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Hochspannungsgleichstromübertragung - eine Schlüsseltechnik für die künftige Energieversorgung

Beim Kolloquium des Elektrotechnischen Instituts der TU Chemnitz referiert am 16. Juni 2011 Joerg Dorn, Geschäftsführer der Infineon Technologies Bipolar GmbH & Co. KG

Unter dem Stichwort "Supergrid" wird heute darüber nachgedacht, Europa durch Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) zu vernetzen. "Diese Leitungen können Energie im Gigawattbereich übertragen. Die Verluste sind gegenüber der Wechselstromübertragung viel geringer. Auch die Landschaft wird weniger verunstaltet, denn HGÜ-Kabel können unter Wasser und auch unter der Erde verlegt werden", sagt Prof. Dr. Josef Lutz, Inhaber der Professur Leistungselektronik und elektromagnetische Verträglichkeit an der TU Chemnitz. Damit könne für die jeweilige Form der erneuerbaren Energie auch der ertragreichste Standort gewählt werden, zum Beispiel Windenergie aus Norwegen, Solarthermie im Süden Spaniens und Geothermie auf dem Balkan. "Da es sehr selten ist, dass gleichzeitig in Norwegen kein Wind weht und in Spanien keine Sonne scheint, wird der Aufwand an Speicherkraftwerke geringer", meint Lutz. Großtechnik und dezentrale Energieerzeugung könnten so sinnvoll verbunden werden. Der Chemnitzer Professor blickt weiter nach China: "Dort wurde eine 800-kV-HGÜ-Leitung über eine Entfernung von mehr als 2.000 Kilometer in die Ballungszentren gebaut. Die Übertragungskapazität entspricht etwa der Leistung von sechs Großkraftwerken. Die Übertragungsverluste sind deutlich unter fünf Prozent pro 1.000 Kilometer."

Eine Schlüsseltechnik dafür ist die Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom und umgekehrt. Die erforderlichen Leistungshalbleiter - siehe Bild - sind mit 145 Millimeter Durchmesser derzeit die größten Chips der Welt, hergestellt unter anderem von Infineon Technologies Bipolar GmbH & Co. KG, einem Joint Venture der Infineon Technologies AG und der Siemens AG. Am 16. Juni 2011 spricht deren Geschäftsführer Joerg Dorn ab 15.30 Uhr im Rahmen des Kolloquiums des Elektrotechnischen Instituts über diese Technologie und deren Herausforderungen. Der Vortrag findet im Raum B101 im Rühlmann-Bau, Reichenhainer Straße 70, statt.

Lutz, der von der Hochspannungsgleichstromübertragung sehr viel hält, fodert, dass die Sinnhaftigkeit geplanter Großprojekte des Netzausbaus in Deutschland überprüft werden muss: "Da in Deutschland eine Hochspannungs-Gleichstrom-Leitung von Nord nach Süd sowieso notwendig wird, sehe ich für die geplante 380-kV-Drehstromtrasse durch den Thüringer Wald keinen Bedarf. Warum die Landschaft beeinträchtigen, warum so viel Material und Arbeitskraft verschwenden für etwas, das in kurzer Zeit unnötig ist", fragt sich der Chemnitzer Professor. Diese und weitere Fragen sollen auf dem kommenden Kolloquium des Elektrotechnischen Instituts der TU Chemnitz diskutiert werden.

"Da die Professur Leistungselektronik und elektromagnetische Verträglichkeit eng mit Infineon auf dem Gebiet der Entwicklung von Bauelementen für höchste Leistung zusammenarbeitet, sollen künftig die Ergebnisse aus gemeinsamen Forschungsprojekten noch stärker als bisher in die praxisnahe Ausbildung von Studierenden einfließen", sagt Lutz. "Davon werden künftig auch die Studierenden der beiden neue Bachelor-Studiengänge Regenerative Energietechnik und Elektromobilität profitieren, die im kommenden Wintersemester an der TU Chemnitz an den Start gehen sollen."

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Josef Lutz, Telefon 0371 531-33618, E-Mail josef.lutz@etit.tu-chemnitz.de

Mario Steinebach
14.06.2011

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