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TU Chemnitz trägt zu internationalen Standards bei

Als einzige deutsche Universität wirkt die TU Chemnitz seit März 2013 direkt an der internationalen Standardisierung von Kommunikationstechnologien mit - sie trägt bei zur Messung von Videoqualität

Die Technische Universität Chemnitz ist seit Anfang März 2013 als einzige deutsche Universität Mitglied der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) und hinterließ schon nach dem ersten Treffen der Arbeitsgruppe ITU-T Study Group 12 Ende März in Genf einen bleibenden Eindruck. Als akademisches ITU-Mitglied demonstrierte die TU Chemnitz, vertreten durch Dr. Thomas Martin Knoll und Marcus Eckert von der Professur Kommunikationsnetze, ein Messverfahren für die Videoqualität in Betreibernetzen. Die ITU-T Study Group 12 honorierte die Forschungsergebnisse der TU-Wissenschaftler als einen Beitrag zur internationalen Standardisierung im Kommunikationssektor. "Als Neumitglieder wurden wir als Vertreter der TU vorgestellt und sehr freundlich von dem Vorsitzenden wie auch den circa 100 Delegierten des Arbeitsgruppentreffens willkommen geheißen. In den Pausen kam es zu zahlreichen Fachgesprächen mit den Vertretern der Industrie und einigen Regierungsvertretern. Neben den Kontakten zu globalen Netzbetreibern und Geräteherstellern waren auch die Gespräche mit den Vertretern von Regulierungsbehörden sehr wertvoll", so Dr. Knoll.

Im Zuge des EU-Förderprojekts MEVICO, das auf Netzwerkaspekte im Mobilfunk der vierten Generation (LTE) abzielt, beschäftigten sich Knoll und Eckert seit Mai 2010 mit der Problematik der gefühlten Dienstgüte von Internetdiensten am Beispiel der Videoqualität. "Die meisten Frustrationen entstehen beim Endkunden, wenn er sich ein Video im Internet anschaut, das zwischenzeitlich stehen bleibt, weil der Nachschub an Videodaten nicht ausreicht", so Knoll. Mit einem neu entwickelten Messverfahren können die TU-Wissenschaftler nun genau vorhersagen, wie viele Sekunden dieser Zustand andauert oder ob sich ein Video aus dem Internet ohne Unterbrechungen anschauen lässt.

Bei der Vorstellung der Forschungserkenntnisse in Genf überraschten Knoll und Eckert die ITU-Arbeitsgruppe mit einer Anwendungsvorführung. Es war das erste Mal, dass bei einem ITU-Arbeitstreffen ein Standardisierungsvorschlag auch gleichzeitig als Implementierung zu besichtigen war. "Der eine Rechner stellte unseren Messpunkt dar, als wären wir in einem Betreibernetz, und der andere Rechner war das Endkundengerät, auf dem als Beispiel ein YouTube-Video lief. Wir zeigten dann in einer Grafik, wie viel von dem übertragenen Video aus dem Betreibernetz bei dem Endkunden zum Abspielen gepuffert war", beschreibt Knoll den Demonstrator. Die ITU-Arbeitsgruppe anerkannte dies als einen gelungenen Beitrag der TU-Wissenschaftler zur derzeit erarbeiteten internationalen Standardisierung von Videoqualitätsmessungen. "Für uns war es wichtig, dass wir das Verfahren zur Messung der Videoqualität in die Standardisierung einbringen und hoffen, dass es demnächst in einer ITU-Recommendation aufgenommen wird", so Knoll.

Mit der ITU-Mitgliedschaft hat die TU Chemnitz die Möglichkeit, sich an weltweiten Standardisierungsverfahren von Informations- und Kommunikationstechnologien zu beteiligen. Innerhalb der Fakultäten können sich Wissenschaftler nun an den ITU-Ansprechpartner Dr. Knoll wenden, um interne ITU-Dokumente einzusehen oder um sich über ITU-Aktivitäten zu informieren. "Wenn wir jetzt als gesamte Universität den ITU-Zugang haben, sollten wir ihn auch alle nutzen. Ich vermute jedoch, dass es an unserer Universität einige gibt, die gar nicht wissen, was bei der ITU läuft", so Dr. Knoll. Interessierten Wissenschaftlern und Studierenden ist er deshalb gern bereit, das ITU-Konzept näher zu bringen und Fragen zu beantworten. "Die Interessengebiete sind sicherlich weitreichend. Es liegt nahe, dass Ingenieure und Informatiker von der ITU-Mitgliedschaft profitieren. Die empfundene Dienstqualität von Videoübertragungen kann zum Beispiel aber ebenso für Soziologen, Psychologen und Geisteswissenschaftler interessant sein", sagt Dr. Knoll.

Zudem erhoffen sich die TU-Wissenschaftler, mit der ITU-Mitgliedschaft ihr internationales Branchen-Netzwerk auszubauen. Interne Arbeitsgruppen-Treffen sind neben der fachlichen Diskussion auch sehr gut geeignet, Industriekontakte zu knüpfen, um daraus Drittmittelprojekte oder staatlich geförderte Forschungsvorhaben zu generieren.

Die ITU ist seit 1947 eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit dem Hauptsitz in Genf und spezialisiert sich weltweit auf Informations- und Kommunikationstechnologien sowie auf die internationale Frequenzplanung. Mittlerweile deckt die ITU die Standards im gesamten Technologiesektor ab - vom digitalen Rundfunk bis zum Internet und von Mobiltechnologien bis 3D-TV. Die Organisation basiert auf öffentlich-privaten Partnerschaften in derzeit 193 Mitgliedsstaaten. Die jährlichen Kosten der Mitgliedschaft variieren zwischen 3.000 und 26.000 Euro. Aus Deutschland ist die TU Chemnitz die einzige vertretene Universität.

Eine Zusammenstellung der Forschungsergebnisse ist unter http://www.Internet-QoE.de zu finden.

Ein ITU-Bericht über den Besuch der TU-Wissenschaftler beim Arbeitstreffen der ITU-T Study Group 12 ist unter http://www.itu.int/ITU-T/newslog/Academic+Contribution+Focuses+On+Video+Quality.aspx nachzulesen.

Weitere Informationen erteilt Dr. Thomas Martin Knoll, Telefon 0371 531-33246, E-Mail knoll@etit.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
16.05.2013

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