Springe zum Hauptinhalt
Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
TUCaktuell
TUCaktuell Forschung

Fruchtbare Bedingungen für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit

Im Rahmen des EU-Projekts "Ziel 3 - TRANSLINUM" erforscht und erprobt die TU Chemnitz 2010 das zukunftsträchtige Verfahren des Naturfaserspritzgießens

*

Bild oben: Roman Rinberg, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung füllt Naturfasermaterial aus Ölleinstroh in das Dosiersystem eines Spritzgießcompounders, der es mit Thermoplast mischt und anschließend zu einem Fertigteil verspritzt. Bild unten: Endprodukt ist ein spritzgegossenes Bauteil aus mit Ölleinfasern verstärktem Kunststoff - beispielsweise der so genannte "Chemnitzer Hacken", der den TU-Wissenschaftlern als Technologiedemonstrator dient. Fotos: Christian Schenk

Die aus Asien stammende Leinpflanze wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland hauptsächlich als Öllein zum Zweck der Samengewinnung und anschließenden Produktion von Leinöl angebaut, das unter anderem der Herstellung von Speiseöl, Farben, Lacken, Kosmetika, Nahrungs- und Arzneimitteln dient. Das dabei anfallende Nebenprodukt des Ölleinstrohs schien lange eine unliebsame Begleiterscheinung ohne technischen oder wirtschaftlichen Nutzen zu sein.

Das von der Europäischen Union (EU) geförderte Projekt "Ziel 3 - TRANSLINUM", das die wirtschaftliche und soziale Zusammenarbeit in der sächsisch-tschechischen Grenzregion vorantreiben soll, widmet sich nun der ganzheitlichen stofflichen und energetischen Nutzung der Ölleinpflanze. Dabei ist vor allem die Frage zentral, wie der im Ölleinstroh enthaltene Anteil an Flachsfasern gewonnen, verarbeitet und genutzt werden kann. Die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz will als Projektpartner diese bisher nicht genutzte Rohstoffquelle erschließen und sie als Verstärkungsmaterial in Kunststoffen einsetzen. Dafür sollen entsprechende Versuche zur Compoundierung sowie Verarbeitung im Spritzguss durchgeführt werden. "Mit den Forschungs- und Entwicklungsvorhaben für 2010 gehen wir einen neuen Weg in der Kunststoffverarbeitung. Die Innovation besteht darin, dass wir Ölleinstroh - also ein vermeintliches Abfallprodukt - im Naturfaserspritzguss einsetzen, um die Eigenschaften von Bauteilen, wie deren Steifigkeit und Festigkeit, zu verbessern", so Roman Rinberg, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung. Neben der Herstellung technischer Bauteile können verschiedene Kunststoffprodukte, beispielsweise Gehäuse, Verpackungen, Plastikgeschirr oder Büromaterial, mithilfe dieses Spritzgießverfahrens gefertigt werden. Im Gegensatz zum Formpressen erlaubt das Spritzgießen variable Gestaltungsmöglichkeiten und bietet ein dementsprechend breites Anwendungsspektrum. Die Produktion großer Stückzahlen ist schnell und kostengünstig möglich.

Geleitet wird "Ziel 3 - TRANSLINUM" von Sachsen-Leinen e. V. Waldenburg; der Tschechische Flachsverband Sumperk sowie das Bildungsinstitut PSCHERER unterstützen es als Projektpartner. Seit dem Start des dreijährigen Vorhabens im April 2009 zählten vor allem die Sortenauswahl, Feldentholzung, Strukturmatten-, Vlies- und Spritzgussherstellung unter Verwendung des Ölleins, die energetische Nutzung der Pflanze sowie Dokumentation, Wissenstransfer und die Präsentation der Ergebnisse zu den Aufgaben der Projektteilnehmer.

IM April 2010 wurden die ersten Versuche mit Ölleinfasern im Zentrum für Integrative Leichtbautechnologien an der TU Chemnitz durchgeführt. "Bereits jetzt hat das Projekt so viel Aufmerksamkeit erregt, dass wir über Folgevorhaben nachdenken können. Die Zahl derjenigen, die uns als Mitstreiter begleiten wollen, wächst stetig", so Stefan Breymann vom Projektpartner Bildungsinstitut PSCHERER.

Fruchtbarkeit und Wachstum sind in den kommenden Monaten nicht nur in landwirtschaftlicher Hinsicht wünschenswert. Mit "Ziel 3 - TRANSLINUM" als Nachfolgeprogramm der EU-Gemeinschaftsinitiative "Interreg III A Freistaat Sachsen - Tschechische Republik" will die EU gemeinsame Strategien für die innovative, grenzüberschreitende Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Öllein fördern und so auf lange Sicht eine ausgeglichene und nachhaltige Gemeinschaft gewährleisten. Für das Projekt wurden etwa 980.000 Euro bewilligt. Finanziert wird es durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).

Nähere Informationen erteilen Roman Rinberg, Telefon 0371 531-32359, E-Mail roman.rinberg@mb.tu-chemnitz.de, und Sona Bürgermeister, Telefon 0371 531-38263, E-Mail sona.buergermeister@mb.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Franziska Männel)

Katharina Thehos
06.05.2010

Mehr Artikel zu:

Alle „TUCaktuell“-Meldungen
Hinweis: Die TU Chemnitz ist in vielen Medien präsent. Einen Eindruck, wie diese über die Universität berichten, gibt der Medienspiegel.