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Miteinander voneinander lernen

Studierende und Wissenschaftler von drei Kontinenten trafen sich zur 4. American-African-European Summer School an der TU Chemnitz

  • Kontinentübergreifende Projektarbeit: Diese drei Teilnehmerinnen der Summer-School - eine aus Texas, eine aus Deutschland und eine aus Südafrika - beschäftigten sich mit landestypischen Stereotypen und Utensilien, vom deutschen Bier bis zur afrikanischen Kopfbedeckung. Foto: Anett Michael
  • Einblicke in die Print- und Medientechnik: Dr. Andreas Willert erklärte den Teilnehmern im Drucklabor der Fraunhofer-Einrichtung für Elektronische Nanosysteme ENAS die Arbeitsweise einer Inkjet-Druckmaschine, mit der elektronische Bauteile mit Spezialtinten gedruckt werden. Foto: Andreas Truxa

"Wow, die öffentlichen Verkehrsmittel! Die Busse sind pünktlich!", schwärmt Sinenhlanhla Mkhize. "So etwas habe ich noch nie erlebt." In ihrer Heimat fahren die dort üblichen Mini-Busse nicht nach festgelegtem Zeitplan: "Man stellt sich einfach an die Haltestelle und wartet. Wenn es einen Bus gibt, wird ein Bus kommen." Der Luxus, vorher genau zu wissen, wann der Bus kommt, faszinierte die Studentin der University of KwaZulu-Natal (UKZN) bei ihrem Deutschlandbesuch besonders. Zum ersten Mal in ihrem Leben verließ sie ihr Heimatland Südafrika, um gemeinsam mit sieben weiteren Studierenden und zwei Dozenten ihrer Universität sowie Studenten und Wissenschaftlern der University of the Witwatersrand Johannesburg (Wits), der University of Texas at El Paso (UTEP) und der Technischen Universität Chemnitz an der 4. American-African-European (AAE) Summer School teilzunehmen. Diese fand vom 12. bis 25. September 2010 an der TU Chemnitz statt.

Unter dem Titel "Communication of Change and Development in Intercultural Contexts" erhielten die Studierenden vielfältige Einblicke in die Thematik der kulturüberschreitenden Kommunikation und Zusammenarbeit aus einer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive. Das Programm der Sommerschule bestand aus Planspielen, Lehrveranstaltungen und eigenständigen Projektarbeiten, die von den Dozenten der vier beteiligten Hochschulen (u. a. Prof. Stacey Sowards von der UTEP und Prof. David Coldwell von der Wits) gehalten und betreut wurden und sich mit verschiedenen Themengebieten rund um Führung, Management des Wandels sowie interkulturelle Kommunikation befassten. Die Summerschool begann mit der Strategiesimulation LEGO Serious Play, die in gemischten Kleingruppen durchgeführt wurde. "Somit konnte auf spielerischem Weg schnell ein gemeinsam geteiltes Verständnis unter den Teilnehmern entwickelt werden", so Dr. Klaus-Peter Schulz, Co-Organisator der Summerschool. Die Teilnehmer unternahmen darüber hinaus einige thematische "Fieldtrips". So führte Prof. Dr. Rainhart Lang durch Leipzig entlang der Wendegeschichte; Roland Werner, Staatssekretär im SMWA, diskutierte mit den Studenten über die Wirtschaftspolitik Sachsens und der Europäischen Union; bei einer Landtagsführung erläuterte der parlamentarische Geschäftsführer der FDP Landtagsfraktion Torsten Herbst die politische Arbeit in einem deutschen Landesparlament. Die Besichtigung der ThyssenKrupp Presta GmbH in Chemnitz und der Fraunhofer-Einrichtung für Elektronische Nanosysteme ENAS bot den Studenten Einblick in die technologische Leistungsfähigkeit der Region. Zusätzliche Touren führten die Studierenden nach Prag und Berlin. Landestypische Themen der Teilnehmer wurden bei gemeinsamen Filmabenden im Club der Kulturen vermittelt.

"Es herrscht großes Interesse und insgesamt eine sehr gute Stimmung", berichtet Tina Obermeit, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Organisation und Arbeitswissenschaften der TU Chemnitz und Mitorganisatorin der AAE Summer School. Besonders freut es sie, dass in diesem Jahr Afrikaner verschiedener Ethnien vertreten waren. "Ich denke, die Diskussionen werden dadurch noch reicher", erklärt Obermeit und fügt hinzu: "Auch die deutschen Teilnehmer sind von den Studienfächern sehr gemischt."

Taahir Vajeth, Dozent an der UKZN im südafrikanischen Durban, zeigt sich ebenfalls von der Zusammenarbeit der Studierenden begeistert: "Es ist immer wieder ermutigend zu sehen, wie gut sie miteinander klarkommen, wie sie Ideen austauschen und wie Freundschaften zwischen Studenten aus verschiedenen Regionen der Welt entstehen." Dieser interkulturelle Austausch war auch für TU-Chemnitz-Student und Club-der-Kulturen-Mitglied Karsten Mahlberg eine der Hauptmotivationen für seine Teilnahme an der diesjährigen Summer School: "Es ist ganz cool, wieder mal Leute aus anderen Ländern zu treffen - besonders aus Ländern, die ich kaum kenne, wie zum Beispiel Südafrika."

Schnell konnte man mit Vorurteilen aufräumen und Stereotype widerlegen. "Bevor ich herkam, hörte ich von Leuten, dass die Deutschen unfreundlich sind, nicht lächeln und sich um niemand anderen als sich selbst kümmern. Dann kam ich hier an und es war totaler Unsinn", erzählt Sinenhlanhla Mkhize und fügt hinzu: "Sie sind sehr freundlich und sehr hilfsbereit!" Bradley Mendelowitz, Dozent an der Wits in Johannesburg, machte ähnliche Erfahrungen: "Zu Hause in Südafrika hält man Deutsche für sehr mechanistisch, sehr ernst, geschniegelt und gestriegelt. Als wir hier ankamen war das komplette Gegenteil der Fall. Jeder war so unheimlich freundlich zu uns und scheute keine Mühen, damit es uns gut ging, plante, half und übersetze für uns." Auch vor der organisatorischen Leistung seiner Chemnitzer Kollegen zieht der Wissenschaftler den Hut: "Sie haben einen wirklich guten Job abgeliefert! Ich habe mir neulich schon Gedanken gemacht, wie wir das dann in zwei Jahren so hinkriegen sollen." Denn dann werden die Universitäten in Durban und Johannesburg die AAE Summer School austragen, nachdem im Juni 2011 zunächst die University of Texas Studierende der vier beteiligten Universitäten zur Sommerschule einlädt. Diese wird zusammen mit einer internationalen Tagung zur Environmental Communication stattfinden.

Für Elida Portillo aus El Paso war die Teilnahme an der Summer School nicht die erste Reise nach Deutschland - aber sicher auch nicht die letzte. "Ich habe viel über Südafrika gelernt und über die Arbeit mit verschiedenen Kulturen", berichtet die Studentin und ergänzt: "Die Leute hier in Chemnitz waren sehr nett zu uns. Ich würde wirklich gern später noch mal wiederkommen." Und auch Sinenhlanhla Mkhize aus Südafrika hat Gefallen am Chemnitzer Studentenleben gefunden: "Ich denke darüber nach, hier mein Masterstudium zu absolvieren, denn es ist schön hier, ich wurde so gut behandelt - und ich liebe die öffentlichen Verkehrsmittel!"

Die American-African-European Summer School im Internet: http://www.aae-summerschool.org

Weitere Informationen erteilen Tina Obermeit (Professur Organisation und Arbeitswissenschaften), Telefon 0371 531-36833, E-Mail tina.obermeit@wirtschaft.tu-chemnitz.de, und Dr. Klaus-Peter Schulz (Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb), Telefon 0371 531-35234, E-Mail schulzkp@hrz.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Anett Michael)

Katharina Thehos
29.09.2010

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