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Trauer um engagierten Hochschullehrer und Vorreiter der Mikrotechnologien

Prof. Dr. Thomas Geßner, Direktor des Zentrums für Mikrotechnologien und Professor für Mikrotechnologie der TU sowie Leiter des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme ENAS, ist verstorben

Er brachte maßgeblich die Entwicklung der Technischen Universität Chemnitz, der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik und des Wissenschaftsstandortes Chemnitz voran: Prof. Dr. Thomas Geßner, der am 25. Mai 2016 im Alter von 61 Jahren verstarb. "Wir verlieren mit Thomas Geßner einen außerordentlich engagierten, weitsichtigen und fachlich herausragenden Hochschullehrer, einen international sehr geschätzten Wissenschaftler, dem insbesondere die Entwicklung und anwendungsbezogene Ausrichtung der Mikro- und Nanotechnologieforschung in Chemnitz und deren weltweite Ausstrahlung sehr am Herzen lag", sagt Prof. Dr. Andreas Schubert, Kommissarischer Rektor der TU Chemnitz. "Professor Gessner hat sich weit über das normale Maß hinaus für unsere Universität und unseren Wissenschaftsstandort engagiert. In seiner Amtszeit als Prorektor für Forschung der TU Chemnitz war er bereits Mitte der 1990er Jahre intensiv an der Profilierung der Forschung an unserer Universität beteiligt. Auch als Dekan setzte er von 2006 bis 2009 wichtige Impulse für die Entwicklung seiner Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik", so der Kommissarische Rektor weiter. Seit 2010 war Geßner einer der beiden universitätsinternen Mitglieder im Hochschulrat der TU Chemnitz.

„Professor Geßner ist es als international agierender Netzwerker gelungen, die Chemnitzer Forschung rund um die smarten Systeme weit über Europa hinaus bekannt zu machen“, stellt Prof. Dr. Jan Mehner, Dekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, fest. Geßner gehörte nicht nur zu den Gründern der Europäischen Plattform für Smart Systems Integration (EPoSS), er leitete auch die internationale Smart Systems Integration Conference und Ausstellung als Chairman seit ihrer Etablierung im Jahr 2007. Weitere Forschungsschwerpunkte seiner Arbeit waren unter anderem mikro- und nanoelektronische Systeme sowie Lösungen für deren Integration in verschiedene Anwendungen. „In der studentischen Lehre setzte er sich maßgeblich für die Einrichtung des interdisziplinären Studiengangs Mikrotechnik/Mechatronik ein, wofür er im Jahr 2000 mit dem Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für die Anwendung der Mikroelektronik e. V. geehrt wurde“, berichtet Mehner. Zudem habe er einen der ersten internationalen Studiengänge der TU Chemnitz – den Masterstudiengang „Micro and Nano Systems“ – auf den Weg gebracht. Geßner war Autor von mehr als 900 Publikationen und meldete 136 Patente in 48 Patentfamilien an.

Thomas Geßner wurde 1954 in Karl-Marx-Stadt, jetzt Chemnitz, geboren. Er studierte Physik an der TU Dresden und wurde dort 1983 promoviert. Seine Habilitation erhielt er 1989 an der TU Karl-Marx-Stadt. Er arbeitete zuvor im Bereich angewandte Kernphysik im Zentralinstitut für Kernforschung der Akademie der Wissenschaften in Rossendorf. Daran schloss sich eine Tätigkeit an der TH Karl-Marx-Stadt in Kooperation mit dem Zentrum Mikroelektronik Dresden an. 1987 wurde er Abteilungsleiter im damaligen Technikum Mikroelektronik der TU Karl-Marx-Stadt, aus dem er 1991 das Zentrum für Mikrotechnologien gründete, das er seitdem leitete. 1993 erhielt er einen Ruf als Professor für Mikrotechnologie an die TU Chemnitz. Von 1994 bis 1997 war Geßner Prorektor für Forschung der TU Chemnitz, von 2006 bis 2009 war er Dekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik.

Den ersten DFG-Sonderforschungsbereich an der TU Chemnitz zum Thema „Mikromechanische Sensor- und Aktorarrays“ leitete Geßner von 1995 bis 2006 als Sprecher und setzte sich stark für die schnelle Überführung der Ergebnisse der Grundlagenforschung und der ersten Prototypen in die industrielle Anwendung ein. Geßner hatte zudem seit 2011 die Sprecherschaft der Forschergruppe „Sensorische Mikro- und Nanosysteme“ inne. Von 2006 bis 2015 war er Sprecher des internationalen Graduiertenkollegs „Materialien und Konzepte für fortschrittliche Metallisierungssysteme“ Chemnitz/Berlin/Shanghai.

Die positive Entwicklung der Mikrosystemtechnik in Chemnitz führte 1998 zur Gründung der Abteilung „Micro Devices and Equipment“ des Berliner Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Chemnitz. Geßner leitete diese Abteilung bis 2007 und war darüber hinaus von 2006 bis 2008 Stellvertreter des Institutsleiters des Fraunhofer IZM und Leiter des Institutsteils Chemnitz des Fraunhofer IZM. Management und Belegschaft überzeugten unter Geßners Leitung mit ihrer dynamischen Entwicklung, so dass das Fraunhofer ENAS seit 2011 als eigenständiges Institut auftritt. In diesem Zusammenhang steht auch Geßners großes Engagement für die Errichtung des „Smart Systems Campus“ in unmittelbarer Universitätsnähe. Dieser Technologiepark verbindet heute auf kurzen, direkten Wegen renommierte wissenschaftlich-technische Einrichtungen mit Gründergeist, Unternehmertum und wirtschaftlichem Aufschwung.

Geßner war als Wissenschaftler international außerordentlich aktiv. So war er zum Beispiel seit 2008 Principal Investigator im Rahmen der japanischen Exzellenzinitiative an der Tohoku Universität Sendai. Im Rahmen des WPI-AIMR (World Premier International Research Initiative - Advanced Institut for Materials Research) etablierte Geßner eine internationale Forschergruppe an der Universität Tohoku in Sendai. Seit 2012 leitete er gemeinsam mit Prof. Esashi in Sendai das Fraunhofer-Projectcenter “NEMS / MEMS Devices and Manufacturing Technologies at Tohoku University”. 1999 wurde er in China zum Advisory Professor an der Fudan Universität Shanghai und 2003 an der Universität Chongqing ernannt. Zudem wurde er 2007 Gastprofessor der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking.

Geßners Expertise war national und international sehr gefragt, was auch seine Mitgliedschaft in Gremien der Europäischen Union sowie nationaler und internationaler Einrichtungen unterstreicht. So war er von 1998 bis 2004 Mitglied des Wissenschaftsrates der BRD. Von 2003 bis 2009 engagierte er sich im Senatsausschuss Evaluierung der Leibniz-Gemeinschaft. Er war Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig sowie seit 2002 Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Seit 1999 war Geßner Mitglied der Koordinierungsstelle der Deutschen Wissenschaftsorganisationen (KOWI) in Brüssel. Zudem wirkte er von 2008 bis 2013 im Ausschuss für Forschungsbauten des Wissenschaftsrates.

"Die TU Chemnitz trauert um Professor Geßner. Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen“, sagt der Kommissarische Rektor Prof. Schubert und fügt hinzu: "Unsere Universität – insbesondere die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik – wird die durch Professor Geßner initiierten Forschungslinien weiter verfolgen und die mit seiner Unterstützung geknüpften Kontakte zu Wissenschaftlern und Praxispartnern rund um den Erdball mit viel Engagement pflegen und so das Andenken an einen hochgeschätzten Wissenschaftler und Menschen bewahren."

Veranstaltungshinweis: Das Ehrenkolloquium zum Gedenken an Prof. Dr. Thomas Geßner findet am 8. September 2016 um 10 Uhr im Hörsaalgebäude der Technischen Universität Chemnitz, Raum N 115, statt.

Nachruf des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme ENAS: http://www.enas.fraunhofer.de/

Mario Steinebach
25.05.2016

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