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Das "Alte Heizhaus" als Alleskönner

Historisches Gebäude im Innenhof des Böttcher-Baus dient nicht nur als beliebtes Veranstaltungszentrum, sondern auch als Station zahlreicher technischer Anlagen

Die Studierenden, die täglich an dem kleinen Gebäude im Innenhof des Uni-Teils Straße der Nationen 62 vorbeilaufen, werden dem beigen "Alten Heizhaus" kaum mehr Aufmerksamkeit schenken. Dabei hat es sich seit seiner Entstehung bis heute zu einem echten Alleskönner entwickelt. Ursprünglich war es vom Chemnitzer Architekten Emil Alwin Gottschaldt als Gebäude für die Heizungs- und Belüftungsanlage angedacht, sodass von April 1875 an das Kesselhaus mit seinem 30 Meter hohen Schornstein und den Verbindungskanälen zwischen Schornstein und Laboratorium erbaut wurde. Die Kanäle sorgten für den Wärmefluss zwischen dem Kesselhaus und den Labors sowie durch ein ausgeklügeltes System auch für die Belüftung der Räume über den Schornstein. Diese Kanäle lagen bis zu 3,5 Meter unter der Erde, die Sohle des Schornstein sogar sechs Meter. Auf einer Freitreppe gelangte man in den Keller des Kesselhauses, links und rechts der Treppe fanden sich Öffnungen mit gusseisernen Deckeln, durch die das Brennmaterial in die unterirdischen Räume gelagert wurde. Es war eine der modernsten Anlagen dieser Art in der damaligen Zeit. 92 Jahre später folgte dann der Anschluss des Gebäudes an die städtische Wärmeversorgung, in Folge dessen der Schornstein seine ursprüngliche Funktion verlor und abgetragen wurde.

Die nächste große Baumaßnahme an dem Objekt vollzog sich von 1996 bis 2000. Nach Beendigung der Sanierung erhielt das Gebäude seinen heutigen Namen, "Altes Heizhaus", den das damalige Rektorat unter 104 Vorschlägen nach einem universitätsweiten Aufruf für Benennungsideen auswählte. Seitdem dient es gleichzeitig als Station für technische Anlagen zur Versorgung des innerstädtischen Uni-Teils und als Veranstaltungszentrum. "Die technischen Anlagen befinden sich heute im Keller des Gebäudes und sind in acht Räumen untergebracht", erklärt Christine Oehme, Leiterin der Abteilung Betriebstechnik und Betriebssicherheit im Dezernat Bauwesen und Technik der TU Chemnitz.

In einer der Hauptanlagen des Kellers, der Umformerstation, ist sowohl der Fernwärme- als auch der Fernkälteanschluss vom Energiedienstleister eins energie sachsen GmbH & Co. KG zu finden. Die primärseitig ankommende Fernwärme von etwa 130 bis 110 Grad Celsius versorgt sekundärseitig den TU-Heizkreis mit circa 75 Grad Celsius. "Die Fernkälte hingegen wird als Kaltwasser mit circa sieben Grad Celsius vom Energiedienstleister bezogen und für die Kühlung von Rechnerräumen, Datentechnik und Apparaturen in den Laboren verwendet", fügt Oehme hinzu. Die Versorgung des Uni-Teils mit Fernwärme und Fernkälte erfolge über drei unterirdische Verbindungsgänge, die vom "Alten Heizhaus" zum Haupt-, Mittel- und Nordbau führen.

Neben diesen technischen Anlagen befinden sich in weiteren Räumen die zentrale Drucklufterzeugung sowie eine Batterieanlage für den Uni-Teil. Weiterhin ist im Keller des "Alten Heizhauses" eine Bedienstation für die Gebäudeleittechnik untergebracht. Diese ist über das Datennetz mit der Gebäudeleitzentrale an der Reichenhainer Straße verbunden. Durch die Gebäudeleittechnik sind wichtige Werte der einzelnen Anlagen wie Temperaturen oder Druckwerte von der Gebäudeleitzentrale aus sichtbar. "Mit Hilfe eines Softwareprogramms können die Mitarbeiter der Gebäudeleitzentrale die Abläufe und Daten in den technischen Anlagen des Alten Heizhauses analysieren", stellt Oehme fest. Dennoch ist es nötig, dass die Umformerstation täglich von Mitarbeitern des Baudezernates begangen wird. Sie kontrollieren sicherheitsrelevante Anlagenteile und Apparaturen oder, ob Auffälligkeiten bemerkbar sind. Zusätzlich dazu werden die technischen Anlagen im Keller einmal jährlich von einer Firma gewartet sowie gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen durchgeführt. "Heutzutage sind jedoch wesentlich weniger Personen in dem Gebäude beschäftigt, was natürlich größtenteils mit dem technischen Fortschritt zu tun hat", vergleicht Oehme. Wurden früher viele Arbeiter zum Beheizen der Kesselanlage benötigt, so laufe heute das Meiste über die Regeltechnik.

Neben seiner Funktion als Station für die technischen Anlagen, dient das "Alte Heizhaus" seit 2000 auch als Veranstaltungszentrum. In der eigentlichen Hauptetage des Gebäudes stehen Events mit bis zu 100 Personen auf dem Programm: von Ehrenkolloquien und Promotionsverteidigungen über kleiner wissenschaftliche Tagungen, Workshops und Vortragsreihen bis hin zu gelegentlichen Sitzungen der Landesrektorenkonferenz. Die meisten Gäste der Veranstaltungen werden jedoch kaum ahnen, welche Technik wenige Meter unter ihnen installiert ist.

Virtueller Rundgang zum "Alten Heizhaus" (Um in das Gebäude hineinschauen zu können, einfach auf den roten Punkt am Hintereingang klicken): http://pack-dein-studium.de/campustour/tu_ch/links/41.htm

Weitere Informationen zum Thema "Alte Gemäuer und futuristische Gebäude" finden Interessenten in "175 - Das etwas andere Jubiläumsbuch". Das Buch ist für 17,50 Euro unter anderem im Uni-Shop erhältlich.

(Autorin: Mary De Luca, Praktikantin in der Pressestelle)

Mario Steinebach
13.03.2012

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