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Ökosysteme für Gründer im Vergleich

Studie der TU Chemnitz offenbart unterschiedliche regionale Rahmenbedingungen für Start-ups in Sachsen und vergleicht sie mit den Gründer-Hochburgen in Berlin, Hamburg und München

Start-ups sind Innovationsmotoren und schaffen Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Branchen, wovon die Gründer, die Mitarbeiter und die Gründungsregion profitieren. Vor diesem Hintergrund attestieren verschiedene Studien dem Freistaat Sachsen durchschnittliche Werte bei der Gründungsaktivität der Einwohner. Beispielsweise liegt der Freistaat laut „KfW-Gründungsmonitor 2016“ mit 14 Gründern pro 1.000 Erwerbstätige im Mittelfeld aller Bundesländer. Doch wie sind eigentlich die regionalen Rahmenbedingungen für Start-ups in Sachsen? Um die aktuelle Situation für Start-ups in Sachsen sichtbar zu machen, führte im vergangenen Jahr an der Technischen Universität Chemnitz die Juniorprofessur Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge, Stiftungsprofessur der Sparkasse Chemnitz, die Studie „Start-up Ökosystem Sachsen“ durch. Die Ergebnisse liegen jetzt unter www.gruendeninsachsen.de vor.

Studiengrundlage bilden die Analyse volkswirtschaftlicher Indikatoren sowie die Befragung von 242 sächsischen Gründern und Gründungsexperten. „Da die Gefahr besteht, dass Gründer aus der Region abwandern, um sich in vorteilhafteren Regionen niederzulassen, wurden in der Studie neben den sächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten auch die Rahmenbedingungen in den deutschen Start-up-Hochburgen Berlin, Hamburg und München untersucht“, erläutert Juniorprofessor Mario Geißler.

Die Ergebnisse zeigen, dass in Sachsen durchaus wettbewerbsfähige und attraktive Ökosysteme für Gründer existieren. „Betrachten wir die erhobenen Werte beispielsweise im Verhältnis zu den regional ansässigen Erwerbstätigen, wie wir es auch vom KfW-Gründungsmonitor kennen, werden die prominenten Metropolen in einzelnen Aspekten sogar übertroffen. So erreichen Dresden und Leipzig Spitzenwerte im Bereich Wissenstransfer. Dies bietet Potenzial für innovative Gründungsideen und qualifizierte Mitarbeiter. Auch förderliche gesellschaftliche Strukturen sind in beiden Städten gegeben“, sagt Geißler und fügt an: „Aber die Untersuchung erkennt auch Bereiche, denen zukünftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden kann. So zeigen sich in vielen sächsischen Regionen Potenziale bei den Finanzierungsmöglichkeiten innovativer Start-ups. Zwar lassen sich schnell Beteiligungsgesellschaften finden, die sachsenweit operieren und teilweise öffentlich gefördert werden. Allerdings können ohne Umwege nur wenig private Risikokapitalgeber und Business Angels aufgespürt werden. Diese sind für angehende Gründer aber ebenso wichtig, da sie ihnen mit Know-how und Kapital zur Verfügung stehen. Sollten entsprechende Angebote in den Regionen vorhanden sein, sind sie für angehende Gründer außerhalb privater Netzwerke aktuell nur schwer sichtbar.“

Aber auch die Weiterentwicklung seiner Universitätsstadt ist Geißler wichtig. So ergibt die stadtbezogene Analyse, dass Chemnitz in den untersuchten Facetten bei der Politik und der Unterstützung angehender Gründer im sächsischen Vergleich gut abschneidet. Beim Blick auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen offenbart die Stadt einen bedeutenden Teil ihrer Potenziale. In Chemnitz lassen sich derzeit nur sehr wenig neue Ideen als potenzielle Grundlage zukünftiger Start-ups erkennen. Dies zeigt beispielsweise die Recherche nach Chemnitzer Crowdfunding-Projekten auf nationalen und internationalen Plattformen. Hier konnten für die vergangenen sechs Jahre 28 Projekte identifiziert werden. Zum Vergleich: Dresden kam im gleichen Zeitraum auf 271 und Leipzig auf 508 Projekte. Weitere Potenziale eröffnen sich auch bei der Altersstruktur und beim Künstlertum. So hat die Stadt neben der ungünstigen Altersstruktur einen geringen Künstleranteil. Bei der Finanzierung innovativer Gründungen offenbaren sich die bereits angesprochenen generellen Herausforderungen der sächsischen Start-up-Landschaft. Positiv ist, dass sich schnell Beteiligungsgesellschaften finden lassen, die für die Region zuständig sind, wie beispielsweise die SC-Kapitalbeteiligungsgesellschaft oder die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen. Negativ fällt auf, dass sich durch die öffentlich zugänglichen Kanäle nur wenige private Risikokapitalgeber und Business Angels aufspüren lassen.

„Hier möchte ich auch einen Teil beitragen, um die Rahmenbedingungen in Chemnitz weiter zu verbessern. Im ersten Schritt habe ich die Internetseite www.gruendeninchemnitz.de ins Leben gerufen. Hier möchte ich Chemnitzern erfolgreiche regionale Gründer aufzeigen. Zukünftig plane ich in Kooperation mit weiteren Partnern aus der Stadt Rubriken, wie ‚Praktikum im Start-up’ oder eine Übersicht gründungsrelevanter Veranstaltungen. Dies soll beitragen, die regionale Community näher zusammenzubringen. Die Forschung zeigt, dass eine lebendige Community Dreh- und Angelpunkt eines vielversprechenden Ökosystems ist“, sagt Geißler.

Prof. Dr. Uwe Götze, Prorektor für Transfer und Weiterbildung an der TU Chemnitz, fügt hinzu: „Gerade hier können wir auch Know-how aus unseren Erfahrungen beim Auf- und Ausbau des Gründernetzwerkes SAXEED einbringen. So gibt es dieses Netzwerk für Gründer aus der Wissenschaft, das federführend durch die TU Chemnitz aufgebaut wurde, schon seit zehn Jahren an mittlerweile vier sächsischen Hochschulstandorten. Die Bilanz kann sich sehen lassen. An unserer Universität haben wir seit 2006 etwa 540 Gründungsprojekte betreut und mehr als 140 Ausgründungen begleitet. Zudem entstanden in dieser Zeit auch lebendige Kooperationen u. a. zwischen regionalen Unternehmen, der Chemnitzer Industrie- und Handelskammer und Mitarbeitern der Universität, wie beispielsweise die regelmäßigen Technologiestammtische. Sicherlich können auf diesen Grundlagen auch weitere gründungsspezifische Formate aufgebaut und getestet werden.“

Die ausführlichen Studienergebnisse sowie weitere Hinweise zum Vorgehen und den Hintergründen der Studie finden sich unter www.gruendeninsachsen.de.

Kontakt: Jun.-Prof. Dr. Mario Geißler, Telefon 0371 531-36685, E-Mail mario.geissler@wirtschaft.tu-chemnitz.de

Mario Steinebach
07.02.2017

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