Epistemische Gerechtigkeit
In den Kultur- und Sozialwissenschaften wird immer häufiger gefragt: Ist das Wissen, das an Universitäten produziert wird, wirklich „neutral“ – oder spiegelt es Machtverhältnisse wider? Und wie hängt das mit globalen Ungleichheiten zusammen?
Wir beschäftigen uns mit dem Konzept der epistemischen Ungleichheit. Das bedeutet: Nicht alle Menschen und Regionen haben denselben Zugang, Wissen zu produzieren oder gehört zu werden. Oft wird akademisches Wissen vor allem aus einer westlich-europäischen Perspektive gedacht – und andere Sichtweisen, z. B. aus dem Globalen Süden, werden ausgeblendet oder nicht ernst genommen.
Wir fragen deshalb: Wie hängt dieses eurozentrische Denken mit weltweiten Ungleichheiten zusammen – etwa im Bereich der Wirtschaft, Umwelt oder Politik? Und welche Verantwortung hat Wissenschaft in diesem Zusammenhang?
Unsere Forschung sucht nach neuen Wegen jenseits von etablierten geprägten Standards, um Wissen zu hinterfragen und vielfältiger zu denken. Dabei geht es nicht darum, die eine „richtige Theorie“ zu finden, sondern darum, Werkzeuge und Konzepte zu entwickeln, mit denen man herrschende Vorstellungen von Normalität, Macht und Identität aufbrechen kann.
Kurz gesagt: Wir wollen dazu beitragen, dass Wissenschaft offener, gerechter und vielfältiger wird – und damit auch relevanter für eine Welt, die von globalen Krisen und Ungleichheiten geprägt ist.
Weiterführende Literatur zum Thema:
Bell, K. (2014). Exploring epistemic injustice through feminist social work research. Affilia, 29(2), 165-177.
Fricker, M. (2017). Evolving concepts of epistemic injustice. In The Routledge handbook of epistemic injustice (pp. 53-60). Routledge.
Mecheril, P., Thomas-Olalde, O., Melter, C., Arens, S., & Romaner, E. (2016). Migrationsforschung als (Herrschafts-) Kritik! Ein unabgeschlossenes und revisionäres Projekt. Migration: Auflösungen und Grenzziehungen: Perspektiven einer erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung, 17-41.