Forschungsprojekte
Prof. Dr. Anna Amelina: MIKOWA - Forschungsplattform Migration, Konflikt und sozialer Wandel
Seit Gründung im Jahr 2017 hat die Forschungsplattform MIKOWA sich zu einem Ort für wissenschaftliche Diskurse und Theorie-Praxis-Diskurse entwickelt. Im Mittelpunkt stehen anwendungsorientierte und grundlagentheoretische Analysen auf Mikro-, Meso- und Makroebene zu:
* Konflikten um Migration, Diversität und Teilhabe
* Konflikten um Migration und soziale Ungleichheit
* Konflikten durch die Mobilisierung (extrem) rechter Gruppierungen
* Mobilität und Migration in und aus autoritären Staaten
* Regionalem Strukturwandel und gesellschaftlichem Miteinander
Die Forschungsplattform ist ein gemeinsames Projekt mit Prof. Birgit Behrensen und Prof. Heike Radvan.
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Prof. Dr. Anna Amelina: MigOst - Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen (2021-2024)
Auch Ostdeutschland hat eine Migrationsgeschichte: DDR-Vertragsarbeiter*innen u.a. aus Vietnam, Mosambik, Polen beluden Schiffe in Rostock, förderten Kohle in der Lausitz, bauten Waggons in Halle. Menschen kamen für eine Ausbildung oder einen der raren Studienplätze; andere als politische Emigrant*innen.
Ab den 1990er Jahren folgten Spätaussiedler*innen, Kontingentflüchtlinge und Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien, später aus Syrien und Afghanistan. Andere, als Kinder binationaler Paare in Ostdeutschland geboren, machten Erfahrungen des Andersseins, obwohl sie selbst keine Migration erlebten.
Dennoch wird über die Rolle von Migrant*innen in Ostdeutschland kaum gesprochen. Selbst in der Forschung dominiert die westdeutsche Einwanderungsgeschichte den Diskurs.
MigOst ist ein kollaboratives Projekt der TU Cottbus, mit der TU Dresden und dem Dachverband der Migrantenorganisationen in Ostdeutschland (DaMOst).
Mit dem Projekt MigOst wollen wir Gelegenheiten für die gemeinsame Auseinandersetzung mit der (eigenen) Migrationsgeschichte schaffen. Wir wollen die Teilhabe von Migrant*innen in Ostdeutschland sichtbarer machen und die eindimensionale mehrheitsgesellschaftliche Perspektive auf Migration erweitern, um so den Weg für vielfältigere (Stadt-) Geschichten zu ebnen.
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Dr. Manuel Peters: „Bildung, Erinnerung und Zugehörigkeit im postkolonialen und postsozialistischen Raum - rassismuskritisch-dekoloniale Perspektiven“ (Habilitationsforschung) (2022-laufend)
In meiner kumulativ angelegten Habilitationsforschung untersuche ich die Verflechtung postkolonialer und postsozialistischer Gesellschafts- und Zugehörigkeitskonzepte und deren Machteffekte in unterschiedlichen Settings. Die untersuchten Settings reichen von der theoretischen Reflexion und rekonstruktiven Forschung im Kontext von Subjektivierungs- und Bildungsprozessen über institutionelle Praktiken und imaginative Geographien im Kontext von Migration / Mobilität und kollektiver Erinnerung. Eine rassismuskritisch informierte, post-normativ-normative bildungstheoretische Perspektive dient dabei der Theorisierung und reflexiven Befragung der Konzepte und untersuchten Verhältnisse. Die Fokussierung von Prozessen der Herstellung von Erinnerung und Nicht-so-Zugehörigkeit im postsozialistischen und postkolonialen Raum, also innerhalb relationaler Gesellschaftsprojekte, ist wesentliches verbindendes Element der einzelnen theoretischen und empirischen Untersuchungen.
Dr. Felix Hoffmann: Zwischen Exklusion, Integration und Inklusion - Zu den praktischen Grenzen, Bedingungen und Möglichkeiten von Alteritätspolitik in Chemnitz (DFG)
Nach der Flüchtlingsschutzkrise von 2015 in Deutschland ist die Frage hoch umstritten, wie Integration und Teilhabe von Geflüchteten und Migrant*innen erreicht werden kann oder ob dies überhaupt erwünscht ist. Widerstand gegen gesellschaftliche Pluralisierung führte 2018 zu gewaltvollen Ausschreitungen in Chemnitz. Dennoch sind hier ebenfalls starke Netzwerke zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, Politiker*innen und lokaler Administration zu beobachten, die sich um inklusive Alteritätspolitik und damit um politische Teilhabe von und mit Geflüchteten und Migrant*innen bemühen. Diese Akteure sind bislang sowohl medial als auch wissenschaftlich ignoriert worden. Das Projekt fokussiert die lokalen Konfliktdynamiken und fragt nach den praxis‐logischen Grenzen, Bedingungen und Möglichkeiten inklusiver Alteritätspolitik, die im relationalen Konfliktverhältnis mit verschiedenen Formen identitätsbasierter Politik steht. Hierzu wird ein innovativer analytischer Ansatz in Bezug auf praktische Logiken im Konflikt zwischen Abgrenzung, Kampf, Konkurrenz und entgrenzend-wechselseitigem und damit antwortfähigem Polylog zum Einsatz kommen. Die Arbeitshypothese fokussiert die praxis-logische Schwäche von Alteritätspolitik im relationalen Konfliktverhältnis zu identitätsbasierter Politik: Aggressiv identitäre, offizielle Integrationspolitik und auch emanzipativ orientierte Identitätspolitik können einseitig praktiziert werden, indem andere in abgrenzende Kampf- und Konkurrenzverhältnisse gebracht werden oder in Reaktion auf entsprechende Dynamiken. Alteritätspolitik hingegen ist auf ein freiwilliges und wechselseitiges Hinterfragen sozio-kultureller Identifikationen angewiesen, in entgrenzenden Praktiken wechselseitig antwortfähigen Polylogs. Mit dem Ziel, detaillierte Daten zu den verschiedenen Konfliktdynamiken zu generieren, wird eine multidimensionale Methodologie der Multi-Sited-Ethnography angewandt. Teilnehmende Beobachtungen werden in den verschiedenen privaten, öffentlichen, politischen und administrativen Netzwerken und in den alltäglichen Aktivitäten der organisierten Zivilgesellschaft beginnen, die Geflüchtete und Migrant*innen unterstützt. Hier werden vor allem Bedingungen und Möglichkeiten inklusiver Alteritätspolitik zu beobachten sein. Des Weiteren werde ich mich politischen Kontaktzonen annähern, an denen Befürworter*innen und Gegner*innen von Integrationsthemen aufeinandertreffen. Hier werden vor allem Begrenzungen inklusiver Alteritätspolitik zu beobachten sein.