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„Eines der letzten echten Abenteuer“

TU-Student Jost Kobusch bestieg am 3. Oktober 2017 den über 7.000 Meter hohen Nangpai Gosum II im Himalaya – als erster Mensch, ganz allein und ohne Sauerstoffflasche

„Eigentlich habe ich Höhenangst“, sagt Jost Kobusch über sich. Zumindest hatte er die noch in der Schule. Damals kam er im Rahmen einer Schul-AG im Alter von zwölf Jahren das erste Mal mit dem Klettersport in Berührung. „Ich denke, dass mich einfach schon immer der Gedanke gereizt hat, meine eigenen Grenzen zu verschieben um mir im Leben mehr Möglichkeiten zu verschaffen“, sagt Kobusch voller Überzeugung. Heute ist er Extrembergsteiger und seit 2016 Student des Studiengangs Sports Engineering an der Technischen Universität Chemnitz. Hier kann er seine Liebe zum Sport mit einem Studium verbinden.

Erster Mensch auf dem Nangpai Gosum II

Mit seinen 25 Jahren kann Kobusch bereits eine Fülle beachtlicher Expeditionen vorzeigen. Dazu zählt unter anderem die Solo-Besteigung der Ama Dablam 6.812 Meter, mit 21 Jost Kobuschs persönliche Taufe zum Extrembergsteiger sowie die Besteigung der Annapurna I im zentralen Norden Nepals. Das bis zu 8.000 Meter hohe Bergmassiv gilt unter Bergsteigern als eines der gefährlichsten Gebiete auf dem Globus.

Am 3. Oktober 2017, 10:25 Uhr Ortszeit, konnte Kobusch seiner Sammlung eine ganz besondere Gipfelbesteigung hinzufügen: Als erster Mensch überhaupt, gelang es ihm, die 7.296 Meter des Nangpai Gosum II zu erklimmen. Noch beeindruckender: Der Chemnitzer Student erreichte die Spitze des Berges im östlichen Nepal ganz alleine. „Solche Besteigungen sind noch unverfälschter, echter Alpinismus“, erklärt der junge Extremsportler. Zu dieser außergewöhnlichen Leistung startete Kobusch am 25. September. Sein erster Versuch schlug jedoch fehl, da die Sonne das Eis auf entscheidenden Abschnitten seiner Route zum Schmelzen brachte. „Doch anstatt niedergeschmettert zu sein, stand es für mich außer Frage abzureisen. Nicht bevor ich nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte“. Zum zweiten und schlussendlich erfolgreichen Aufstieg brach er am 30. September auf. Diesmal auf einer neuen, weniger direkten Strecke und ohne Seile oder Sicherungstechnik. Drei kräftezehrende und abenteuerliche Tage später erreichte der Extrembergsteiger den Gipfel: „Da oben zu stehen, das war befreiend. All diese Schmerzen, die Anstrengungen, die vorher da waren, haben auf einmal nachgelassen“, schildert Jost seine Empfindungen.

Sportliche Leidenschaft und Studium verbinden

Mehr noch als sein Können und seine Grenzen auszutesten, ist die Passion für das Bergsteigen auch eine wichtige Einnahmequelle für Jost Kobusch. „Seit etwa zweieinhalb Jahren entwickle ich gemeinsam mit einem koreanischen Outdoor-Sport-Unternehmen Textilien, die auf meine Bedürfnisse als Athlet abgestimmt sind und die ich unter extremen Bedingungen teste“, erklärt Kobusch. Ergänzend zu dieser Kooperation entwirft er außerdem Rucksäcke mit einer Firma aus Schweden. Ein weiteres besonderes Anliegen für den Natur-Enthusiasten ist derzeit auch der Bau seiner eigenen Skier. Seine Arbeit und damit direkte Einflussnahme auf die Entwicklung dieser Projekte bereiten dem 25-Jährigen so viel Spaß, dass er sich entschlossen hat, in diesem Bereich auch sein Studium zu absolvieren. „Der Studiengang Sports Engineering in Chemnitz beinhaltet einige Elemente, die mir bei all dem weiterhelfen und somit auch zum erfolgreichen Bergsteigen beitragen“, fasst Kobusch zusammen.

TU Chemnitz unterstützt Spitzensportler 

Studium und Sport zu vereinen, das ist eine Herausforderung für viele Athleten auf höchstem Niveau. Mit der Initiative „Partnerhochschule des Spitzensports“ bietet die TU Chemnitz Spitzensportlerinnen und -sportlern viele Möglichkeiten, ihre akademische und sportliche Laufbahn im Einklang gestalten zu können. So zum Beispiel ein flexibler Aufbau des Stundenplans, Individuell abgestimmte Abgabe- und Prüfungstermine sowie die Einführung von Urlaubssemestern als „Meisterschaftssemester“. Hiervon profitiert auch Jost Kobusch: „Das Spitzensportler-Programm der TU hilft mir, die starren Abläufe mit Unterstützung eines Tutors anzupassen“. In Zukunft hofft er zudem, auch Sportanlagen der Universität für sein Training nutzen zu können. Aber vorher hat Kobusch noch ein anderes Ziel im Blick: Der Extrembergsteiger will im kommenden Winter beim „Denali 6.193 Meter Winter Solo Expedition“ in Alaska dabei sein. Die Besteigung des höchsten Berges in Nordamerika findet bei eisigen Temperaturen während der Polarnacht statt. Die Athleten können nur mit maximal drei Sonnenstunden pro Tag rechnen. „Dieses Vorhaben wurde bisher erst von einem einzigen Menschen gemeistert“, berichtet Kobusch. Ein Abenteuer ganz nach seinem Geschmack.

(Autor: Lars Meese)

Mario Steinebach
05.11.2017

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