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Zielstrebig vom Forschungsthema zum Hightech-Start-up

Die aus der TU Chemnitz ausgegründete Firma 3dvisionlabs entwickelt Sensoren, die zum Beispiel automatisiert Räume überwachen können - Kooperation mit Universität wird facettenreich fortgesetzt

  • Zwei Männer sitzen vor einem PC
    Ein Blick zurück: Markus Heß und Dr. Michel Findeisen (v.l.) arbeiteten 2017 noch an der Professur Digital- und Schaltungstechnik der TU, an der sie die 3D-Sensor-Technik entwickelten. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Lars Meinel

Ob zur Automatisierung des Zuhauses der Zukunft, zur Erfassung von Notfällen und Gefahren oder für kassenlose Einzelhandelsgeschäfte – bei der Digitalisierung unseres Alltags sind kamerabasierte Analysesysteme zur Erfassung menschlichen Handelns nicht mehr wegzudenken. Das Problem: Viele dieser Systeme sind technisch zu aufwändig und kostspielig, um praxistauglich zu sein. Für ein System, das etwa gestürzte Personen in einer Wohnung erkennt, müssten in jedem Raum mehrere Kameras installiert und über eine komplexe Infrastruktur miteinander verbunden werden.

Die im August 2017 aus der Technischen Universität Chemnitz heraus gegründete 3dvisionlabs GmbH wirbt damit, nun mit „HemiStereo“ eine neue 3D-Kamera-Technik entwickelt zu haben, die diese Hürde überwindet. Pro Raum wird zukünftig nur noch ein einziger Sensor nötig sein, um Personen zu erkennen und beispielsweise Bewegungen zu erfassen. Dazu sind drei extrem weitwinklige Kameras in einem Gerät verbaut. Durch ein spezielles Verfahren können 3D-Informationen des beobachteten Bereichs in Echtzeit errechnet und ausgewertet werden. Im Vergleich zur Auswertung von einfachen 2D-Bildinformationen bietet dies erhebliche Vorteile bei der Genauigkeit der Erfassung.

Wegbereiter für die Gründung des Hightech-Start-ups ist die TU Chemnitz

Die drei Firmengründer Dr. Michel Findeisen, Lars Meinel und Markus Heß wurden schon früh im Rahmen ihrer Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiter der Professur Digital- und Schaltungstechnik an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Chemnitz auf ihre Zukunft im Hightech-Start-up vorbereitet. „Die Durchführung zahlreicher Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten an der Universität schuf das fachliche Fundament zum Maschinellen Sehen und zur Softwareentwicklung auf Embedded Systemen“, sagt Meinel und fügt hinzu: „Insbesondere zukunftsrelevante Forschungsthemen im Zusammenhang mit unterstützenden Technologien für das gesunde und selbstbestimmte Altern lieferten dann die Idee für eine neue optische 3D-Sensorik zur Erfassung komplexer Umgebungen.“ Die TU Chemnitz unterstützte die Idee von Anfang an, sodass einerseits die Promotion von Findeisen zu den theoretischen Grundlagen von „HemiStereo“ als auch ein großes Verbundprojekt der TU Chemnitz zur Erforschung multimodaler omnidirektionaler Sensorprinzipien im Projekt MOVA3D realisiert werden konnten. Der eigentliche Schritt zur Existenzgründung von 3dvisionlabs wurde dann durch die TU Chemnitz und das Gründernetzwerk SAXEED gemeinsam durch die Betreuung eines EXIST-Gründerstipendiums ermöglicht.

Universität bleibt Partner für konstante Innovation

Zur Fortsetzung der erfolgreichen Kooperation zur Universität wählten die Gründer sodann einen Standort in unmittelbarer Campusnähe: das Start-up-Gebäude des Technologie Centrum Chemnitz am Technologie Campus. „Gerade für Studenten der TU Chemnitz ist dieser Standort von 3dvisionlabs ideal“, so Sebastian Weiss, Werkstudent für Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz bei 3dvisionlabs. Nach wie vor spielt die Ausbildung von Studierenden bei 3dvisionlabs eine wichtige Rolle. So werden beispielsweise Masterarbeiten zusammen mit Professuren der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik angeboten und unterstützt. Insbesondere die Themen rund um Optimierung von Verfahren zur 3D-Vermessung verlangt eine professionelle Betreuung studentischer Arbeiten. „Hier haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, beispielsweise mit der Professur für Robotik und Mensch-Technik-Interaktion der TU“, so Findeisen. Nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels spielt die Gewinnung von jungen Talenten für das Unternehmen eine wichtige Rolle. „Die Teilnahme an Karrieremessen wie die TUConnect sowie die Nutzung des Jobportals des Career Service der TU Chemnitz sind wertvolle Unterstützungsmittel für unser Firmenwachstum“, ergänzt Meinel.

„Um das Unternehmen konstant innovativ zu halten, ist zu dem die Durchführung von Forschungsprojekten essentiell. Das engmaschige Netz an vorhandenen universitären Kooperationspartnern ermöglicht es uns, interdisziplinär mit Unterstützung der TU Chemnitz mehrere F&E-Aktivitäten zu betreiben und gegebenenfalls an öffentlichen Förderungen zur partizipieren“, erklärt Findeisen. Dabei reicht die Themenbandbreite vom Personen-Tracking in weitläufigen öffentlichen Bereichen mit der Professur für Marketing und Handelsbetriebslehre bis hin zur Erforschung von kompakten, günstigen Sensoren zur Gefahrenerkennung mit der Professur für Mess- und Sensortechnik der TU Chemnitz.

Markteintritt steht bevor

Diese Herangehensweise überzeugte nicht zuletzt den Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS), welcher aktuell in die 3dvisionlabs GmbH eine hohe sechsstellige Summe investiert. Gegenwärtig befindet sich die HemiStereo-Technologie im ausgereiften Prototypenstadium. Erste Pilotkunden und Partner testen das aktuelle Modell in neuen Anwendungen. So erkennt der Sensor bereits Gefahren in Selbstbedienungsbereichen-Bereichen einer Bank in Karlsruhe oder Diebstähle in einer Berliner Filiale einer großen Supermarkt-Kette. „Durch das Feedback unserer Partner sind wir in der Lage, unser Produkt vor der öffentlichen Einführung ausgiebig zu testen und zu verbessern“ erklärt Meinel. Das an Entwickler gerichtete Development Kit soll ab Sommer 2019 lieferbar sein. Mit dem Kapital des TGFS will 3dvisionlabs zunächst Personal in Vertrieb und Entwicklung aufbauen, um in mehreren Pilotprojekten die wirtschaftlichen Vorteile der neuen Technik zu beweisen. Außerdem soll die erste kommerzielle Serienversion des Produktes in den Markt eingeführt werden.

Thomas Dörffel vom TGFS begründet das Engagement: "Wir freuen uns, mit 3dvisionlabs ein junges und chancenreiches Unternehmen zu unterstützen, dass sich mit der neu entwickelten, ominidirektionalen 3D-Umfelderkennung HemiStereo den Herausforderungen stellt, das maschinelle Sehen in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz grundlegend zu erweitern. Mittels dieser Technologie werden innovative und praxisorientierte Lösungen u. a. für Gebäudeautomatisierung, Smart Home, Security sowie im Einzelhandel ermöglicht."

Hintergrund: Technologiegründerfonds Sachsen

Der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) stellt technologieorientierten Gründern Beteiligungskapital für die Seed- und Start-up-Phase zur Verfügung. Der Fonds wurde 2008 mit einem Volumen von 60 Millionen Euro aufgelegt und im März 2016 auf mehr als 124 Millionen Euro aufgestockt. Zielunternehmen des TGFS sind junge, innovative, technologieorientierte Gründer und Unternehmen, die den Branchen ITK, Halbleiter- und Mikrosystemtechnik, Medizintechnik, Life Science, Umwelt- und Energietechnik sowie Neue Medien angehören. Der TGFS richtet sich an  Unternehmen mit Sitz oder Betriebsstätte in Sachsen. Weitere Informationen: www.tgfs.de

Veranstaltungshinweis: Am 24. Juni 2019 lädt das Gründernetzwerk SAXEED ab 17.30 Uhr zur Informations- und Vernetzungsveranstaltung "Forschung nutzbar machen" ein, in deren Rahmen u. a. Thomas Dörffel (Technologiegründerfonds Sachsen) und Dr. Michel Findeisen (3dvisionlabs GmbH) zum Thema "Von der Idee zur Finanzierung – Schritt für Schritt zum Invest" sprechen werden und darüber hinaus für Fragen zur Verfügung stehen. Um Anmeldung wird gebeten. Weitere Informationen: https://www.saxeed.net/termin/infoveranstaltung

Mario Steinebach
12.06.2019

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