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Gefährliche visuelle Ablenkung

Claudia Wege studierte von 2004 bis 2009 Psychologie an der TU Chemnitz und forscht heute in Schweden zu Fahrassistenzsystemen

In der Handtasche nach einem Schokoriegel suchen oder mal eben die SMS der Freundin lesen - das sind Tätigkeiten, die im Alltag schnell und ohne Probleme erledigt sind. Lebensgefährlich können diese kurzen Handgriffe allerdings im Straßenverkehr werden. Einige Sekunden sind ausreichend, um abgelenkt zu werden und von der Fahrbahn abzukommen. Schwere Verkehrsunfälle können die Folge sein. Die Experten sprechen von "Unachtsamkeit" oder wie Claudia Wege von "gefährlicher visueller Ablenkung".

Claudia Wege ist gebürtige Sächsin, ehemalige Studentin der Technischen Universität Chemnitz und forscht seit 2009 in Schweden bei Volvo zur Fahreraufmerksamkeit und -ablenkung. Ihr dortiges Fachgebiet ist die Verkehrspsychologie, obwohl dieses Gebiet zu Beginn ihres Studiums nicht ihr Interesse erregte. Im Oktober 2004 nahm Claudia Wege ihr Psychologiestudium auf, in welchem sie mehr über das Erleben und Verhalten von Menschen erfahren wollte. Die Studienschwerpunkte waren ihr zu dieser Zeit längst nicht mehr unbekannt, denn bereits mit 17 Jahren besuchte sie während eines "High School"-Jahres in den USA Unterrichtsfächer mit der Vertiefung "Human Behaviour". "Zurück in Deutschland, in der gymnasialen Oberstufe, habe ich mich zudem zwei Jahre lang im Rahmen einer Besonderen Lernleistung mit einem verhaltensorientierten Thema beschäftigt", verrät sie und fügt an "Um ehrlich zu sein, hatte ich nie einen anderen Studienwunsch als Psychologie." Nach der Wahl des Studiengangs lag auch der Studienort schnell fest. "Aus verschiedenen Hochschulrankings und Studieninformationsveranstaltungen war mir von Anfang an bekannt, dass das Psychologiestudium in Chemnitz einen ausgezeichneten Ruf hat", begründet Wege ihre Entscheidung für die TU Chemnitz.

In den folgenden neun Semestern lernte die Sächsin viel über die Psyche des Menschen, achtete aber auch darauf, dass sie sich nicht nur akademisch, sondern auch persönlich weiterentwickelte, wozu ihr die TU Chemnitz zahlreiche Möglichkeiten bot. Neben den Vorlesungen und Seminaren besuchte sie mehrere Sportkurse wie Salsa, Pilates und Aquafit- sowie Rückenkurse. Zusätzlich zu der körperlichen Betätigung trainierte sie ihren Geist, indem sie einen Englisch- und zwei LaTEX-Kurse erfolgreich abschloss und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie arbeitete. 2006 bis 2007 ergab sich zudem die Gelegenheit, abermals nach Amerika zu gehen - dank eines Stipendiums durch den Deutschen Akademischen Auslandsdienst. An der University of Oklahoma war sie während dieser Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft beim "Department of Industrial and Organizational Psychology" tätig. "Und was das Leben außerhalb der Hörsäle angeht: Einer meiner Professoren war Native-American und hat mich zu einer echten Indianerzeremonie eingeladen. Ebenso fasziniert haben mich die Football-Hysterie der Amerikaner und das Leben in einer WG mit drei anderen Nationalitäten. Meine Mitbewohner kamen aus England, Russland und Südkorea. Aber auch die Begegnung mit Amerikanern hat mein Leben in hohem Maße bereichert. Nur so funktioniert die Erweiterung des eigenen Horizonts", schwärmt die TU-Absolventin von ihrem Auslandsaufenthalt.

Während ihres Jahres in den USA und als wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie Studentin an der TU Chemnitz trat ihr Interesse für die Verkehrspsychologie immer mehr in den Vordergrund. Sie besuchte hierzu Vorlesungen und Seminare wie "Mensch-Maschine-Interaktion", "Wahrnehmung" und "Kognition", arbeite mit Eye-Tracking-Verfahren sowie an einem BMW-Fahrsimulator. Das daraus resultierende Wissen konnte sie letztlich nicht nur in ihrer Diplomarbeit zum Fahr- und Blickverhalten in unterschiedlich komplexen Verkehrssituationen anwenden, sondern ebenfalls in ihrem heutigen Arbeitsfeld. Seit 2009 unterstützt sie in Göteborg, Schweden, bei Volvo als "Human Factor Specialist" die Forschungs- und Entwicklungsabteilung und schreibt dort an ihrer Promotionsarbeit. "Ich untersuche speziell das Blickverhalten und damit die Aufmerksamkeitsverteilung der Fahrer und forsche zu Fahrerassistenzsystemen, die helfen die Blicke von Autofahrern stets auf die Straße zu lenken", beschreibt sie ihre Tätigkeiten. Ihr Ziel ist es, die Straßen weltweit durch gezielte Fahrertrainings zu einem sicheren Ort werden zu lassen.

Ein sicherer Weg kommt auch Claudia Wege selbst zugute, denn zwischen ihrem Arbeitsplatz in Schweden und ihrem ehemaligen Studienort, wo sie noch heute viele Freunde hat und unweit ihre Familie lebt, liegen über 1.000 Kilometer Straße. Trotz der weiten Entfernung ist sie dennoch glücklich, den Schritt ins Ausland gewagt zu haben. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, wieder in Deutschland zu arbeiten und von meinen vielen Erfahrungen zu profitieren. Allerdings müsste ich dafür viele schöne Dinge aufgeben, zum Beispiel den wohl schönsten Arbeitsweg, den man sich vorstellen kann: alltäglich eine fünfminütige Fahrt mit der Fähre übers Meer", gibt sie zu. Die Entfernung ist allerdings kein Hindernis, dass wir eines Tages nicht auch von ihren Forschungsergebnissen hören und nicht nur die Straßen in Schweden dank ihrer Arbeit sicherer werden.

(Autorin: Sandra Edel)

Mario Steinebach
24.08.2012

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