Internationales Symposium zu neuen Entwicklungen der elektrochemischen Bearbeitung
50 Teilnehmende aus zehn Ländern informierten sich am 3. und 4. November 2025 beim Symposium „INSECT“ in Chemnitz über Entwicklungen der elektrochemischen Bearbeitung
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „International Symposium on Electrochemical Machining Technology – INSECT“. Foto: privat
Neue Entwicklungen im Bereich des elektrochemischen Abtragens standen am 3. und 4. November 2025 auf dem „International Symposium on Electrochemical Machining Technology – INSECT“ im Fokus. Das mittlerweile 21. Symposium fand zum vierten Mal in Chemnitz statt. Die Organisation des zweitägigen Events erfolgte durch die Professur Mikrofertigungstechnik der Technischen Universität Chemnitz gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU. Insgesamt trafen sich 50 Teilnehmende aus zehn Ländern, unter anderem aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Slowenien, Israel und Ägypten.
Elektrochemische Bearbeitung erweitert Einsatzbereich
Die Themenschwerpunkte der insgesamt 24 Präsentationen waren den Grundlagen der elektrochemischen Bearbeitung, der Prozessentwicklung, Prozessüberwachung und Simulation, den erreichbaren Oberflächeneigenschaften und, als neuem Schwerpunkt, der plasmaelektrolytischen Bearbeitung gewidmet. „Das diesjährige Symposium hat gezeigt, dass die elektrochemische Bearbeitung den gestiegenen Anforderungen moderner Produkte an Materialeigenschaften, an Flexibilität und Qualität immer besser gerecht wird. Zum Beispiel konnten die Potenziale zur Bearbeitung hochfester Werkstoffe wie Nitinol bis hin zu Keramik eindrucksvoll nachgewiesen werden“, sagt Prof. Dr. Andreas Schubert, Inhaber der Professur Mikrofertigungstechnik an der TU Chemnitz und Leiter des Kompetenzzentrums Mikrofertigungs- und Oberflächentechnologien am Fraunhofer IWU. Dr. Philipp Steinert, leitender Wissenschaftler an der Professur Mikrofertigungstechnik, ergänzt: „Die vielfältigen Entwicklungen zeigen eindrucksvoll die Möglichkeiten der Technologien für die präzise Einstellung von chemisch-physikalischen Oberflächeneigenschaften, was einen wichtigen Beitrag für die Funktionalisierung von Oberflächen leistet. Neben antibakteriellen Oberflächen für die Medizintechnik können damit auch Anwendungspotentiale in den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie Werkzeugbau eröffnet werden.“
Zum Rahmenprogramm des Events gehörte auch ein Laborrundgang durch das Fraunhofer IWU. „Die Diskussionen mit den Industrieteilnehmern während des Symposiums und beim Laborrundgang spiegeln uns die Herausforderungen der Praxis und geben so wertvolle Impulse für die wissenschaftliche Forschung am Standort Chemnitz“, berichtet Dr. Jan Edelmann, Leiter der Abteilung Funktionsoberflächen und Mikrofertigung am Fraunhofer IWU.
Die Beiträge des Symposiums sind, nach einem Peer-Review-Prozess, mit Open Access in einem Tagungsband veröffentlicht.
Hintergrund: Elektrochemisches Abtragen
Das elektrochemische Abtragen (ECM) ist ein Verfahren zur Bearbeitung von elektrisch leitfähigen Werkstoffen in einer Elektrolytlösung unter Anlegen von Strom. Die Technologie beruht auf der kontrollierten anodischen Auflösung des Werkstücks ohne mechanischen und ohne signifikanten thermischen Einfluss.
Elektrochemische Technologien sind bekannt für ihre Fähigkeit, hochfeste Werkstoffe auf makro- und mikrogeometrischer Ebene präzise zu formen und dabei eine hohe Oberflächenqualität und definierte chemisch-physikalische Oberflächenbedingungen zu erzielen. Die effektive Anwendung elektrochemischer und EC-basierter Technologien wie ECM, Wire-ECM, PECM, Laser-ECM sowie PeP erfordert ein umfassendes Verständnis der spezifischen Wechselwirkungen zwischen Material, Prozess und funktionalen Eigenschaften. Neben den traditionellen Werkstoffen des Maschinenbaus liegt der Fokus der elektrochemischen Bearbeitung auf der Bearbeitung von schwer zerspanbaren Werkstoffen und Hartmetall, aber auch Werkstoffen wie Schwermetallen, Superlegierungen und Hochentropie-Legierungen. Hochauflösende Methoden zur Charakterisierung von Prozessmechanismen und -ergebnissen sowie fortschrittliche Modellierungs- und Regelungsstrategien eröffnen neue Möglichkeiten und erweitern die Grenzen elektrochemischer Verfahren. Durch die Kombination von hoher Effizienz und ausgezeichneter Oberflächenqualität bieten elektrochemische Technologien ein herausragendes Potenzial für eine nachhaltige und präzise Material- und Oberflächenbearbeitung. Neben etablierten Branchen wie der Luft- und Raumfahrt, der Medizintechnik und dem Werkzeugbau ermöglicht ein fortgeschrittenes Wissen über Prozessgestaltung und -optimierung den Zugang zu neuen Anwendungsbereichen.
Weitere Informationen zum Symposium erteilt Dr. Philipp Steinert, Telefon 0371 531-39573, E-Mail philipp.steinert@mb.tu-chemnitz.de.
(Quelle: Professur Mikrofertigungstechnik)
Mario Steinebach
06.11.2025