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Wie wertvoll die Weitergabe von Wissen ist

Professur Personal und Führung der TU Chemnitz legt die Studie "Wettbewerbsfaktor Wissensmanagement" vor

Wissen ist Macht - stimmt dieses geflügelte Wort, das auf den englischen Philosophen Francis Bacon zurückgeht, auch im Zusammenhang mit dem unternehmerischen Wettbewerb? Die Professur Personal und Führung der Technischen Universität Chemnitz hat im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie eine Studie mit dem Titel "Wettbewerbsfaktor Wissensmanagement" durchgeführt. 3.401 Unternehmen hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Info GmbH in Berlin im Auftrag der Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler zwischen August 2010 und Januar 2011 befragt. Thema dieser repräsentativen Befragung war der Umgang mit der Ressource Wissen. "Bei der Mehrzahl der untersuchten Unternehmen zeigt sich eine überragende Bedeutung von Wissensmanagement zur Kundenorientierung, zur Fehler- und Kompetenzidentifikation", so fasst Prof. Dr. Peter Pawlowsky, Inhaber der Professur Personal und Führung, ein Teilergebnis der Studie zum Stand der Wissensmanagement-Praxis in deutschen Unternehmen zusammen. Die Studie ermittelt nicht nur den Status quo der Aktivitäten rund ums Wissensmanagement in der deutschen Wirtschaft, sondern stellt zudem Faktoren vor, die die Umsetzung von Wissensmanagement-Aktivitäten beeinflussen. Ein weiteres Ziel der Studie lag darin, die Relevanz des Wissensmanagements für den Unternehmenserfolg zu bestimmen.

Welche Wege das Wissen ins und im Unternehmen geht

Die Erfassung der Wissensmanagement-Aktivitäten erfolgte durch das Phasenmodell des Wissensmanagements nach Pawlowsky, das zwischen vier Phasen unterscheidet: der Wissensidentifikation/-generierung, der Wissensdiffusion, der Wissensbewahrung und der Wissensumsetzung.

Die Sichtung und Offenlegung interner und externer Wissensquellen - wie Kunden und Lieferanten - gehört zu den primären Zielen der Wissensidentifikation/-generierung. Nach der Studie räumt hierbei die Mehrheit der befragten Unternehmen (89 Prozent) dem "direkten Kundenkontakt" einen sehr hohen Stellenwert ein; 63 Prozent bewerten die "Analyse und systematische Auswertung von Kundenreklamationen" als sehr wichtig. Es folgt die "Analyse von Fehlern" (62 Prozent) und die "Identifikation von Mitarbeitern mit besonderen Kompetenzen" im Unternehmen (52 Prozent). Auf den letzten Plätzen rangieren Formen des externen Wissenserwerbs, wie "Kooperationen mit Kritikergruppen" (elf Prozent) und "Forschungs- und Entwicklungskooperationen mit anderen Unternehmen" (14 Prozent).

Die Maßnahmen der Wissensdiffusion unterstützen die gezielte Verteilung des Wissens im Unternehmen. Dem "Erfahrungsaustausch mit Kollegen" räumen dabei 61 Prozent der Befragten einen sehr hohen Stellenwert ein. Fast ebenso wichtig ist der "Erfahrungsaustausch mit Vorgesetzten" (59 Prozent). Unternehmensübergreifende Maßnahmen zum Wissensaustausch wie "Erfahrungsaustausch auf Kongressen und Tagungen" und "Erfahrungsaustausch im Web 2.0" nehmen mit 21 und sieben Prozent nur selten einen sehr hohen Stellenwert ein.

Die Wissensbewahrung umfasst Aktivitäten, die die Speicherung und die Integration von Erfahrungswissen fördern und damit die Wissens- und Handlungsbasis im Unternehmen erweitern. Hierbei bewertet mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen die "gezielte Bindung von Mitarbeitern in strategisch wichtigen Positionen" (52 Prozent) und die "Nutzung von elektronischen Datenbanken im Unternehmen" (51 Prozent) als sehr wichtig. "Interessant ist insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, dass relativ wenige Unternehmen der Bewahrung von mitarbeitergebundenem Wissen einen hohen Stellenwert zuschreiben", so Pawlowsky.

Maßnahmen zur Förderung der Wissensumsetzung sollen schließlich dazu dienen, Wissen, Erfahrungen und Kompetenzen in und außerhalb der Unternehmensumwelt nutzbringend anzuwenden. Während die "aktive Unterstützung durch Vorgesetzte bei der Umsetzung von Gelerntem" und die "Förderung von Mitarbeiterideen" in 52 und 48 Prozent der Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert einnehmen, schreiben den externen Aktivitäten zur Wissensumsetzung nur wenige Befragten eine hohe Relevanz zu. Hierbei nimmt jedoch die "Übertragung von Best Practice anderer auf unser Unternehmen" als externe Maßnahme mit 27 Prozent den größten Stellenwert ein.

"Vergleicht man die ermittelten Aktivitäten, Maßnahmen und Tools des Wissensmanagements über die Phasen hinweg, so zeigt sich eine deutliche Priorisierung von Aktivitäten, die der Wissensidentifikation und Wissensdiffusion dienen", fasst Pawlowsky die Studienergebnisse zum Stand der Wissensmanagement-Praxis zusammen.

Wer Wissensmanagement wichtig findet

Das Wissensmanagement ist laut der Studie besonders in den Unternehmen stark ausgeprägt, die vorwiegend eine Kunden-, Innovations- und Personal-Strategie verfolgen. Unternehmen, bei denen eine kostenorientierte Wettbewerbsstrategie vorherrscht, sind dem hingegen in Sachen Wissensmanagement weniger aktiv. Weiterhin zeigt die Studie, dass sich vor allem Unternehmen mit einem ausgeprägten Bewusstsein für Marktdynamik und Personal durch ein umfangreiches Wissensmanagement auszeichnen. "Wir haben herausgefunden, dass gerade die Mitarbeitermotivation und Innovationsleistungen stark mit der Wissensmanagement-Praxis zusammenhängen", so Pawlowsky. Außerdem zeigt die Studie, dass kleine und mittlere Unternehmen keinen Nachteil beim Einsatz von Wissensmanagement-Lösungen haben. "Es muss aber die strategische Entscheidung für einen solchen Einsatz getroffen werden", sagt Pawlowsky. Wissen kann also nur dann einen Wettbewerbsvorsprung generieren, wenn das Management des Wissens im Unternehmen strategisch eingeführt wird.

Die Ergebnisse der Studie im Überblick: http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl6/11-05-19_Studienergebnisse_WM_2010.pdf

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Peter Pawlowsky, Telefon 0371 531-38354, E-Mail peter.pawlowsky@wirtschaft.tu-chemnitz.de, und Aylin Gözalan, Telefon 0371 531-38848, E-Mail aylin.goezalan@wirtschaft.tu-chemnitz.de.

Katharina Thehos
20.06.2011

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