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"Mein Beruf ist ein einziges Projekt"

Erik Hofmann, stellvertretender Technischer Leiter und Projektmanager bei der Freien Presse Chemnitz, stellt sich der Herausforderung, Beruf, Familie und soziales Engagement zu vereinen

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"Ein Projekt ist keine One-Man-Show, sondern wird von einem Team getragen", sagt TU-Absolvent Erik Hofmann, der seit 14 Jahren bei der Freien Presse arbeitet. Foto: Freie Presse

Sehr bewusst hat sich Erik Hofmann, heute stellvertretender Technischer Leiter und Projektmanager bei der Freien Presse Chemnitz, im Jahr 1991 für ein BWL-Studium an der TU Chemnitz entschieden, was nicht heißt, dass es für ihn keine Alternativen gab. "Eigentlich wollte ich mal Medizin studieren", sagt Hofmann. "Aber die Ereignisse im Zuge der Wende haben schließlich bei mir eine starke Begeisterung für Wirtschaft aufkommen lassen. An der TU Chemnitz konnte ich die Betriebswirtschaftlehre gleichzeitig mit dem Ingenieurwesen verbinden und blieb außerdem in der Region, in der ich schon immer verwurzelt war." Anfang der 1990er Jahre herrschten bereits gute Bedingungen in der Lehre, wie sich Hofmann erinnert: "Wir waren begeistert von der technischen Ausstattung der TU Chemnitz, gerade von den Computer-Laboren. Das war ja damals noch keine Normalität." Auch die konstruktive Lernatmosphäre und die Diskussionskultur unter den Studierenden, insbesondere angeregt durch verschiedene Gastdozenten, die mehrere Tage lang Blockveranstaltungen hielten, sind ihm noch im Gedächtnis.

Bereits während seines Studiums gründete Hofmann eine eigene Firma im IT-Bereich, in der er anwenden konnte, was im Hörsaal scheinbar nur graue Theorie war. "Zu sehen, dass der teilweise schwierige und trockene Stoff einen Bezug zur Praxis hatte, gab mir unglaubliche Motivation", erinnert sich Hofmann. "Wenn man einmal selbst eine Umsatzsteuererklärung ausfüllen oder sich mit lästigen Formularen beschäftigen muss, versteht man erst den Sinn einer Vorlesung über Steuern." Studienbegleitend war Hofmann permanent in die Projekte seiner eigenen Firma involviert und versuchte auch darüber hinaus, über den betriebswirtschaftlichen Tellerrand zu blicken. "Die interkulturelle Kommunikation fand ich immer hochinteressant und spannend. Ich habe mein Abitur ja auch in Französisch gemacht. Bei verschiedenen Exkursionen ging es aber nicht nur um Inhalte, sondern vor allem auch um gemeinsame Unternehmungen und den Spaß an der Sache", erzählt er.

Nach der Abgabe seiner Diplomarbeit und dem Abschluss des Studiums nach fünf Jahren bewarb sich der TU-Absolvent ganz klassisch bei der Freien Presse - auf eine Zeitungsanzeige, in der die größte Tageszeitung Sachsens einen Controller suchte. Ohne eine Übergangsphase und auch ohne den verdienten Sommerurlaub wechselte Hofmann nahtlos vom Studien- in den Berufsalltag. Die Herausforderungen der Controllingtätigkeit nahm er erfolgreich an, wurde Ende der 1990er Jahre Projektleiter und übernahm nach dem Jahrtausendwechsel schließlich den Posten des stellvertretenden Technischen Leiters. Sowohl für die "schwere Technik", also das Druckzentrum der Freien Presse, Haustechnik und Produktion, als auch für Verlag, Informationstechnik und Organisation trägt Hofmann Verantwortung. "Durch die Entwicklung, die ich hier genommen habe, konnte ich gut in mein derzeitiges Aufgabenfeld hineinwachsen", so Hofmann, dessen bisher größtes Projekt die Umstellung auf eine komplett neue Druck- und Versandraumtechnik war, die den durchgängig vierfarbigen Druck der Freien Presse ermöglicht und viele Prozesse einfacher und effizienter macht. Die Druckmaschinen der Firma manroland wurden in mehreren Stufen bis zum November 2009 in Betrieb genommen und sorgen für internationale Aufmerksamkeit. Insgesamt vier Jahre lang lag das Mammutprojekt auf Hofmanns Schreibtisch und auch am heutigen Tag ist es noch nicht abgeschlossen: "Bevor wir zum Tagesgeschäft übergehen, muss das Projekt weiter optimiert werden."

Auf die Frage nach den besonderen Kompetenzen, die heutiges Technik- und Projektmanagement fordert, weiß Hofmann nicht nur eine Antwort. "Ich bin ein positiv denkender Mensch und stehe allem erst einmal optimistisch gegenüber. Jeder Tag und jeder Monat sind eine neue Herausforderung, die man annehmen muss und vor der man nicht zurückschrecken darf. Mein Beruf bringt permanente Veränderungen mit sich und man sollte nicht versuchen, die Zukunft bis ins kleinste Detail zu planen. Wichtig ist, zuzuhören, das Gespräch zu suchen, seine Mitarbeiter zu lenken, aber dennoch Freiräume zu lassen und nicht alle Einzelheiten akribisch vorzugeben", sagt er. "Ein Projekt ist keine One-Man-Show, sondern wird von einem Team getragen, und darauf kommt es an." Auch die eigene Kreativität sei wichtig. Denn auf der Suche nach Lösungswegen führe oft eine eher unkonventionelle Denkweise am schnellsten zum Ziel.

Projekte ziehen sich durch Hofmanns Leben wie ein roter Faden. Auch in seiner Freizeit, die wie zu erwarten knapp bemessen ist, nimmt er sie in Angriff - zum Beispiel als Sekretär des Rotary Clubs Chemnitz Schlossberg, der sich für gemeinnützige Zwecke engagiert. Hier kommen Gleichgesinnte aus verschiedenen Berufszweigen zusammen, die Einfluss haben und Möglichkeiten, langfristig etwas zu verändern. Doch freie Zeit widmet Hofmann an erster Stelle der Familie. "Von Fernreisen habe ich mich gedanklich schon lange verabschiedet. Ein Tag am Wochenende zuhause mit meiner Frau und den Kindern ist für mich schon etwas Besonderes." Ganz trennen kann er Beruf und Privates jedoch nicht. "Ich mache meine Arbeit gern und natürlich nehme ich sie auch oft mit nach Hause", so Hofmann. Wann er Führungskraft ist und wann Familienvater, kann er aus diesem Grund nicht genau sagen. Schon, wenn beim gemeinsamen Frühstück mit der Familie die Freie Presse aufgeschlagen wird, lässt sich diese Frage nur schwer beantworten.

(Autorin: Franziska Männel)

Katharina Thehos
20.01.2010

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