„Rummelplatz“ – eine ganz besondere Annäherung an einen Roman
TU Chemnitz ist Kooperationspartnerin der Konferenz zur Uraufführung der Oper „Rummelplatz“ – Forschende der Philosophischen Fakultät und der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften bereichern das Tagungsprogramm
Als Beitrag zum Kulturhauptstadt-Programm der Stadt Chemnitz hat die Oper Chemnitz das mehrteilige Projekt „Rummelplatz“ erarbeitet. Ausgangspunkt ist Werner Bräunigs gleichnamiger Roman, welcher von Ludger Vollmer (Komposition) und Jenny Erpenbeck (Libretto) als Musiktheaterwerk für die Bühne adaptiert wurde. Die Uraufführung findet am 20. September 2025 im Opernhaus statt. Der kritische Gesellschaftsroman „Rummelplatz“ zeigt ein vielschichtiges Bild der Entwicklungen in der frühen DDR und nimmt dabei das Umfeld des sowjetischen Uranbergbaus im Erzgebirge in den Blick: Während Krieg und Faschismus noch spürbar nahe sind, verspricht ein neues Regime eine bessere Zukunft. Doch es vereinnahmt die Menschen ideologisch, beutet ihre Arbeitskraft rücksichtslos aus und unterdrückt ihre eigenständige Entwicklung. Der Rummel wird zum Ort der Flucht in den Exzess. Am höchsten Punkt der Überschlagsschaukel scheinen utopische Möglichkeiten auf. Erpenbeck und Vollmer sind Bräunigs Ansatz verpflichtet zu zeigen, wie sich Menschen unterschiedlich zu Politik, Gesellschaft und Zeitgeist in Beziehung setzen – eine Fragestellung, die auch für die Kulturhauptstadt Chemnitz von großer Bedeutung ist. Die Uraufführung wird begleitet von einer deutsch-polnischen Schreibwerkstatt und einer Konferenz, die den Bogen vom zeithistorischen Kontext des Romans bis zur Gegenwart schlägt.
Konferenz „Rummelplatz oder Realität?“ in der Universitätsbibliothek
Die begleitende Konferenz „Rummelplatz oder Realität?“, die sich mit Vorträgen und Diskussionsrunden an ein breites Nicht-Fachpublikum richtet, ist eine Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz und findet am 20. und 21. September 2025 in der Universitätsbibliothek Chemnitz statt. Behandelt werden Kontexte des Rummelplatzromans wie Bräunigs Leben und Schaffen, Kunst und Kulturpolitik in der DDR, die Geschichte der S(D)AG Wismut, aber etwa auch die Frage, was die anhaltende Faszination des „Rummelplatz“-Stoffes ausmacht. Daneben werden gesellschaftliche Fragestellungen und Entwicklungen in der Kulturhauptstadtregion diskutiert, so etwa regionale Identifikation und Mentalität in Sachsen, die Beständigkeit und der Wandel des Begriffs des Ostdeutschen, aber auch Perspektiven einer konstruktiven gesellschaftlichen Entwicklung angesichts immer tieferer Spaltungen. Eine große Frage aus „Rummelplatz“ rückt in den Fokus: Wie gelingt es, Menschen dazu zu bewegen, dass sie sich einbringen, das Leben für sich und andere konstruktiv gestalten, und was macht das am Ende mit ihnen?
Inhaltlich bringen sich insbesondere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Philosophischen Fakultät sowie der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften ein. So werden Prof. Dr. Bernadette Malinowski und PD Dr. Christoph Grube von der Professur Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der TU Chemnitz am ersten Konferenztag den Roman „Rummelplatz“ zu Wismut-Filmen ins Verhältnis setzen. Malinowski nimmt außerdem an einer Diskussionsrunde über die Frage nach der anhaltenden Faszination des Romans teil. Eine große Podiumsdiskussion, an der u. a. der Sozialpsychologe Prof. Dr. Frank Asbrock von der TU Chemnitz teilnimmt, beendet am Ende des zweiten Tages das Konferenzprogramm. Diskutiert wird über spezifisch ostdeutsche Erfahrungen und den Begriff des Ostdeutschen, der mit vielfachen Wandlungen bis heute Anlass zu Kontroversen bietet. Es geht um Deutungsmacht über Lebensgeschichten, um soziale Teilungen und die Frage, wie politische Spaltungen überwunden werden können, um das Ganze der demokratischen Gesellschaft zu stärken.
Der Eintritt zur Konferenz ist frei. Aufgrund begrenzter Kapazitäten müssen dennoch Karten erworben werden: Städtische Theater Chemnitz gGmbH, Käthe-Kollwitz-Straße 7, 09111 Chemnitz, Telefon: 0371 4000-430, Mo – Fr 10:00 – 18:00 Uhr, Sa 10:00 – 15:00 Uhr, E-Mail info@theater-chemnitz.de.
Termine im Überblick:
„Rummelplatz oder Realität?“ – Konferenz zur Uraufführung „Rummelplatz“
Universitätsbibliothek Chemnitz - IdeenReich, Straße der Nationen 33
20. September 2025, 10:00 bis 17:30 Uhr
21. September 2025, 10:00 bis 17:00 Uhr
„Von Atommacht bis Zonen-Pop“ – Ein Science Slam zu „Rummelplatz“
Universitätsbibliothek Chemnitz - IdeenReich, Straße der Nationen 33
21. September 2025, 17:30 Uhr
Uraufführung der Oper „Rummelplatz“ (ausverkauft)
Opernhaus Chemnitz, Theaterplatz 2
20. September 2025, 19:30 Uhr
Weitere Informationen zum Projekt „Rummelplatz“: https://www.theater-chemnitz.de/projekte-zur-kulturhauptstadt-2025/rummelplatz
(Quelle: Städtische Theater Chemnitz)
Mario Steinebach
02.07.2025