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„An Basics fehlt’s“

An der Schnittstelle zwischen Schule und Universität: Lehrer aus der Region und Vertreter der TU Chemnitz diskutierten am 28. November 2015 über Grundlagenwissen und Studierfähigkeit

Immer mehr junge Menschen streben heutzutage ein Studium an. „In Deutschland studieren in diesem Jahr so viele wie nie zuvor. Das trägt dazu bei, dass die Studierendenschaft immer heterogener wird. Darauf müssen wir uns an den Hochschulen einstellen“, berichtet Dr. Maria Worf, die die Tagung mit dem Philologenverband initiierte und als Projektkoordinatorin des BMBF-Projektes TU4U an der TU Chemnitz die Brücken in das Studium seit Jahren begleitet. Dass Schule und Universität als Anschlussglieder in der Bildungskette gut aufeinander eingestellt sein müssen, scheint naheliegend. „Wir erleben diese Heterogenität in unseren Brücken- und Vorbereitungskursen immer stärker. Da ist es doch wichtig zu wissen, über welche Kenntnisse und Fähigkeiten Absolventen sächsischer Gymnasien eigentlich verfügen und welche Voraussetzungen auf Seiten der Hochschule erwartet werden?“, so Worf. Doch die Praxis sieht anders aus: „Die Brücke zwischen Schule und Universität ist an vielen Stellen überhaupt nicht ausgebaut. Oft weiß die eine Seite gar nicht, was die andere Seite erwartet: Wie wird Studierfähigkeit definiert? Welche Kompetenzen sind für ein erfolgreiches Studium unabdingbar?“ Fragen, die Anlass gaben, beide Seiten zusammen zu führen und stärker miteinander zu vernetzen. Schauplatz des gemeinsamen Brückenbauens zwischen Vertretern des Philologenverbandes, Lehrern aus Sachsen und Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Technischen Universität Chemnitz war am 28. November 2015 das Gymnasium Einsiedel.

Prof. Dr. Winfried Thielmann, Professor für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der TU, eröffnete die Tagung mit einem Vortrag. Thielmann machte deutlich, dass Sprache, Sprachverständnis und Sprachkompetenz als Schlüssel für den leeren Raum zwischen Studierfähigkeit und Allgemeiner Hochschulreife dienen. Voraussetzungen für ein Studium sind u. a. das sichere Beherrschen sprachlicher Elementarbereiche (wie der Einsatz von Präpositionen), Textverständnis sowie eine differenzierte und reflektierte Sprache.
Im Anschluss an den Vortrag wurden in fünf fachspezifischen Ideenbörsen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Wissenschaftssprache und Gesellschaftswissenschaften) Probleme, Herausforderungen und Lösungsansätze innerhalb der verschiedenen Fächer bzw. Fachbereiche identifiziert und diskutiert.

In Bezug auf die zu beobachtenden Schwierigkeiten, die Studienanfänger in mathematischen Fächern haben, bestätigen beispielsweise die Befunde der Workshopteilnehmer, „dass die für die Hochschule besonders relevanten handwerklichen Fähigkeiten von Schülern u. a. zugunsten von Kompetenzen hinsichtlich der Bedienung von grafikfähigen Taschenrechnern leiden“, so Andrea Hertel, eine Teilnehmerin von Seiten der TU Chemnitz. Zusammenfassend liegen die Schwierigkeiten heutiger Studienanfänger nicht in fachlichen Defiziten, sondern vielmehr in personellen Kompetenzbereichen, z. B. Problemlösen, Selbstorganisation, Selbstständigkeit, Motivation, Neugierde und Anstrengungsbereitschaft. Diese Schwächen verstärken sich durch strukturelle Problemfelder wie zu enge Lehrpläne, Zeitmängel und wenig praxisorientierter Lehrerausbildung.

Doch trotz dieser Ausgangssituationen konnten gemeinsam Lösungen erarbeitet werden, die auf unterschiedlichen Ebenen wirksam werden können. So werden auf der bildungspolitischen Ebene flexiblere Lehrpläne und didaktische Gestaltungsfreiräume v. a. mit Blick auf Zeit benannt. An der Schnittstelle zwischen Schule und Universität sollen die geknüpften Kontakte in Facharbeitskreisen und hochschuldidaktischen Fachverbünden weiter gepflegt werden. Auch die Lehrerfortbildung soll sich stärker an universitäre Strukturen koppeln. „Für eine bessere Zusammenarbeit in den Gesellschaftswissenschaften werden wir die Aktivitäten des transdisziplinären Unterrichts gemeinsam mit der Universität stärken und die Betreuung von wissenschaftlichen Arbeiten von Schülern stärker begleiten“, fasst Worf zusammen.

Mit dieser Veranstaltung ist ein wichtiger Brückenschlag für eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität getan. Es folgen die regionale Ausweitung des Netzwerkes auf ganz Sachsen und ein Treffen mit der Sächsischen Kultusministerin zur Studierfähigkeit im Frühjahr des kommenden Jahres.

(Autorin: Dr. Maria Worf)

Mario Steinebach
01.12.2015

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