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Zwei Männer für ein Halleluja

Die Chemnitzer Studentenpfarrer Mariusz Noparlik und Christoph Weber zwischen Gottesdienst und persönlichem Gespräch - Semesteranfangsgottesdienst am 8. Oktober 2007

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Der katholische Studentenpfarrer Mariusz Noparlik (l.) und sein evangelischer Kollege Christoph Weber freuen sich auf eine volle Kirche beim Semesteranfangsgottesdienst am 8. Oktober. Foto: Heiko Kießling

Geistiges und Geistliches sind nicht unvereinbar. Das zeigt sich auch an den beiden Studentenpfarrern, die sich im Umkreis der TU Chemnitz um das seelische Wohl all jener kümmern, die es bedürfen. Mit Mariusz Noparlik bekam Chemnitz unlängst einen neuen katholischen Priester für dieses Amt, für welches sein evangelischer Kollege Christoph Weber bereits seit sieben Jahren tätig ist.

Auf den ersten Blick sind die beiden Konfessionsvertreter ein ungleiches Paar. Und dennoch, oder gerade deswegen, könnten Mariusz Noparlik und Christoph Weber durchaus für eine ZDF-Vorabendserie zusammengebracht worden sein. Noparlik, der junge katholische Priester, tritt nach seinem Studium in Erfurt mit anschließender Priesterweihe nun in Chemnitz seine erste Stelle an. In Oberschlesien geboren, wollte er schon immer in die weite Welt hinaus, wie er sagt. Und obwohl er Polen nach wie vor als Heimat sieht, fühlt er sich nach drei Monaten in Chemnitz schon fast zu Hause und plant derzeit keine Rückkehr in sein Geburtsland. Dabei wirkt der feingliedrige Geistliche mit seinem dezenten osteuropäischen Akzent, seinem weißen Priesterkragen zur vorwiegend schwarzen, eleganten Kleidung fast wie Hermann Hesses junger Narziss, der mit wachem Sinn das Verborgene im Menschen erkannte. Auch Pfarrer Weber traut man einiges an Menschenkenntnis zu, wenn man den Endvierziger mit seinem grau melierten Vollbart betrachtet. Dazu strahlt er eine beherzte Offenheit aus, die durch das feste Lachen des gebürtigen Sachsen noch unterstrichen wird. Wer die beiden Pfarrer zusammen sieht, erkennt so in ihren unterschiedlichen Charakteren auch eine Projektion ihrer Glaubenshaltung. Beide sind sich einig, dass es ein gemeinsames "Glauben und Kirche sein" gibt, welches im Rahmen der Möglichkeiten zusammen gelebt werden sollte - doch dabei stets, ohne die Unterschiede der Konfessionen zu verwischen oder gar zu ignorieren. Daher sind die Katholische und Evangelische Studentengemeinde (KSG und ESG) in Chemnitz auch getrennte Organisationen, die sich wöchentlich getrennt und einmal pro Semester auch gemeinsam treffen. Hinzu kommen gemeinschaftliche Veranstaltungen, wie der ökumenische Semesteranfangsgottesdienst und das Angebot eines ökumenischen Kontaktbüros auf "neutralem Boden" innerhalb des Studentenwerks Chemnitz-Zwickau im Thüringer Weg 3.

"Das Kontaktbüro", erklärt Christoph Weber, "ist dabei ein Angebot für alle Studenten und auch eine Einladung an sie, sich an die beiden Pfarrer zu wenden, wenn sie Hilfe brauchen - egal ob im Studium oder privat." Ein Angebot ohne Schwelle für Rat und Beistand, ohne die Absicht jemanden zu missionieren, wie viele Nicht- oder Andersgläubige vielleicht befürchten. Lediglich unbedingte Achtung des Mitmenschen gilt es zu respektieren. Eine Einladung ergeht auch an alle Studenten einmal in ESG oder KSG vorbeizuschauen. Hier geht es darum, den jeweiligen Glauben zu leben, doch, so gibt Mariusz Noparlik zu, versucht er damit auch stets Menschen zu interessieren und zu locken, um ihnen vielleicht doch einen Blickwinkel zu zeigen, den sie vorher nicht kannten. Als Konkurrenten sehen sich die beiden Pfarrer dabei nicht. Wer aus einem katholischen Umfeld kommt, so Weber, solle auch in die KSG gehen, wo er sich sicher wohler fühlt. Dass dies jedoch kein Muss ist, beweist die Tatsache, dass auch die ESG schon ein katholisches Vorstandsmitglied hatte und der KSG zwei Protestanten angehören. Sind die Herangehensweisen der Gruppen zuweilen auch verschieden, so bleibt als gemeinsames Ziel, sich innerhalb der Gemeinden neben dem gemeinsamen christlichen Leben auch die Fragen nach dem Leben über die Kirche hinaus zu stellen. Kein moralischer Fingerzeig soll es sein, sondern das Einbringen der christlichen Perspektive in einen praktisch umsetzbaren gesellschaftlichen Diskurs.

So ist auch das Thema des Semesteranfangsgottesdienstes am 8. Oktober 2007 ein Thema, das wohl jeden Studenten zu Beginn und während seines Studiums tangiert. Unter dem Titel "SelbstverwirklICHung" soll erörtert werden, was Selbstverwirklichung im Positiven bedeuten kann und warum es weder gut ist, sich selbst nicht zu sehen, noch seine Mitmenschen zugunsten des ICH zu vergessen. Der ökumenische Gottesdienst findet am Montag um 18.30 Uhr in der St. Petrikirche auf dem Theaterplatz statt. Unterstützt werden Mariusz Noparlik und Christoph Weber dabei vom Universitätschor der TU Chemnitz samt Orgelbegleitung. Schließlich braucht eine gelungene Vorabendserie - wenn auch noch nicht im ZDF - einen stimmigen Soundtrack.

Wer weitere Informationen und Kontakt zu ESG und KSG, deren Veranstaltungen und Erreichbarkeit sucht, findet diese unter:
http://www.tu-chemnitz.de/stud/religion/esg bzw.
http://www.tu-chemnitz.de/stud/religion/ksg

(Autor: Michael Chlebusch)

Katharina Thehos
04.10.2007

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