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Marathon der Sparsamen

Einblick ins Reisetagebuch: "Fortis Saxonia" startet beim Shell Eco-marathon in Rotterdam - Das Ökomobil "Umicore Ecobee" meisterte in diesem Jahr leider keinen gültigen Wertungslauf

Beim größten Wettbewerb für nachhaltige Mobilität in Europa - dem Shell Eco-marathon in Rotterdam - treten vom 14. bis zum 18. Mai 2014 etwa 200 Teams von Hochschulen und Universitäten aus Afrika und Europa gegeneinander an. Mit dabei ist das Team "Fortis Saxonia" der Technischen Universität Chemnitz, das erstmals mit dem Ökomobil "Umicore EcoBee" in der UrbanConcept-Kategorie an den Start geht. Für die Leser von "Uni aktuell" berichten sie täglich von ihren Erlebnissen.

Tag 7: 18. Mai 2014
Gebrochene Radaufhängung sorgte für endgültiges Aus, doch das "Fortis Saxonia"-Team ist nicht unzufrieden

Dieses Jahr sollte es einfach nicht sein. Nachdem wir am Samstag nur 9 von 10 Runden geschafft hatten und die ganze Nacht und den halben Sonntag noch am Fahrzeug optimiert hatten, brach uns dann in der Startaufstellung die Radaufhängung am rechten Vorderrad. Somit haben wir dieses Jahr keinen Wertungslauf geschafft, aber "Umicore EcoBee" ist gefahren und das war für uns schon ein Riesenerfolg! Wir danken noch einmal den Partner und Sponsoren für die tolle Zusammenarbeit im letzten und diesen Jahr.

Tag 6: 17. Mai 2014
Die verflixte 10. Runde

Nach unserer erfolgreichen Testfahrt am Vorabend, waren die Hoffnungen für den heutigen Tag groß. Gleich um 9 Uhr begann der erste Wertungslauf und wir wollten mit die Ersten auf der Strecke sein. Doch wie das bei uns immer so ist, musste genau dann das Brennstoffzellensystem wieder machen, was es will. Unser Start verzögerte sich. Bis alles wieder am Laufen war, war es leider recht spät und schließlich wurde 30 Sekunden vor unserem Start der Track geschlossen. Sprich, wir durften nicht mehr starten. Leicht frustriert ging es zurück ins Paddock, um noch einige Fehler zu beheben, die uns am Morgen aufgefallen waren.

Bevor der nächste Wertungslauf am Nachmittag begann, besuchte uns am Mittag unser Hauptsponsor Umicore. Neben vielen Fotos wurden wir auch gefilmt und mussten Rede und Antwort stehen. Auch die Jury für die Off-Track Awards, für die wir uns beworben hatten (Design und Technical Innovation) drehte seine Runden und wollte unsere Leitung einmal live bestaunen. So mussten wir noch einige Fragen zu unseren Bewerbungen beantworten und das eine oder andere Highlight demonstrieren. Jetzt heißt es nur noch abwarten und Daumen drücken.

Und dann war es endlich soweit: Aufgrund der unglücklichen Umstände am Morgen bekamen wir den Vorteil uns nicht in die endlose Schlange der wartenden Gegner stellen zu müssen, sondern durften ganz nach vorne. Schon der Start der Biene wurde laut bejubelt, aber die Chancen standen schlecht. Das Antriebsteam prophezeite, dass unser Verbrauch viel zu hoch ist und der Wasserstoff bereits nach einer Dreiviertelrunde leer ist. Doch immer wieder fuhr die dicke Biene an der Zuschauertribüne vorbei: erste Runde, zweite Runde, dritte Runde ... siebte Runde, achte Runde, neunte Runde. Als wir schon anfingen, an Wunder zu glauben, blieb die Biene dann doch fünf Meter nach der neunten Runde stehen. Genau eine Runde fehlte uns also für einen gültigen Wertungslauf. Unsere Hoffnungen, dass Shell uns einfach mit zwei Flachen fahren lässt, waren schnell zerstört und somit ging die Ideensuche los. Aus Sicht des Antriebsteams ist das Optimum an Effizienz erreicht. Also musste das Chassis Team ran und Lösungen liefern. 300 Gramm hier, 500 Gramm dort. Fahrwerk optimieren und Reifen bis auf Anschlag aufpumpen. Dank unserer GoPros an Bord konnten wir auch eine Fahranalyse mit unseren beiden Fahrerinnen durchführen und werden nun versuchen einen noch optimaleren Kurs zu fahren. Und vielleicht, ja ganz vielleicht werden wir morgen beim letzten Wertungslauf des Wettbewerbs diese eine verflixte Runde mehr schaffen.

Tag 5: 16. Mai 2014
Magie des Teams ermöglichte erfolgreiche Testfahrt mit viel Gefühl

Der heutige Tag fing zeitig an, denn wir hatten einen straffen Zeitplan, um die "Technical Inspection" zu bestehen. Und so stand das Antriebsteam schon 8 Uhr im Paddock. Die Überprüfung der Brennstoffzelle und der Motoreinheit dauerte eine gefühlte Ewigkeit, aber Sicherheit wird bei Shell groß geschrieben und so wurde auch bei Kleinigkeiten nachgefragt. Doch auch diesen Test haben wir bestanden und der zweite und letzte Aufkleber von Shell in der Farbe blau landete auf unserer "Umicore EcoBee". Der Inspektor vom Technical Team machte noch ein paar private Bilder vom Fahrzeug, denn es hatte sich langsam herumgesprochen, dass wir ein sehr spannendes Gefährt dieses Jahr auffahren würden. Die Zeit war vorangeschritten und das Antriebsteam ging etwas Essen, das Chassis-Team hatte gestern schon seinen Sticker erhalten und musste heute nur Kleinigkeiten ändern. Es wurde bei strahlendem Sonnenschein die Ruhe genossen und führte zu vereinzelten Sonnenbränden im Gesicht ...

Leider war es schon zu spät für die Testfahrt, welche 12 Uhr angesetzt war und damit leider verpasst wurde. Das PR-Team hielt die Stellung am Paddock und beantwortete den neugieren Besuchern die Fragen über das Fahrzeug. Nachmittags ging es dann wieder los, Bremssystem und Achsen wurden fixiert und überprüft, es wurde sich von allen Seiten darauf vorbereitet, dass wir noch eine kleine Testfahrt am frühen Abend vornehmen konnten. 19.30 Uhr war es dann soweit: "Umicore EcoBee" startete seine ersten Testrunden, sicher und mit viel Gefühl von unseren Testfahrerin Anetta gesteuert. Ein tolles Gefühl stellte sich ein, so richtig hatte damit am Anfang der Woche keiner gerechnet. Doch die Magie des Antriebsteams und des gesamten Teams hat dazu beigetragen, dass es solch ein Erfolg wurde! An dieser Stelle auch noch einmal der Dank an Sponsoren und Partner, die uns die letzten Jahre und ganz speziell dieses Jahr unterstützt haben.

Tag 4: 15. Mai 2014
Wechselbad der Gefühle: Erfolgreiche "Safety Inspection" und etwas dicke Luft im Paddock

Geschafft! Die Freude steht Nico ins Gesicht geschrieben, als Fortis Saxonia die heutige "Safety Inspection" gemeistert hat. Gurte, Bremsen und Beleuchtung - alles in Schuss. Aber erst, nachdem Max eine neue Bremse in Rotterdam auftreiben konnte. Beim gestrigen Bremstest, war die Bremse durch beherztes Testen in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Fehler, der leider erst heute auffiel. Zunächst verlief der Tag nicht nach Plan. Dabei schien die kaputte Bremse bereits ein Omen auf kommende Ereignisse zu sein. Das Antriebsteam arbeitet derzeit auf Hochtouren am Fahrzeug, weshalb für das Chassis-Team kaum Platz im engen Paddock zum Arbeiten bleibt.

Derzeit müssen leider Prioritäten gesetzt werden, die nicht allen Mitgliedern schmecken. Da gibt es manchmal Differenzen und dicke Luft. Doch der enge Zusammenhalt hilft unseren Mitgliedern auch die schweren Stunden in Rotterdam zu überstehen. Ein kleiner Spaziergang zur Ablenkung auf dem Gelände der Messehalle und der Fleiß aller Teilnehmer motiviert, mit aller Kraft weiter zu tüfteln. Wie an allen Tagen beim Shell Eco-marathon wird bis in die Abendstunden gearbeitet. Höchstleistungen für bestmögliche Ergebnisse. Die Freude übertrifft aber immer noch den Stress, der genauso dazu gehört, wie die vielen Erfolge, die wir die letzten Tage verzeichnen konnten.

Auch neue Verstärkung ist am gestrigen Abend aus der Heimat eingetroffen, um das Team tatkräftig an allen Fronten zu unterstützen. Mit Daniel und Kai gibt es noch mehr Hilfe an den Brennpunkten des Wettbewerbs. Denn rund um die Arbeiten am Projekt selbst gibt es ebenso eine Menge Aufgaben der Organisation und Versorgung des Teams. Großen Dank an Phillip, der stets um das Wohlergehen des Teams besorgt ist und es an nichts fehlen lässt. Neben den neuen Ankömmlingen sind lang ersehnte Teile der Brennstoffzellensteuerung eingetroffen, die das Antriebsteam wohl einen ganzen Schritt weiterbringen werden. Es werden noch viele spannende, herausfordernde Tage hier in Rotterdam auf uns zukommen, die wir in alter Fortis-Manier meistern werden.

Tag 3: 14. Mai 2014
Fazit der technischen Abnahme: Die schwere Biene muss abspecken

Heute war das Tagesziel, die ersten Tests der technischen Abnahme zu bestehen. Daher wurde es Zeit, die Feststellbremse zu installieren und die bekannten Probleme, wie zum Beispiel die Fahrzeughöhe, zu beheben. Doch zunächst einmal wurde das handgenähte Interieur unserer zwei Fahrerinnen montiert. Somit erstrahlt die Innenseite der Fahrertür jetzt in einem saftigen Grün. Während das Chassis-Team fleißig an den bereits genannten Problemen bastelte, versuchte das Antriebs-Team, den gekauften Motorcontroller zum Laufen zu bringen. Doch auch diverse Telefonate mit dem Support im Ausland konnten noch keine Lösung herbeiführen. Daher muss bis zum ersten gültigen Wertungslauf doch noch die spontane selbst gebaute Variante fahrtauglich gemacht werden.

Nachdem die letzten Arbeiten beim Chassis-Team abgeschlossen waren, wurde "Umicore EcoBee" noch vorzeigbar hergerichtet - sprich fünf Jungs versuchten, dem Staub auf dem Fahrzeug Herr zu werden. Während das Gewicht unserer beiden Fahrerinnen noch mehr als im grünen Bereich lag, enttäuschte "Umicore EcoBee" auf voller Länge: Ganze 3 Kilo zu viel brachte unsere "dicke" Biene auf die Waage. Heißt also: Wir müssen abspecken. Weitere Tests, wie Fahrzeughöhe und -breite sowie die Abmaße des Kofferraums meisterte unsere Biene jedoch ohne Probleme. Auch der Sicht- und der Bremsentest verliefen ohne Probleme. Als wir schließlich zum Wendekreistest kamen, verlief zunächst alles nach Plan, doch am Ende des Tests hielt unsere Fahrerin plötzlich das Lenkrad in der Hand. Diagnose: glatter Durchbruch. Nach einem kurzen Schock konnte das Chassis-Team uns jedoch beruhigen: Es gibt Schlimmeres. Da die technische Abnahme dann geschlossen wurde, müssen wir den Gurttest sowie den Design- und Antriebscheck auf morgen verlegen. Da wird dann auch noch einmal das Gewicht der bis dahin (hoffentlich) erschlankten Biene getestet.


Tag 2: 13. Mai 2014
Der Teufel steckt im Detail: Überfragter Support und Hoffen auf die Nachhut

Von Morgenmüdigkeit keine Spur: Die Ersten des Teams waren schon 7 Uhr wieder im Paddock aufzufinden. Außerdem zeigte es sich, dass zur frühen Stunde die WiFi-Verbindung doch stets am besten ist. 10 Uhr waren dann die meisten Mitglieder des Teams aus ihren Zelten raus und nach dem Frühstück - der Dank gilt hier René - auf dem Weg ins Paddock. Die erste Ernüchterung trat dann aber ein, denn über Nacht hatten die Heinzelmännchen doch nichts gemacht und auf unser Team wartete eine Menge Arbeit. Beispielsweise funktionierte die Türverriegelung am Abend einwandfrei. Andere Herausforderungen bleiben auch nach einem Tag intensiver Arbeit noch bestehen und somit hat das Antriebsteam noch die nächsten Tage gut am Auto zu tun. Jedoch kommt am Mittwoch die Nachhut aus Chemnitz, mit frischem Geiste und ein, zwei Steuerelementen, die hoffentlich den Durchbruch an der verzwickten Brennstoffzellenfront bringen. Manchmal liegt es aber auch nicht so richtig an uns, der Support von unserem Motorcontroller weiß nämlich auch nicht mehr weiter - der japanische, französische, englische, US-amerikanische und deutsche Support sind überfragt.

Trotzdem kann der Tag als Erfolg gewertet werden, da sich die Arbeiten am Chassis wirklich nur noch auf Kleinigkeiten beschränken. Der Abend war von Steaks und Vogelattacken auf Zelte geprägt und dem Weg direkt danach wieder ins Paddock, schließlich wird die Innenverkleidung von unseren Fahrerinnen handgenäht. Da die diesjährigen Schließzeiten der Boxengassenhalle auf 24 Uhr begrenzt sind, bleibt uns mehr Zeit für den nötigen Schlaf.


Tag 1: 12. Mai 2014
Keine Angst vor Gewittern - Foto-Shooting in der Boxengasse

In der Nacht vom 11. zum 12. Mai 2014 begann für die Mitglieder von Fortis Saxonia der Aufbruch zum Shell Eco-marathon, der das dritte Jahr in Folge in Rotterdam ausgetragen wird. Die Hinfahrt führte uns sieben Stunden durch den Westen Deutschlands bis nach Holland. Die Anreise war nicht nur für die Fahrer unseres Teams sehr anstrengend, auch andere Autofahrer waren geschafft und genehmigten sich auf dem Standstreifen eine Mütze Schlaf. Bei Fortis Saxonia zeigte sich jedoch keine Spur von Schwäche. Begrüßt wurden wir standesgemäß an der holländischen Grenze mit einem Regenguss, der auch den gesamten ersten Tag noch andauert. Doch von Jahr zu Jahr hat sich das Team auf die wechselnden Wetterverhältnisse immer besser vorbereitet. Noch bessere Ausrüstung, also wasserdichte Zelte und Kleidung, fehlen bei fast keinem Mitglied, die anderen wird die Erfahrung für nächstes Jahr weise werden lassen. Zwischen den Gewittereinlagen war es trotzdem möglich, sich zu einem gemeinschaftlichen Bekämpfen des Reisehungers zusammenzufinden.

Zeit zum entspannten Ankommen gab es dennoch wenig. Zu Beginn standen Formalitäten wie die Anmeldung und das Verteilen von Ausweißen an. Auch unser Hoffnungsträger "Umicore EcoBee" musste für einen Pressetermin mit Reportern der Zeitschrift FOCUS bereitstehen. In Windeseile, ohne dass es an der bekannten Dynamik der Fortis-Saxonia-Mitglieder mangelte, wurde der Öko-Flitzer im Paddock der Ahoy-Arena-Boxengasse am Standort 613 positioniert und poliert. Für den Abend sind weitere Arbeiten am Öko-Boliden geplant, der bereits viele interessierte Blicke von Konkurrenten geerntet hat.

Ein Videobeitrag über die ersten Testrunden findet sich hier.

(Autoren: Linda Blumkowski und Max Bernstein)

Der Shell Eco-marathon 2014: http://www.shell.de/eco-marathon

"Fortis Saxonia" und aktuelle Team-Infos: http://www.fortis-saxonia.de

Weitere Informationen erteilen Linda Blumkowski und Max Bernstein, E-Mail pr@fortis-saxonia.de.

Mehr zum Thema: Leicht, energiesparend und straßentauglich

Mario Steinebach
19.05.2014

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