderung zu ermöglichen. Stolz kann er heute auf die exzellenten Ergebnisse seiner Schüler bei Bundeswettbewerben wie "Jugend forscht" oder der "Mathematikolympiade" blicken. Einige davon sind der Lohn für die enge Kooperation mit der Chemnitzer Uni. 2008 zog die Schule in die Räumlichkeiten am Humboldtplatz - in denen zu Stephan Lamms Studienzeit das Pädagogische Institut der TH Karl-Marx-Stadt untergebracht war. "Diesem Gebäude fühle ich mich sehr verbunden. Nicht nur, dass es architektonisch wunderschön und innovativ ist, auch die schönen Erinnerungen an meine Studienzeit sind hiermit verknüpft", erklärt der Direktor. Eine weitere Erinnerung an den Berufsanfang sind die Schilder der "Spezialschule Hans Beimler": Stephan Lamm hat sie bis heute in seinem Büro stehen.

(Autorin: Florentina Liefeith)

Mario Steinebach
22.03.2013

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